Kultur

Adieu, Hugo Portisch: Bewegende Trauerfeier für eine Legende des Journalismus

Mit innigem Dank, Gedanken zu unabhängigem Journalismus und Jazzklängen wurde am Donnerstag eine Legende des Journalismus verabschiedet. "Lebewohl, lieber Hugo“, sagte der jahrzehntelange Wegbegleiter, Journalist Heinz Nußbaumer, bei der Trauerfeier  für Hugo Portisch.  

Portisch war "einer, der Spuren hinterlassen hat, die kein Wind der Zeit verwehen kann“, sagte Nußbaumer. "Kein anderer Österreicher ist mir begegnet, für den Heimatliebe, Europabewusstsein und Weltbürgertum so untrennbar zusammengehört haben. Denn, so hast du gesagt, je kleiner ein Land, desto größer muss es denken.“

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"Ein großes Erbe"

Portisch, legendärer Chefredakteur des KURIER, Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens und jener Mann, der dem Land seine Geschichte näher gebracht hat als wohl jeder andere, ist am 1. April im 95. Lebensjahr verstorben.  

Die im ORF übertragene Trauerfeier (aus Pandemiegründen in kleinem Kreis) wurde von Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingeleitet. Hugo Portisch „hat uns gezeigt, was unabhängiger Journalismus zu leisten vermag und warum er für jedes Gemeinwesen unverzichtbar ist. Sogar der eigenen Meinung skeptisch gegenüber zu stehen und nur den Tatsachen verpflichtet zu sein: Das ist ein großes Erbe“, sagte er.  

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Auf seinem Grabstein soll, sagte Portisch zuletzt in einem Interview, stehen: „Vergesst mich.“ Diese Antwort, sagte nun Nußbaumer, „hat mich getroffen“. Auf Nachfrage habe Portisch gesagt:  „Die Welt und unser Beruf – alles hat sich verändert. Auch über das, wofür wir gekämpft haben, ist die Zeit hinweggegangen. Unsere Kollegen von heute müssen sich gegen so viele neue Verlockungen und Zumutungen bewähren.“ Nußbaumer erinnerte nun an Portischs journalistische Grundsätze, die jener selbst in drei prägnanten Formulierungen zusammengefasst hat: Aus der Geschichte lernen. Gegen Vorurteile kämpfen. Und zur Toleranz erziehen. 

An der Gültigkeit dieser Grundsätze „wird auch dein Abschied gar nichts ändern können“, sagte Nußbaumer, der es als Aufgabe von Portischs Schülern und Nachfolgern sieht, „dieses Vermächtnis in das Morgen hinüber retten zu können.“

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Hugo Portisch war ohne Zweifel der bekannteste Journalist Österreichs. Der breiten Öffentlichkeit wurde er als Chef-Kommentator des ORF-Fernsehens bekannt.  Wie kein Zweiter beherrschte er die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Für Portisch war „ein Interview kein Verhör, ein Kommentar kein Inquisitionsbericht, ein Medium kein moderner Pranger“, sagte Nußbaumer. Medien waren für Portisch „keine Tummelplätze für Ideologen und Kreuzritter, für Linientreue und Scheuklappenträger. “

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„Wer deine Berichte und Bücher gelesen hat, und deinen Kommentaren und Fernsehserien gefolgt ist, kennt auch die ethischen Fundamente deiner Arbeit“, richtete sich Nußbaumer an seinen verstorbenen Freund. „Ganz wichtig waren dir die Fairness und der Mut, zur Wahrheit und zu deinen Überzeugungen zu stehen. Und die Demut vor dem Privileg, mit dabei sein zu dürfen, wenn der erste Rohentwurf der Geschichte geschrieben wird.“

Van der Bellen dankte Portisch bei der Trauerfeier für dessen „begeisterte Suche nach Wahrheit und mitreißende Freude an Erkenntnis“.

Und er betonte:  „Dieser kritische Geist entzog sich der Verlockung des allzu Einfachen.“ Portisch habe sich „mit all seinem Können dem Erhellen, dem Ans-Licht-Bringen“ verschrieben. Und  er machte „uns selbst zu Fragenden, zu Suchenden“.

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In der Übertragung würdigten auch unter anderem Kanzler Sebastian Kurz, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, ORF-Chef Alexander Wrabetz und  Starpianist Rudolf Buchbinder den Verstorbenen. „Es ist schwer, Abschied zu nehmen von einer Stimme, von der wir glaubten, sie würde uns immer begleiten“, sagte Van der Bellen.  „Adieu, Hugo Portisch.“

„Am Ende deines Lebens bist du immer stiller geworden“, sagte Nußbaumer. „Aus deinem umwerfenden Lachen ist langsam ein freundliches Lächeln geworden.“

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