"Fisch ahoi!": Kochen mit gesundem Dilettantismus
Von Nina Oberbucher
Dass sie keine Angst vor kulinarischen Experimenten haben, das haben die drei Protagonisten von „Fisch ahoi!“ (ORFeins, 23 Uhr) bereits bei ihrem ersten TV-Projekt bewiesen. „Ochs im Glas“ hieß die achtteilige Serie, die 2015 im Fernsehen zu sehen war und zunächst ohne Unterstützung eines Senders entstanden ist.
Da haben Fotograf Ingo Pertramer, Künstler Thomas Nowak sowie Gourmetkritiker und KURIER-Autor Florian Holzer einen ganzen Ochsen zerlegt, verkocht und in 1500 Gläser eingerext.
Das unterhaltsame wie lehrreiche TV-Ergebnis wurde 2016 mit einer ROMY ausgezeichnet. „Uns ist da unabsichtlich ein eigenes Genre passiert“, sagt Pertramer. „Es ist eine Mischung aus Dokumentation, Humoristik und Kulinarik.“
Nun haben sich die drei Hobbyköche erneut zusammengetan und mit der sechsteiligen Serie „Fisch ahoi!“ ihr nächstes Fernsehabenteuer realisiert. Dieses Mal war auch der ORF von Anfang an dabei.
Unter dem Motto „Das Meer braucht eine Pause“ stellen Pertramer, Nowak und Holzer Fischkonserven selbst her – und zwar in der nachhaltigen Variante, ausschließlich aus heimischen Süßwasserfischen. Anstelle von Sardinen kommen da Saiblinge in die Dose, für den Rollmops wird eine Forelle verwendet und der Original Wiener Herings-Gabelbissen durch eine Variante aus Hecht ersetzt.
Wie schon beim Ochsen ist auch bei „Fisch ahoi!“ jeder einzelne Schritt zu sehen: vom Töten über das Ausnehmen bis hin zum Zerlegen und Zubereiten. Mit allen Schwierigkeiten – und Missgeschicken.
„Die drei haben eine große Freude am Experimentieren, sind total kreativ und virtuos – aber Köche sind sie nicht und sie scheitern oft an Banalitäten“, sagt Jakob Kubizek, der gemeinsam mit Peter Sihorsch für Regie und Produktion verantwortlich zeichnet. „Aber davon lebt diese Serie natürlich auch: von diesem gesunden Dilettantismus und davon, dass man da drei Männern zuschaut, wie sie stolpernd und taumelnd irgendwie zu einem Ergebnis kommen.“
Gedreht wurde in mehreren Blöcken aufs ganze Jahr verteilt – „wegen der unterschiedlichen Schonzeiten“. In Folge eins geht es an den Neusiedlersee, wo unter anderem ein Waller gefangen wird, der als Ersatz für den allseits beliebten Thunfisch in eine Dose wandern soll. Der Waller wird – nachdem er auf einem Ast hängend mit dem Gartenschlauch abgespritzt wurde – zerteilt und im Backrohr gegart, dann kommt er in die alte Dosenmaschine.
„Normalerweise kaufst du die Fischdose, da drinnen ist ein komisches Fleischstück, das keine Augen, keinen Schwanz, keine Flossen, keine Schuppen hat und du verarbeitest es halt, ohne zu realisieren, dass das mal ein Fisch war“, erzählt Holzer.
Ziel der Serie sei es, ein Bewusstsein für einen nachhaltigeren Konsum zu schaffen, weg von der Anonymität. „Jetzt ist zwar der Fisch das Thema, aber im Endeffekt gilt das von Gewand bis Möbel: Einfach ein bisserl nachdenken und nicht nur hingreifen, weil’s da ist“, sagt Pertramer.
Neben dem Waller gibt es in der Auftaktfolge auch einen Aal. Auf die Idee, die verschiedenen Dosen zu beschriften, kam aber niemand. „Die erste Charge war halt eine Überraschung“, lacht Pertramer.