Kultur

Kurt Palm: Bad Fucking und eine Kafka-Klamotte

Er war ja nicht nur ein Melancholiker, sondern auch ein Meister des Absurden. "Einmal brach ich mir das Bein, es war das schönste Erlebnis meines Lebens", schrieb Franz Kafka.

Kurt Palm, Regisseur und Autor, möchte nun die komischen Seiten des zu oft als finster bezeichneten Prager Genies beleuchten: "Kafka, Kiffer und Chaoten" heißt das jüngste volksbildnerische Projekt des promovierten Germanisten: "Eine durchgeknallte Komödie mit Musik". Dem Taxler Josef "Joschi" Deininger, der seit Jahren Stars chauffiert und im Kulturmontag am 1. Juli (22.30 Uhr) von seinen Begegnungen mit den Kulturschaffenden erzählt, hat Palm bereits davon berichtet.

Und nun auch dem KURIER: Palm hat Kafkas Erzählung "Ein Landarzt", die im Winter in Böhmen spielt, im Hochsommer in Sizilien verfilmt. Es geht dabei um fünf faule, kiffende Studenten aus Wien, die Franz Kafka höchstpersönlich in ihren VW-Bus packen. Bollywood und Frauen, die Burka tragend Spaghetti essen, kommen auf Nebenschauplätze vor. Die großartigen Linzer Hip-Hopper Texta haben die Musik zum Film gemacht.

Sündenpfuhl

Am liebsten wäre es Palm, wenn der Film in einer Doppelvorstellung liefe – Palm macht sich im Herbst nämlich selbst Kino-Konkurrenz. Harald Sicheritz verfilmt dieser Tage Kurt Palms skurrilen Krimi "Bad Fucking" über einen kleinen, verschlafenen Ort, der sich als Sündenpfuhl entpuppt. Es geht um Gelüste, Nöte, Mord und andere Missetaten. Das Buch ist filmisch aufgebaut, ursprünglich wollte Palm eine Fernsehserie daraus machen, er war also kaum überrascht, als die MR-Film nun anfragte. Selbst Regie führen wollte Palm dabei nicht: "Ich hab' das Buch geschrieben, das Theaterstück inszeniert, und jetzt reicht's mir."

Regisseur und Drehbuchautor Harald Sicheritz durfte selbstverständlich mit Palms Unterstützung rechnen. Und baute ihm, in alter Hitchcock-Manier, einen Cameo-Auftritt ein. Palm wird darin den Namen des Films laut sagen – und zwar auf Englisch, was ja komplett falsch ist.

Am 15. Juli sollen beide Projekte abgedreht sein, der budgetär besser ausgestattete Sicheritz-Film wird es wohl zuerst ins Kino schaffen: In dem Ensemblefilm wirken unter anderen Michael Ostrowski, Adele Neuhauser und Wolfgang Böck mit.

Warum Palm lieber einen Kafka-Film dreht: "Ich mag das düstere Bild, das die Leute von Kafka haben, nicht. Er war auch ein komischer Typ." Der Film wird eine "Persiflage auf Film- und Literaturwissenschaft, auch auf die Werktreue. Ein Roadmusical, stellenweise auch eine Klamotte. Ich habe die Tradition der österreichischen Musikfilme wieder aufgenommen. Wir vermischen Peter Alexander mit Bollywood-Tanzeinlagen." Klingt anstrengend? "Nein! Er ist so leicht wie die österreichischen Musikfilme der sechziger Jahre. So wie die 'Tollen Tanten'."

Mit Hubsi Kramar, Franz Ferdinand Kratzl, Florentin Groll und, in einer Nebenrolle, mit dem Philosophen Franz Schuh. Palm selbst spielt sechs Kellner zwischen Prag und Sizilien.