Kultur

Als man noch an eine Zukunft glaubte

Das Schauspielhaus hat seine gesamte Spielzeit dem Ersten Weltkrieg gewidmet, und auch die jährliche Serie passt sich dem Thema an. Fünf Abende sind verschiedenen Aspekten von Stefan Zweigs posthum veröffentlichter Autobiografie „Die Welt von gestern“ gewidmet. Originalzitate aus Zweigs Text sowie Gespräche mit 100-jährigen Wienern, die aus ihrer Vergangenheit berichten, bilden die Basis dieser Abende, die im „Nachbarhaus“ ihren Ausgang haben und an wechselnden Spielorten enden.

Die erste Folge „Glanz und Schatten Europas“, gestaltet von Anne Habermehl, spielte im Palais Strudlhof. (Von einer knappen Stunde Spielzeit ist bei langsamem Publikum 15 Minuten Fußmarsch einzuplanen.) In dem Palais (bis vor wenigen Jahren in Besitz des ÖGB, jetzt Hotel – von wegen gute alte Zeit!) wurden nostalgische Zweig-Zitate per Band eingespielt und life von Margarete Tiesel und Michael Gempart gesprochen. Tenor: „Damals, da haben wir an eine Zukunft geglaubt.“ Bitter, wenn dazu die Erfahrungen der 100-jährigen Männer und Frauen gemixt werden: „Mein Herz ist mit meinem Mann gefallen.“ Da gibt es berührende Momente. Manches, wie der Auftritt der Teenager, die von ihrer eigenen Zukunft sprechen, wirkt aber zu gewollt.

KURIER-Wertung: