45. Bachmann-Preis eröffnet: Reihenfolge der Lesungen steht fest
Die Schweizer Schriftstellerin Julia Weber eröffnet am Donnerstag um 10 Uhr Vormittag das Wettlesen um den Bachmann-Preis. Das ergab heute Abend die Auslosung der Lesereihenfolge, die im Rahmen der Eröffnung der 45. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt vorgenommen wurde. Die Autorenlesungen wurden vorab aufgezeichnet, die Jury diskutiert live in Klagenfurt.
Am ersten Lesevormittag folgen die deutsche Autorin Heike Geißler (11 Uhr) und der deutsche Autor und Theatermacher Necati Öziri (12 Uhr), bevor die Wiener Autorin Magda Woitzuck (13.30 Uhr) sowie die Salzburger Autorin und Performerin Katharina J. Ferner (14.30 Uhr) schließlich den Nachmittag bestreiten.
Am Freitag eröffnet der von Vea Kaiser eingeladene deutsche Autor Leander Steinkopf um 10 Uhr, gefolgt von der aus Moskau stammenden und seit den 1990ern in Deutschland lebenden Anna Prizkau um 11 Uhr sowie der Kärntner Autorin und Fotografin Verena Gotthardt um 12 Uhr. Der Schweizer Autor Lukas Maisel, der sich derzeit als Stipendiat in Krems aufhält, startet um 13.30 Uhr in die Nachmittagssession, die um 14.30 Uhr der von Klaus Kastberger eingeladene Steirer Fritz Krenn abschließt.
Am Samstag komplettieren schließlich die junge Berlinerin Dana Vowinckel (10 Uhr), der ebenfalls in Berlin lebende Deutsche Timon Karl Kaleyta (11 Uhr) und die in Teheran aufgewachsene und in Graz lebende Nava Ebrahimi (12.30 Uhr) das Feld der 14 Lesenden, das von der Musikwissenschafterin und Autorin Nadine Schneider aus Deutschland abgeschlossen wird.
Hybride Version
Eingebettet in die musikalische Darbietung der Kärntner Musikformation "Klakradl" moderierte Christian Ankowitsch die Eröffnungsveranstaltung im zweiten Coronajahr und hielt gleich zu Beginn fest: "Im Widerspiel des Möglichen mit dem Unmöglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten." Konkret spielt er damit auf die hybride Version des diesjährigen Bewerbs an, bei dem die Autoren per Video mit vorab aufgezeichneten Lesungen zugeschaltet werden, während die Jury im Klagenfurter ORF-Zentrum debattiert. Im Vorjahr hatte der Bewerb komplett dezentral im Netz stattgefunden.
Landesdirektorin Karin Bernhard stellte vor Ort die Jurymitglieder vor und betonte, dass erst zum dritten Mal in der Geschichte des Bewerbs mehr Frauen als Männer in der Jury sitzen. In ihrer auf die kreative Kraft der Frauen fokussierten Rede erinnerte sie auch an die kürzlich verstorbene Friederike Mayröcker, die am morgigen Donnerstag in Wien beerdigt wird. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten), der virtuell zugeschaltet war, nannte die heurige Durchführung ein "unverzichtbares Lebenszeichen", Kulturreferent Jürgen Pfeiler (SPÖ) würdigte das "für die Stadt so identitätsstiftende Großereignis" und dankte all jenen, die die Durchführung trotz Corona ermöglicht haben. 3sat-Koordinatorin Petra Gruber bezeichnete die Durchführung als "Herzensangelegenheit".
Kaiser und Kaiser
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) beschloss die virtuellen Grußbotschaften schließlich mit einem Lob der digitalen Fassung: "Diese Form der Kunstvermittlung hat sich bewährt", so Kaiser. Sie habe verhindert, dass Corona "auch das Band zwischen Künstlern und Publikum zerreißt".
Am Sonntag werden von den sieben Juroren, unter denen die österreichische Schriftstellerin Vea Kaiser und die deutsche Literaturwissenschafterin Mara Delius neu sind, die Preise vergeben.
