Die schönsten Fotobücher: Wo es sich lohnt, mehrmals zu schauen
Es sind die Bände, in die man immer wieder hineinschaut - sie können auf Zeitreisen mitnehmen, Amüsieren, beim Innehalten helfen oder auch den Nostalgie-Trip befördern. Und wer sie einfach als schöne Objekte schätzt und am Tisch liegen hat, macht auch nichts verkehrt. Wir brechen eine Lanze für das Medium Bildband - und nennen im Folgenden einige, die es uns besonders angetan haben.
Herrschaftlich
Wer mehr über die gesteuerte Inszenesetzung aus dem Hause Windsor erfahren will, ist mit dem Bildband „Royals“ gut beraten. Zu sehen bekommt man darin herrschaftlich inszenierte Hochglanzbilder der Königsfamilie, die u. a. auch im renommierten Modemagazin „Vogue“ erschienen sind. Das Buch illustriert, wie das Königshaus sein Image (natürlich über Fotos) über die Jahrzehnte und Skandale hinweg aufgehübscht hat.
Josephine Ross und Robert Murir: "Royals – Bilder der Königsfamilie aus der britischen Vogue: Eine fotografische Geschichte der Windsors“. Prestel. 304 Seiten. 38 Euro
Wissenschaftlich
Wenn es kompliziert wird, kann eine Illustration dabei helfen, die komplexen Sachverhalte einfach und übersichtlich zu erklären.
In diesem gewichtigen Bildband werden nicht nur großartige Zeichnungen großformatig präsentiert, sondern auch erklärende Texte dazu geliefert. Das macht „Science Illustration“ zu einem tollen Buch voll mit geballtem Wissen, das die Wissenschafts-Illustration vom 15. Jahrhundert bis heute abbildet.
Anna Escardó: „Science Illustration“. Mehrsprachige Ausgabe. Taschen. 436 Seiten. 60 Euro
Street Art
Die US-amerikanische Fotografin Martha Cooper hat mit ihren Arbeiten wesentlich dazu beigetragen, Graffiti und Street Art weltweit populär zu machen. Sie ist längst eine lebende Legende der Szene. Für „Spray Nation“ hat Cooper Hunderttausende von 35-mm-Kodachrome-Dias durchforstet, akribisch ausgewählt und digitalisiert. Die Fotos reichen von obskuren Tags bis hin zu großflächig bemalten U-Bahn-Wagen. Das Buch ist zugleich eine Zeitreise ins New York der frühen 1980er-Jahre.
Martha Cooper: „Spray Nation: 1980s NYC Graffiti Photographs“. Prestel. 288 Seiten. 41,20 Euro
Ein Beatle und mehr
„Paul“ heißt ein Bildband, in dem McCartney durch drei Jahrzehnte seines Lebens begleitet wird. Fotografiert von Harry Benson, der zu den erfolgreichsten Fotografen der Welt gehört. Der mittlerweile 93-jährige Schotte hatte u. a. schon Frank Sinatra und Michael Jackson vor der Kamera. Benson dokumentiert in „Paul“ mit zahlreichen Schnappschüssen den Werdegang des Beatles zum Superstar. Im Zentrum steht dabei auch der private McCartney, der Ehemann und Familienvater.
Harry Benson: „Paul“. Taschen. 172 Seiten. 50 Euro
Bilder als Monumente des Stillstands
Wenn man dereinst erzählen wird, wie das damals in den Lockdowns so war, wird man dieses Buch dankbar zur Hand nehmen. Der Klagenfurter Fotograf Gerhard Maurer tat in jener Zeit das, was ihm half – er fotografierte. Später destillierte er aus seinen Bildern ein Fotobuch, das auf poetische, persönliche und zugleich universelle Weise erzählt: Vom Warten (worauf eigentlich?), von der Stille und Schwere, aber auch vom Wert lieber Menschen und kleiner Dinge, die trotz allem da blieben.
Gerhard Maurer: „What are we waiting for“. Fotohof. 96 Seiten. 20 Euro
Ungesehene Orte
Städte, die nur zum Training von Soldaten oder selbstfahrenden Autos gebaut wurden. Überwachungsstationen am Rande der Arktis. Siedlungen, die außer von den Bewohnern von niemandem betreten werden dürfen: Der Tiroler Gregor Sailer hat sein Schaffen langfristigen Projekten gewidmet, um Bilder anzufertigen, wo sonst niemand welche macht. Der Katalog zu seiner noch bis 19. Februar laufenden Werkschau „Unseen Places“ im KunstHaus Wien bringt erstmals ein Best-of mehrerer Serien in einem Band zusammen.
Gregor Sailer: „Unseen Places“. Kehrer Verlag. 144 Seiten. 29,90 Euro
Wilder Westen
Ernst Haas (1921, Wien – 1986, New York) ist einer der bedeutendsten Vertreter des Fotojournalismus. Nach seiner Emigration aus dem tristen Nachkriegswien ins aufblühende New York war es die Farbfotografie, die es Haas angetan hatte. Das Land mit seinen Reklame-Tafeln und Fast-Food-Schuppen interessierte ihn dabei nicht sonderlich. Wichtiger waren ihm Landschaftsaufnahmen, der Wilde Westen. Das Buch „The American West“ dokumentiert das alles eindrucksvoll. Die Galerie Westlicht (Wien) widmet Haas noch bis 12. 2. eine Retrospektive.
Ernst Haas: „The American West“. Prestel. 208 Seiten. 50 Euro
Ei, ei, ei
Dieser Bildband rückt das Ei in den Mittelpunkt – es wird visuell-literarisch betrachtet, von der Kunst gewürdigt und als Speise geschätzt – vom Eierlikör über ein einfaches Spiegelei bis zum perfekten pochierten Ei reicht dabei die Palette. Als eines der beständigsten Symbole der Antike wurden Eier von den Römern verwendet, um böse Geister zu vertreiben, sie dienten dem russischen Adel als unbezahlbare Artefakte und wurden in die ägyptische Mythologie eingewoben. Nicht nur etwas für große Ei-Liebhaber.
The Gourmand’s Egg. A Collection of Stories & Recipes. Taschen. 288 Seiten. 40 Euro