Kultur

Er hat der Oper ein Gesicht gegeben

"Wenn sich der Vorhang öffnet, sehen Sie die Musik." So hat Herbert von Karajan einst das Schaffen von Günther Schneider-Siemssen beschrieben. Und ja: Mit seinen Bühnenbildern hat Schneider-Siemssen nicht nur Dirigenten wie Karajan verzaubert, sondern Generationen von Opern-und Theaterbesuchern. Am Dienstag ist Günther Schneider-Siemssen im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

Die Wiener Staatsoper widmet Schneider-Siemssen die Vorstellung von Beethovens "Fidelio" am Mittwoch, denn das Bühnenbild (Regie: Otto Schenk) stammt von Schneider-Siemssen. Auch das ein Beweis, welche Maßstäbe der am 7. Juni 1926 in Augsburg geborene Wahlösterreicher (Staatsbürgerschaft seit 1973) gesetzt hat.

Dabei wollte Schneider-Siemssen ursprünglich Dirigent werden, doch Clemens Krauss riet ihm nach einem Vorstellungsgespräch ab. Das Theater aber ließ den Künstler dennoch nicht los. Nach Studien an der Akademie der Bildenden Künste München wurde Schneider-Siemssen von 1951 bis 1954 Ausstattungschef des Salzburger Landestheaters und bereute mit großem Erfolg auch das dortige Marionettentheater.

Wien und Salzburg

1960 holte ihn Karajan erstmals an die Wiener Staatsoper – ein Haus, dem Schneider-Siemssen zeitlebens treu bleiben sollte. Als Bühnenbildner aber auch als Ausstattungsleiter der Österreichischen Bundestheater. Eine Funktion die Schneider-Siemssen von 1962 bis 1986 innehaben sollte.

Doch auch Karajan blieb er treu. Ab 1965 prägte er mit dem Maestro die Festspiele in Salzburg zu Ostern und im Sommer; an die 30 Bühnenbilder schuf er allein für Karajan. Sein zweiter, künstlerischer Lebensmensch hieß Otto Schenk, für den er in Wien, an der New Yorker MET und an anderen Häusern an die 60 Mal als Ausstatter tätig war.

Auch den Wiener Opernball setzte Schneider-Siemssen in den Jahren 1994 und 1995 mit seinem ausgeklügelten Lichtdesign in Szene. Unvergessen auch jene Bilder, die er etwa für die Welten eines Richard Wagner oder (auf dem Theater) eines Ödön von Horváth fand. Schneider-Siemssen gab der Oper stets ein Gesicht. Mit seinem Tod hat die Oper eines ihrer wichtigsten Gesichter verloren.