Juryvorsitzende Insa Wilke meinte in ihren Eröffnungsworten zu den 45. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Richtung des Publikums vor den Bildschirmen: "Sie fehlen uns! Wir werden in den nächsten Tagen verzweifelt versuchen, zu siebent zu blättern", sagte sie in Anspielung auf das kollektive Umblättergeräusch während der Lesungen im Saal. In der Pandemie habe sich gezeigt, dass es an "Begegnungen und sozialen Räumen" fehle. Weiters würdigte Wilke ihren Vorgänger Hubert Winkels, der nicht nur die jungen Autoren, sondern auch stets Nachwuchskritiker fördere. Er wird heute auch die "Klagenfurter Rede zur Literaturkritik" halten. Abschließend hielt Wilke fest: "Wir sind keine Insel. Was hier passiert, ist politisch und gesellschaftlich relevant"
Fünf Teilnehmer aus Österreich
Unter den fünf Männern und neun Frauen, unter denen neben dem Bachmann-Preis auch der Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro), der Kelag-Preis (10.000 Euro), der 3sat-Preis (7.500 Euro) sowie der BKS Bank-Publikumspreis (7.000 Euro plus Stadtschreiberstipendium) vergeben wird, befinden sich mit Nava Ebrahimi, Katharina Ferner, Verena Gotthardt, Fritz Krenn und Magda Woitzuck fünf Teilnehmer aus Österreich. Sieben Autorinnen und Autoren kommen aus Deutschland, zwei aus der Schweiz. Im Vorjahr gewann Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Probesitzen am Vormittag
Am Mittwochvormittag traf sich das siebenköpfige Team zum ersten Lokalaugenschein im ORF-Theater. "Die Stimmung in der Jury ist fantastisch", erklärte Jury-Vorsitzende Insa Wilke im Gespräch mit der APA, nachdem sie an ihrem "Vorsitz" Platz genommen hatte. Sie freut sich auf die Diskussionen mit ihren Kollegen, bei denen es trotz der guten Stimmung aber nicht heißen muss, dass immer alle einer Meinung sind: "Dass man heftig diskutiert, geht sogar besser, wenn man weiß, dass hinter den Kulissen alles passt." Dass kein Publikum dabei ist, sei natürlich ein Wermutstropfen - ebenso, wie dass die Jury vom Leben in der Stadt wohl wenig mitbekommen wird. Die Jury wird nämlich pandemiebedingt abgeschirmt.
Sicherheit
Auf Sicherheit wird größter Wert gelegt, erklärte ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard. Im Studio dürften neben der Jury und Moderator Christian Ankowitsch nämlich nur die Mitarbeiter anwesend sein, die direkt an der Produktion beteiligt sind. Sie alle werden täglich getestet. Besonders gespannt sei sie schon auf den Beitrag der Kärntnerin Verena Gotthardt, erklärte Bernhard: "Aber eigentlich hätten sich alle, die beim Bachmann-Preis lesen, einen Preis verdient. Es sind alles tolle Autoren mit jungen Texten."
Die aber - wie gesagt - nicht in Klagenfurt lesen können und deshalb zur Jurydiskussion live per Video zugeschaltet werden. Moderator Ankowitsch warnte deshalb vor kleinen Übertragungsverzögerungen, die zwangsläufig auftreten würden. Dem Redefluss im Studio sind in diesem Jahr aber keine digitalen Grenzen gesetzt. Hier fangen mehrere Kameras die Juroren ein, die die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Punkt und Beistrich unter die Lupe nehmen werden. Deren vorab aufgezeichneten Filme werden auf mehreren Monitoren ins Studio übertragen. "Es wird auch mit der Bildteilung gespielt", erklärte Klaus Wachschütz, der technische Leiter des ORF Kärnten.
"Publikum gehört dazu"
Dass zumindest die Jury vor Ort ist, ist für Jury-Veteran Klaus Kastberger schon ein Schritt in die richtige Richtung. Aber: "Das Publikum gehört einfach dazu." Beim Bachmann-Wettbewerb 2020, der völlig digital ausgetragen wurde, sei ihm aufgefallen, dass jedenfalls die Jury-Diskussionen konzentrierter ausgefallen seien. Wenn auch die Corona-Pandemie diese Veränderung gebracht hat - bis sie Auswirkungen auf den Literaturbetrieb allgemein und die Bachmann-Beiträge speziell haben wird, werde es noch ein bis zwei Jahre dauern, glaubt er: "Dazu muss die Pandemie ja auch erst einmal vorbei sein."