Museum klassifiziert römischen Kaiser als "Transgender"
Von Michael Huber
Eigentlich besitzt das Museum in North Herfordshire nördlich von London nur eine kleine, verunstaltete Münze, die in der Zeit des Kaisers Elagabal geprägt worden war. Der aus Syrien stammende Priester hatte den römischen Thron 218 n. Chr. im Alter von nur 14 Jahren bestiegen und war vier Jahre später ermordet worden.
Das Museum lenkte nun die Aufmerksamkeit britischer Medien auf sich - und auf Elagabal - indem es bekannt gab, den Kaiser in Vermittlungs- und Unterrichtsmaterialien künftig als "sie" ansprechen zu wollen. Denn Elagabalus sah sich zeitgenössischen Quellen zufolge klar als Frau, wollte als "domina" (Dame) angesprochen werden und versprach gar Ärzten, die ihn zur Frau umoperieren konnten, hohe Belohnungen.
In der Literatur ist dies alles seit langem bekannt - durch die Hinwendung des akademischen Felds zu Geschlechteridentitäten abseits der Binarität von Mann und Frau gilt Elagabal als Musterbeispiel für eine historische Figur, die sich abseits der Normen bewegte. Er wäre nicht die einzige gewesen.
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Allerdings lässt sich debattieren, inwieweit die Quellen - als zentrale gilt die "Römische Geschichte" des Autors Cassius Dio - auch mit der Motivation geschrieben waren, Elagabal rückwirkend zu diffamieren. Der Kurzzeit-Kaiser gilt in der Überlieferung als Inbegriff der Dekadenz, zahlreiche Legenden sollten sein "liederliches" Verhalten belegen. So besagt eine Geschichte, dass er bei einem Gastmahl so viele Rosen auf seine Gäste herabregnen habe lassen, dass diese daran erstickten. Der britische Maler Lawrence Alma-Tadema fasste dieses Ereignis 1888 in ein spektakuläres Bild.