Kultur

Doku über die Glock-Pistole: Bestseller auf beiden Seiten des Gesetzes

Nicht nur Mozartkugel und Walzerklänge gehören zu den großen Exportschlagern aus Österreich, sondern auch die Glock-Pistole. Die halbautomatische Feuerwaffe ist ein globaler Bestseller und vor allem in Amerika höchst beliebt. Dort ist der Name Glock fast schon zu so etwas wie einem Synonym für „Pistole“ geworden: „Ich nehme meine Glock mit in den Kongress“, verkündete kürzlich die republikanische Abgeordnete und Waffennärrin Lauren Boebert in einem Werbefilm, in dem sie vor laufender Kamera ihre Pistole lädt und in den Hüftgürtel steckt.

Auch wer die jüngsten Bilder vom Sturm auf das Kapitol in Washington mit Fachkenntnis studierte, konnte erkennen, dass bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen die Glock prominent zum Einsatz kam.

Ursprünglich konstruiert für das österreichische Bundesheer, ist die Glock-Pistole ist ein Bestseller auf beiden Seiten des Gesetzes und der Konflikte: Sie ist die Standard-Dienstwaffe vieler Polizeieinheiten in den USA, aber auch die meist besungene Waffe im Gangsta Rap. Sie wurde an die irakische Polizei geliefert, landete aber auch beim Islamischen Staat.

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Seltsamerweise ist über die Erfolgsgeschichte von Gaston Glock, der seinen Exportschlager vor den Toren Wiens herstellt, relativ wenig bekannt. Für den österreichischen Regisseur Fritz Ofner und seiner Co-Regisseurin Eva Hausberger Anlass genug, insgesamt sechs Jahre lang der Waffe nachzureisen, um, wie Ofner festhält, „herauszufinden, wie ein kleiner österreichischer Familienbetrieb zu einem Global Player der Rüstungsindustrie werden konnte.“

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Kein leichtes Unterfangen, denn die Firma Glock droht jedem mit Klage, der medial ihren Namen in den Mund nimmt. Auch während Ofner und Hausberger ihre höchst aufschlussreiche Doku „Weapon of Choice“ (Sonntag, 23.05 Uhr auf ORF 2) drehten, „schwebte das Damoklesschwert einer möglichen Klage des größten österreichischen Rüstungskonzerns über uns“, erinnerte sich Ofner im KURIER-Gespräch anlässlich des Filmstarts im Herbst 2018: „Eine sehr fordernde Situation.“

Mythos Glock

Die Filmemacher ließen sich nicht einschüchtern und bereisten Orte, in denen die Waffe ihre Wirkung zeigte – von den USA bis in den Irak. Drei Themenblöcke haben sich in „Weapon of Chice“ herausgebildet: „Der erste Block handelt von der Glock in der amerikanischen Waffen- und Populär-Kultur. Im zweiten Teil geht’s um Gaston Glock, den Mann hinter der Pistole. Und im dritten Teil wollte ich mir anschauen, unter welchen geopolitischen Verhältnissen Glock zum Global Player wurde“, so der Regisseur.

Was aber macht die Glock so besonders?

„Die Glock-Pistole hat die Waffenbautechnik revolutioniert, weil sie zum Großteil aus Kunststoff ist, weniger Teile besitzt, mehr Schuss hat, wartungsärmer und einfacher zu bedienen ist“, erläutert Fritz Ofner: „Es ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, vergleichbar mit Steve Jobs, der den ersten Apple-Computer gebaut hat. Gaston Glock ist neben Michail Kalaschnikow der große Waffenkonstrukteur des 20. Jahrhunderts. Aber da es sich um eine Pistole handelt, gehen damit viele moralische Fragen einher.“