Über den Tellerrand: Winterliche Citytrips sind gar nicht so absurd
Von Axel Halbhuber
Der Winter ist – entgegen der verbreiteten Meinung – nicht die schlechteste Zeit, eine Stadt zu besuchen. Damit will ich jetzt gar nicht die Vorweihnachtswunderzeit in Wien bewerben, in der man Slalom um die Christkindlmärkte gehen muss. (Diese Woche verriet mir eine deutsche Besucherin, Wien habe weltweit die größte Dichte an solchen Märkten. Ich habe das nicht überprüft, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich diesen Beweis haben möchte, aber aus persönlicher Wahrnehmung: kann stimmen) Um ehrlich zu sein, mag ich diese Kitschzeit, in der die Luft Punsch- und Zuckerwatte-schwanger über der halben Stadt liegt, aber eh. Ich denke mir jedes Jahr: Nutz das, Halbhuber, triff dort Freunde! Aber nachdem ich das erste Apfel-Ingwer-Mohn-Beeren-sonst-was-Getränk mit meinen Goldreserven bezahlt habe („Ist aber eh mit Einsatz“ – na dann) und es unter der Gefahr, das weitere Leben mit chronischem Sodbrennen begehen zu müssen, geleert habe, sehe ich durchaus auch die Schattenseiten des Adventmarkt-Mirakels.
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Winterliche Stadtbesuche lohnen viel mehr abseits dieser programmierten Highlights, nehmen wir Kopenhagen: Da wird der innerstädtische Vergnügungspark Tivoli vor Weihnachten auch zum Adventmarkt stilisiert, bleibt aber so uninteressant wie immer. Aber bewegt man sich in der dezemberlichen Tristesse durch alle anderen Teile dieser Stadt, ist Kopenhagen endlich authentisch, scharfer Wind am Wasser, warm eingepackt, aufwärmen in so einer Zimtschnecken-Cafébäckerei.
Noch schöner fand ich Neapel im Februar. Wenn weniger Touristen das centro storico bedrängen; wenn der Vesuv klarer zu sehen ist als im diesigen Sommer; wenn die Lokale nicht brechend voll sind, man sich aber trotz Sonnenstrahlen für das Essen doch besser reinsetzt. Aber nichts, wirklich nichts geht über Hamburg im Jänner. Sie sind dann nahezu der einzige Tourist. Und so wünscht man sich das doch, nich wahr?
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