Masken im Pop: Gesichtsverlust
Von Guido Tartarotti
Das Straßenbild in Österreich wird sich in den kommenden Tagen verändern: Menschen, die Masken tragen, sieht man sonst nur im Fasching, der gerade pausierenden TV-Show „The Masked Singer“ – oder wenn man auf Reisegruppen aus Japan oder Südkorea trifft.
Was für viele Menschen ungewöhnlich ist, kennen Rock- und Popfans jedoch schon lange: In der populären Musik ist das Tragen von Masken auch in weniger virusbelasteten Zeiten nicht ungewöhnlich.
Die ersten, die das Maskenkonzept populär gemacht haben, waren die vier Musiker der amerikanischen Hardrockband KISS in den 70er-Jahren. Paul Stanley (Starchild), Gene Simmons (Demon), Peter Criss (Catman) und Ace Frehley (Spaceman) verkörperten vier Fantasie-Charaktere, ihre Masken – genauer gesagt: ihr Makeup - waren beeinflusst von der japanischen Comic-Kultur und vielleicht auch von der italienischen Commedia dell‘ arte.
Paul Stanley, erinnert sich, dass die Band dieses Konzept „spaßig“ fand: „Natürlich schockierten wir die Leute mit diesen wilden Farben im Gesicht. Aber wir lachten darüber. Und bekamen genau die Aufmerksamkeit, die wir wollten.“ KISS gelang es damals tatsächlich, ihre wahren Gesichter vor der Öffentlichkeit zu verbergen.
Als die Band 1983 für das Album „Lick It Up“ die Masken ablegte und unmaskiert im Fernsehen auftrat, war die Aufregung riesig. Unmaskiert verloren KISS jedoch rasch an Wirkung – heute tritt die Gruppe wieder maskiert auf (und befindet sich seit Jahren auf „allerletzter“ Abschiedstournee).
Horror
Die derzeit bekannteste maskierte Band ist Slipknot. Die neunköpfige Truppe aus Iowa verbirgt ihre Gesichter hinter Horror-Masken, passend zum düsteren Metal-Sound der Gruppe. Fotos von den unbedeckten Gesichtern der Gruppenmitglieder sind extrem selten.
2006 gewann eine maskierte Rock-Band den Song Contest: Lordi aus Finnland, 1992 gegründet, siegten mit dem eingängigen „Hard Rock Hallelujah“, aber vermutlich auch Dank ihrer sehr ungewöhnlichen Monster-Kostümierung.
Weitere bekannte Rock-Acts mit Makeup oder Maske sind Alice Cooper, Twisted Sister, Ghost, GWAR und Marilyn Manson. Und auch Genesis – später weltberühmt geworden mit Sänger Phil Collins und gefälligem Stadion-Pop – sorgten zu Beginn ihrer Laufbahn mit kunstvoll verschnörkeltem Progressive-Rock und der fantasievollen Kostümierung ihres ersten Frontmans Peter Gabriel für Aufsehen.
Panda
Auch in der Rap-Szene sind Masken nichts Ungewöhnliches: Die bekanntesten Dauerfaschingsfans sind Sido (er trug zu Beginn seiner Karriere eine Totenkopf-Maske, inspiriert vom amerikanischen Rapper The Ghostface Killah, sein erstes Soloalbum hieß „Maske“) und Cro, der sein Gesicht hinter einer Panda-Maske verbirgt.
Die Hamburger HipHop-Band Deichkind ist berühmt für ihre aufwändige Kostümierung und ihre Dreiecks-Hüte. Das französische Elektronik-Pop Duo Daft Punk versteckt sich seit Beginn seiner Karriere unter Roboter-Helmen, die Gesichter der Musiker sind bis heute kaum bekannt.
Sogar im Musical-Bereich ist das Masken-Konzept bekannt: Die Hauptfigur von „Das Phantom der Oper“ versteckt ihr entstelltes Gesicht hinter einer Maske.
Nahezu vergessen ist eine in den 70er-Jahren populäre österreichische Formation: Die futuristische Disco-Band Ganymed („Money Is Addiction“) trat kostümiert und maskiert auf, ihr optisches Design war beeinflusst von Weltraum-Filmen wie „Star Wars“.