"Kein Angriff auf die Staatsoper": Dirigent Philippe Jordan entgegnet "Anwürfen"
Von Georg Leyrer
Dirigent Philippe Jordan hat am Dienstag in einer Aussendung seinen Standpunkt bekräftigt, den er am Sonntag im KURIER geäußert und mit dem er international für Aufsehen gesorgt hat: Denn er sehe sich veranlasst, "einigen Anwürfen und Behauptungen entgegenzutreten, die seit Erscheinen gegen mich erhoben wurden." Diese scheinen insbesondere sein Verhältnis zum Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zu betreffen.
"Hier gibt es nicht den geringsten Angriff gegen die Wiener Staatsoper – ganz im Gegenteil! Hier gibt es keinen Angriff gegen den künstlerischen Leiter des Hauses", sagte Jordan. "Nichts aus dem ganzen Gespräch, kann jemand auch nur im Ansatz als einen Angriff auf das Haus oder seinen Direktor ansehen." Nun aber habe Roščić "in seiner von vielen doch als befremdlich wahrgenommenen Reaktion", geschrieben, "er wolle die Sache nicht weiter kommentieren. Tatsächlich aber hat er mit dem Kommentieren bis heute gar nicht aufgehört."
"Nachdem er mir zunächst über seinen Personalchef nahelegen ließ, ebenso wie er ein ORF Interview abzulehnen, ist er dann alleine in der ZIB 1 erschienen um seine Darstellung persönlich vorzutragen", sagt Jordan. "Am nächsten Tag das gleiche im Mittagsjournal von Ö1 und dann folgte auch noch ORF III, diesmal durfte ein ihm nahestehender Journalist Abwertendes über mich verbreiten." Und "durchaus erstaunlich ist dann ein Kommentar in der von der Bundestheater Holding mitbestimmten Zeitschrift, wo der Ehemann der Pressesekretärin der Wiener Staatsoper in Sätzen die Wort für Wort von Herrn Dr. Roščić stammen könnten, in doch sehr bedenklichem Niveau auf mich losflegelt."
Anruf aus dem Orchester
Zuletzt wurde mehrfach spekuliert, dass die laut Roščić vor dem Interview beschlossene Nichtverlängerung Jordans auf Betreiben des Staatsopernorchesters stattgefunden habe. "Die erste Reaktion, die mich von Mitarbeitern des Hauses erreichte, war ein Anruf des Betriebsrates des Orchesters der Wiener Staatsoper, der sich über die Vorgänge höchst verwundert und gar nicht erfreut zeigte, die Entwicklung ausdrücklich bedauerte und auch so manches als ,aufklärenswert' empfand", schreibt nun Jordan. Er "hörte durchaus noch von Mitarbeitern, die zunächst durchwegs meinen Abgang 2025 bedauerten und mir auch inhaltlich zu meinen Ausführungen zustimmten."
Spekulation über ein vorzeitige Trennung von der Staatsoper entgegnete Jordan: "Ich werde am 17. Oktober, genau wie es vorgesehen ist, die Proben zu den Meistersingern in Wien aufnehmen und alle vertraglichen Verpflichtungen bis zum Juni 2025 erfüllen und zwar mit derselben Begeisterung und Energie, wie ich es von Anfang an getan habe." Jordan habe sich "um den Posten des Musikdirektors der Wiener Staatsoper nicht beworben. Als Bogdan Roščić ihn mir offerierte, hatte ich durchaus Bedenken – wie sich heute zeigt vielleicht nicht ganz zu Unrecht." Aber "ich habe mich dazu entschlossen, ich stehe zu diesem Vertrag und es gibt auch keinen Grund, daran etwas zu ändern."
In einem KURIER-Interview hatte Staatsopernmusikdirektor Philippe Jordan seinen Abschied vom Haus im Jahr 2025 angekündigt - und mit seiner Argumentation für Aufsehen gesorgt. Jordan hat gemeint, die Oper sei auf einem "fatalen Irrweg", und vehemente Kritik an vielen Regisseuren geübt. Er wolle daher ab 2025 nicht mehr an der Oper tätig sein.
Staatsoperndirektor Bogdan Roščić hat am Sonntag Jordan entgegnet - und die Sache durchaus anders dargestellt als der Dirigent: Jordan habe "seinen Vertrag gerne verlängern" wollen, aber das sei Roščić "aus anderen Gründen nicht möglich" gewesen.