Kultur

Auch der Dirigent ist nun Teil der Ahnengalerie

Es ist vollbracht. Die Ahnengalerie auf der Bühne des Theaters an der Wien ist vollständig. Neben Porträts von Mozart und allen Protagonisten der drei Da-Ponte-Opern hat auch Nikolaus Harnoncourt sein Plätzchen in dieser illustren Runde gefunden.

Denn es war ja auch der Dirigent, der in den vergangenen Wochen mit "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni" und nun "Così fan tutte" sein ideales Mozart-Klangbild bei all diesen Werken präsentierte. Und natürlich blieb der Originalklang-Pionier auch bei "Così" seiner Linie treu.

Unter der Lupe

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Gemeinsam mit dem ihm völlig ergebenen, allerdings weit homogener als zuletzt klingenden Concentus Musicus Wien wählt Harnoncourt teils radikale Tempi. Er seziert diese "Così" förmlich, arbeitet einzelne Details mit der Lupe heraus, rückt die Rezitative ins Zentrum, gönnt sich sehr viel Zeit für seine Mozart-Betrachtungen.

Behübscht ist bei Harnoncourt gar nichts, Arien dienen oft als Katalysator für verdrängte Gefühle, die Sprachbehandlung ist dem Dirigenten das Wichtigste. Eine analytische Umsetzung, die in ihrer Konsequenz beeindruckt.

Die Solisten folgen – wie auch der tadellose Arnold Schoenberg Chor – Harnoncourts Intentionen nach Kräften. So hat die Sopranistin Mari Eriksmoen nach der "Figaro"-Susanna und der " Giovanni"-Zerlina in der "Così"-Fiordiligi ihre vielleicht beste Partie gefunden. Eriksmoens klare, schön geführte Stimme passt größenmäßig perfekt ins Theater an der Wien. Ähnliches gilt für den Mezzo von Katija Dragojevic, die als vokal recht sichere Dorabella zum ersten Mal ins Harnoncourt-Universum eintauchte.

In dieser Hinsicht bereits erprobt, wenn auch nicht unbedingt überragend, ist der Bariton Andrè Schuen, der nach einem biederen Figaro und einem vernachlässigbaren Don Giovanni stimmlich als "Così"-Guillelmo (sic!) einen stärkeren Eindruck macht. Als Ferrando hat der Tenor Mauro Peter schöne Momente; als Don Alfonso ist Markus Werba vor allem zum Sprechgesang angehalten.

Einmal mehr eine Klasse für sich ist Elisabeth Kulman als Despina. Die Mezzosopranistin lässt darstellerisch und gesanglich keine Wünsche offen und zeigt eindrucksvoll, wie lebendig Mozart klingen kann.

KURIER-Wertung: