Kolumnen

Wer braucht schon Muffins, wenn es Mosttascherl gibt

Die Beziehung zum Most ist noch immer schwierig, sogar dort, wo er namentlich tief verankert ist. Dem Most geht es dabei ein wenig so wie dem Mostviertel in Niederösterreich: vernachlässigt. Das trifft leider auch auf seine Verwendungsmöglichkeiten zu. Wer denkt schon dran, ihn nicht zu trinken (auch ein Glühmost wärmt), sondern einmal zu essen?

Es gibt diese Tage, wenn zufällig Most in Teufls Küche vorrätig ist und sich überraschend Besuch ansagt. Nicht weit ist dann der Weg zum Mosttascherl. Und das ist gut so, es ist ein in seiner Einfachheit und gleichzeitig Genialität in einer Welt von Cookies und Muffins völlig zu Unrecht in den Hintergrund geratenes Gebäck. Universell einsetzbar allemal: zum Kaffee, als Nachspeise oder als Keks zwischendurch. Das geht zu jeder Zeit im Jahr. Und dann der Name! Mosttascherl, viel hübscher als schlicht Mostkeks – eine Fülle von Assoziationen, geschmacklicher Vorstellungen und ja, vielleicht Neugierde tut sich auf.

Mosttascherl bieten von alldem etwas. Dass es sich um einen simplen Mürbteig handelt, die perfekte Basis für süße Häppchen namens Kekse, macht die Entscheidung zweifelsohne noch einfacher. Und der Clou: In den Teig kommen einige Esslöffel – Most. Ob Apfel, Birne oder Mischling, ist egal. Was die Küchenchemie betrifft: Die enthaltene Säure sorgt für Kontrast, ähnlich einer Prise Salz. Und noch mehr: Most beeinflusst die Backeigenschaften, macht den Teig locker und luftig.

Ohne großen Aufwand dann die Tascherlproduktion: Teig auswalken, rund, jedoch klein ausstechen, einen Tupf Ribisel- oder Himbeermarmelade (Säure!) drauf, zusammenklappen. Nach dem Backen noch heiß in Staubzucker wälzen, fertig. Der Most drängt sich im ausgekühlten Tascherl nicht hervor. In Kombination aller Zutaten aber eine runde Sache; etwas anders als gewohnt, als ob sich ein Hauch Vanille im Mund ausbreitet. Das ist zu jeder Jahreszeit ein Vorgeschmack auf Feste aller Art.