Kultur

Der Büchersommer: Lesetipps der KURIER-Redaktion

Es braucht, natürlich, hier keine Lobhymne aufs Lesen: Es ist der billigst zu habende Konsens, dass Lesen wichtig ist. Die Klage, dass die verblödende Bildschirmzeit zulasten des gescheit machenden Lesens geht, gehört zum Standardrepertoire in der Lebensleidartikulation des modernen Menschen. Und wer viel liest, lässt das andere gerne wissen. Aber wenn fix eingebuchte Meinungen plötzlich neue Dringlichkeit bekommen, dann wird es doch wieder spannend. Und ja, das ist der Literatur zuletzt passiert.

Nicht, weil man im Homeoffice plötzlich Zeit und Muße zum Lesen gehabt hätte (an dieser Stelle dürfen nicht nur die Eltern herzhaft lachen, dann kurz weinen). Sondern weil die Literatur im Lockdown plötzlich wieder jene Ursprungskraft erlangte, die sie vor dem Siegeszug der bewegten Bilder besessen hatte: In einer Welt, die von Distanz geprägt ist, begegnet man beim Lesen der Menschheit von innen her, also: völlig maskenfrei.

Das ist in Zeiten des Babyelefanten und des Ellbogengrußes immens wichtig: Ausgerechnet beim Lesen – der einsamsten Kunstkonsumform! – kann man jene sozialen Bedürfnisse einlösen, die Corona verunmöglicht hat. Man kann auf Tuchfühlung mit den Menschen gehen. Und man kann insbesondere in der Urlaubszeit, versunken in ein gutes Buch, Pause machen vom Angstscrollen durch die Nachrichtenseiten und Social-Media-Feeds.

Hier empfiehlt Ihnen die KURIER-Redaktion Bücher, mit denen Sie sich auf einen Lesofanten Distanz von den aktuellen Sorgen der Welt begeben und trotzdem viel über diese erfahren können.

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Und wenn die Krise den Urlaub heuer vielen unmöglich gemacht hat: Beim Lesen kann man die vielen Sorgen für einige Stunden durch ein anderes Leben ersetzen. Literatur, das ist die große Schule der Empathie, auch mit extremen Menschen, die man ansonsten sofort verurteilen würde. Wenn irgendwas dran ist an der Verfeinerung des Menschen durch die Kultur, dann das: Diese Schule des Mitfühlens, des Interesses am Leid und Leben der anderen ist eine dringend nötige, aber bereits vorhandene Schutzimpfung gegen einen öffentlichen Diskurs, der durch Vorurteile und Hass vergiftet ist.

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Das Bedürfnis danach lässt sich am Buchmarkt ablesen: Der hatte, wie alles andere, einen brutalen Einbruch im März und im April. Im Juni aber kehrte das Verlangen nach Literatur mit Wucht zurück: Der österreichische Buchhandel verzeichnete da ein Plus von 14,4 Prozent, was den gesamten Rückgang im ersten Halbjahr auf 8,6 Prozent abfederte. Überhaupt keinen Rückgang, sondern ein Plus (!) gab es bei den Kinder- und Jugendbüchern: Deren Umsatz wuchs im ersten Halbjahr um 3,2 Prozent.

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