Kultur

Kunsthalle Krems neu: Es lebe der Oberlichtsaal!

Wer gute aktuelle Malerei sehen will, muss nach Krems: So könnte der Slogan für die dortige Kunsthalle, die nach umbaubedingter Programmpause am 1. Juli offiziell wieder eröffnet, lauten.

Die Positionierung ergibt sich nicht nur aus der Vorgeschichte von Florian Steininger, der die Institution seit einem Jahr leitet. Sie ist auch taktisch klug: Mit dem Essl Museum wurde einer der zentralen Malerei-Schauräume des Landes geschlossen, viele Wiener Institutionen richten ihren Fokus heute auf malereifremde Formate oder bauen gerade um.

Während also das Wiener Künstlerhaus künftig keinen Oberlichtsaal mehr haben wird, hat die neue Kunsthalle Krems gleich zwei: Der eine, kleinere, bildet den Auftakt der Schau "Abstract Painting Now!", die auch eine programmatische Ansage Steiningers ist. Es ist ein Querschnitt durch die Welt heutiger abstrakter Malerei – und dass diese Kunstform tot sei, wird nach einem Rundgang niemand mehr behaupten.

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Von der Auslöschung der Farbe (Gerhard Richter, Herbert Brandl) bis zum locker-ironischen Umgang mit Pinsel und Spritzpistole (Katharina Grosse, Albert Oehlen) reicht das Spektrum, das allein der erste Saal skizziert. Auch danach zeigt sich: Die Malerei der vergangenen Jahre hat alle Debatten über ihre Möglichkeiten und Grenzen aufgesogen wie ein Schwamm. Selbiges behauptete auch die Schau "Painting 2.0" im Vorjahr im Wiener mumok – doch während diese stark vom Theorieseminar aus gedacht war, geht Steininger intuitiver vor.

Ein idealer Raum

Unterstützt wird er dabei von der Architektur, die unter Führung der Architekten Marte.Marte, die auch die derzeit nebenan entstehende Landesgalerie NÖ planten, revitalisiert wurde.

Die Besucher wandeln jetzt durch eine Allee wieder freigelegter Säulen, hinter denen die wenigen Trennwände zurücktreten. Der helle graue Boden verstärkt die puristische, nie kalte Atmosphäre, es ergeben sich herrliche Blickachsen.

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Steininger vertraut auf diese visuellen Bezüge und verzichtet auf einen lehrbuchmäßigen Parcours. So schweift der Blick von monochromer Malerei (Rudolf Stingel, Joseph Marioni) zu gestischer Pinselarbeit (Otto Zitko) zu geometrischen Bildern (Sarah Morris). Etablierte und eher unbekannte Namen hängen Seite an Seite, und auch wenn ein Großformat Gerhard Richters unweigerlich zu Spekulationen über dessen Marktwert anregt, bleibt die Idee von Malerei als Ware und Trophäe weitgehend ausgeklammert.
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Angesagt, na und?

Es ist daher fast müßig zu erwähnen, dass Tobias Pils, der die zweite Eröffnungs-Schau bestreitet, gerade als sehr "angesagt" gilt.

Die große, von Adolf Krischanitz entworfene Halle wurde beim Umbau in den Urzustand versetzt, sodass sie nun wohl als größter Oberlichtsaal Österreichs gelten darf. Pils ließ die Seitenwände schwarz verbauen, so dass alle Aufmerksamkeit auf eine aus neun Gemälden bestehende Stirnwand fällt.

Es ist ein monumentales Bildprogramm, das nicht nur wegen der an Picasso angelehnten Darstellung dreier Frauen an die großen Wandbilder der Moderne erinnert. Und so feiert das Werk Malerei als etwas, das sich nicht auf ein Handyformat reduzieren lässt: Diese Bilder wollen unmittelbar erlebt werden.