Kultur/Medien

Brigitte Hobmeier: "Schauspieler lieben den Konflikt“

Die Bergleute von Altaussee haben in den letzten Stunden des Zweiten Weltkriegs eine weitere Wahnsinnstat verhindert: Die Nazis wollten einen Stollen sprengen, in dem wertvollste Kunstwerke lagerten. Der Film „Ein Dorf wehrt sich“ ist am 23. März wieder zu sehen – als Fernsehfilm der Woche im ZDF (20.15 Uhr).

In einer der Hauptrollen: Brigitte Hobmeier, die dafür für die ROMY nominiert worden ist.

 

KURIER: „Ein Dorf wehrt sich“ könnte aktueller nicht sein. Es geht um Zivilcourage im Angesicht von starkem Gegenwind. Wie sehr kann so ein Film sensibilisieren?

Brigitte Hobmeier: Ich hoffe das doch sehr! Sonst ergäbe es überhaupt keinen Sinn, dass wir diesen Film gemacht haben. Deswegen erzählen wir uns Geschichten, seit es Menschen gibt. Damit wir das Leben begreifen und über das Leben lernen.

Diesfalls: Geschichten von echten Menschen.

Marianne Feldhammer – das Vorbild für meine Rolle der Elsa Mitterjäger – hat allemal das Recht dazu, dass man sich ihrer erinnert. Und an das, was sie während des Krieges, aber speziell in den letzten Kriegswochen, -tagen, -stunden geleistet hat an Widerstand und Zivilcourage.

Die Geschichte wurde zuvor von Hollywood verfilmt.

Die „Monuments Men“, die ja auch die Geschichte in Altaussee erzählt haben, haben sich für die Kunstwerke interessiert. Unserer Regisseurin Gabriela Zerhau war es wahnsinnig wichtig, einen Film über die eigentlichen Helden zu machen: über die Bergarbeiter, die Partisanen. Über das Dorf, das sich gegen diesen letzten Irrsinn dieser Nazi-Herrschaft hinwegsetzt. Und eigentlich als Nebenprodukt all die Kunstwerke rettet.

Sie wurden zu Vorbildern.

Wenn vielleicht heute eine Frau sagt: Was soll ich denn machen? Vielleicht schaut sie sich den Mut von Marianne Feldhammer an. Und fasst selbst ein Stückchen Mut, wo sie sich sonst davongeschlichen hätte. Das ist mir ein großes Anliegen.

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Ist das ein schwieriger Dreh, wenn etwas so nah an die Grundfesten des Zusammenlebens geht?

Nein. Schauspieler suchen ja den Konflikt. Und suchen das, wo es wehtut, wo die größte Brisanz dessen ist, was man erzählen kann. Harmonie ist im Alltag schön, aber im Film nicht (lacht).

Der Film hat nach der ORF-Ausstrahlung viel Niederschlag gehabt – bekommen Sie da auch Feedback?

Leider nicht. Ich lebe in München, und habe nur Erzählungen – gute Quote! – mitbekommen. Ein Gespräch mit den Menschen leider nicht, das habe ich schon vermisst.

Das wird beim nächsten Projekt anders sein: Heuer werden Sie im TV-Sechsteiler „Oktoberfest 1900“ zu sehen sein, was in München ja doch eher wichtig ist.

Ich hoffe, dass ich da direkteres Feedback bekomme – und zwar positives (lacht).

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Es geht um die Bier...

...madln.

Das sind die mit den zehn Maßkrügen in der Hand?

Genau. Was ich übrigens beim Dreh auch gemacht habe.

Wie ist das?

Schwer! (lacht) Unfassbar schwer. Man braucht eine gewisse Technik, wie man die Krüge zusammenstellt. Sonst hat man keine Chance.

Was wird über die Biermadln erzählt?

Die sind Teil der Geschichte – es geht dabei um den Streik der Biermadln. Und den Beginn der Emanzipation, und dass damals ein Minimum an Arbeitsrecht für die untersten Schichten eingefordert wurde. Heute verdienen die g’scheit. Aber damals waren die alles andere als geschützt, waren fast Halbprostituierte, weil sie nur übers Trinkgeld gelebt haben. Und als die Bierpreise dann stiegen, haben die Menschen auch kein Trinkgeld mehr gezahlt.

Beim Bierpreis sind wir am Kern der Geschichte.

Ja, es geht um das Fressen der kleinen Bierbrauereien durch die großen Bierbarone. Damals gab es über 20 kleine Brauereien, die in einem Kreis um die Wiesn aufgestellt waren. Die wurden nach und nach durch diese großen Bierarenen gefressen, wie wir sie heute noch kennen.

Dabei liegen doch kleine Brauereien heute wieder im Trend – Stichwort Craft Beer, sagt man mir als Nicht-Biertrinker.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Craft-Beer-Zelt am Oktoberfest geben wird. Aber im Gegensatz zu Ihnen liebe ich Biertrinken! Ich bin gerade in der Fastenzeit und leide furchtbar (lacht). Obwohl ja die Mönche früher da nur Bier getrunken haben. Ich mache irgendwas falsch.

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Sind Sie auch Oktoberfest-Besucherin?

Ich war Herzerlverkäuferin, um mir mein Studium zu finanzieren. Und ich habe da so viel Schlimmes erlebt, so viel Degradierung und Erniedrigung, dass ich das sehr, sehr lange gemieden habe. Mit meiner Familie jetzt gehe ich wieder hin, kaufe einer Herzerlverkäuferin ein Lebkuchenherz ab, lasse die Kinder ein, zwei Mal fahren – und dann hauen wir wieder ab. Aber mein Verhältnis zum Oktoberfest ist schon sehr ernüchtert.

Und zur Tracht? Im Gegensatz zu heute wurde die früher in der Stadt nicht getragen. Zumindest in Wien, wie war das in München?

Tracht war total out. Als Münchner ging man schick aufs Oktoberfest. Ich finde, jeder soll anziehen, wozu er Lust hat. Solange ich nicht rausgeschmissen werde, weil ich kein Dirndl anhabe, ist mir das relativ wurscht.

Von München nach Wien ist es im Theater, wie man zuletzt gesehen hat, nicht weit: Martin Kušej kam von Residenztheater ans Burgtheater.

Ja! Ich bin schon so neugierig, was da los ist.

Haben Sie selbst Pläne für Wien?

Derzeit leider keine. Ich hätte gerne wieder mit Harald Sicheritz gearbeitet, aber das hat sich wegen meiner Termine leider zerschlagen. Ich habe hier immer furchtbar gerne gearbeitet. Auch bei den „Vorstadtweibern“ hatte ich eine unheimlich schöne Zeit. Ich liebe diese Stadt.

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