Freie Medien als Feindbild Orbáns
Von Nina Oberbucher
Gleich drei Medien wurden diese Woche in Ungarn eingestellt, die Tageszeitung Magyar Nemzet und das Lánchíd Rádió sowie das Nachrichtenportal The Budapest Beacon. Ein schwerer Schlag für die ungarische Medienvielfalt, sagt Éva von der Budapester Central European University im Gespräch mit dem KURIER.
Die Auswahl an Medien, die nicht in regierungsnahem Besitz sind, sei mittlerweile sehr schmal: Neben dem TV-Sender RTL Klub spielen vor allem Internetportale eine große Rolle in der kritischen Berichterstattung. Doch diese würde viele Menschen gar nicht erst erreichen – etwa Ältere, jene aus bildungsfernen Schichten und jene, die in ländlichen Gebieten leben. „Wer nicht aktiv Nachrichten sucht, die vom Weltbild der Regierung abweichen, wird auch nicht damit konfrontiert.“
Wer dennoch auf kritische Meldungen stoße, lasse sich davon oft nicht beeinflussen: Einerseits seien viele Ungarn davon überzeugt, dass Korruption ohnehin Teil der Politik sei. Anderseits könne man sich negative Berichterstattung über Orbán und die Fidesz leicht mit dem von der Regierung verbreiteten Narrativ erklären: Die Presse wurde genauso zum Feindbild erklärt wie der ungarischstämmige US-Milliardär George Soros.
„Orbán hat sich stark auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen konzentriert“, sagt Bognár. Zur Untermauerung diente auch das umstrittene Wien-Video von János Lázár, in dem der Fidesz-Politiker vor den vermeintlichen Folgen der Migration gewarnt hatte. „Wenn jemand schon in Wien war, kann er darüber nur lachen – oder weinen. Wer in einer geschlosseneren Welt lebt, ist erschrocken über das, was er sieht, und freut sich, dass die Fidesz ihn beschützt.“