Kolumnen

Johannas Fest: Verkracht? Schon jetzt Etikette-Tipps für Silvester 2020

Überraschende Luxuseinladung. Maria und Alfred kamen völlig unverhofft zu einer kulinarisch wie gesellschaftlich hochkarätigen Fete. Zufällig liefen sie zwei Tage vor Silvester Martin, einem der mächtigsten Entscheidungsträger unseres Landes, der in der gleichen Gasse wie sie wohnt, über den Weg. Ganz spontan gab der Topmanager eine Einladung in seinem Privathaus aus. Natürlich hätten sie Gedanken wälzen können, wie „Ist ihm wer ausgefallen und sind wir Lückenbüßer?“ Stattdessen reagierten sie mit der freudigen Zusage „Wir kommen sehr gerne!“ Mit an der Tafel waren bekannte Künstler aus dem In- und Ausland, die man auch im Zuge der Salzburger Festspiele immer bewundern kann, und einer der erfolgreichsten Schriftsteller unseres Landes. Nicht zu vergessen der toskanische Wein-Importeuer, der Alba-Trüffel für alle mitbrachte, die er über die selbst zubereiteten Tagliolini hobelte. Was für ein Fest für Herz und Gaumen!

Hütten-Cocooning. Heinz ist frisch getrennt von der Mutter seiner Tochter Rosa. Der Anfang-50er ist ein begehrter Junggeselle, gut aussehend, ein fantastischer Hobbykoch und überdies mit einem Entertainment-Talent ausgestattet, dessentwegen sich die Leute, die mit ihm tafeln, zerkugeln vor Lachen. Heinz hatte mehrere Einladungen zu Silvester. Das Angebot reduzierte sich schlagartig, als ihm Rosas Mutter nach Weihnachten eröffnete, dass sie dieses Mal selbst ausgehen werde und er daher heuer für das Programm mit dem 10-jährigen Nachwuchs zuständig sei. Als sich Heinz hinters Telefon klemmte, um seine Feier-Optionen auf Anhang-Tauglichkeit zu überprüfen, stellte er fest, dass bei allen Einladungen die Devise „Lasst Eure Kleinen bitte daheim!“ galt. Heinz schnorrte sich samt Töchterchen in die leer stehende Hütte eines Freundes. Aufs Programm setzte er Käsefondue, Brettspiele vor dem Kaminfeuer und Bleischmelzen. „Papi, das war mein schönster Silvester-Abend“, lobte Rosa begeistert. Die höchste Rendite, die die erfolgreichen Last-Minute-Bemühungen erzielen konnten.

Eiskalte Ausladung. Christoph und Günther machten die Rechnung ohne die Wirtin. Die beiden ziemlich besten Freunde beschlossen Mitte Dezember ohne vorherige Absprache mit ihren Ehefrauen, Silvester zu viert in Christophs frisch renoviertem Bauernhaus zu feiern. Dessen Frau Jaqueline sagte den Freunden am 30.12. per SMS ab, in dem sie sich gar nicht um plausible Entschuldigungsgründe bemühte. Ihre Pläne hätten sich geändert, sie würden Silvester doch außer Landes feiern, so die lapidare Nachricht. Das war wohl eine Erziehungsmaßnahme für ihren Mann, dem mehr an der Freundschaft mit Günther und Carola lag, als ihr. Die Ausgeladenen werteten die Aktion als das, was es war: Ein „Affront!“ – Was für ein „No-Go“! Seither herrscht eisiges Schweigen.

Etikette

2020 lassen wir es bestimmt wieder krachen. Daher im Folgenden eine spontane Silvester-Etikette für Gäste und Gastgeber:

– Soll man eine sehr kurzfristige Silvester-Einladung annehmen? Durchaus! Außer man will sich mit falschem Stolz dem eigenen Glück in den Weg stellen.

– Ist es okay, ohne Anhang einzuladen? Definitiv. Schließlich wollen auch Eltern einmal einfach ausgelassen feiern.

– Darf man als Gastgeber einer Silvester-Party zu viert ohne gravierende Gründe spontan ausladen? Ein „No-Go“, gleicht dem Wurf des Fehdehandschuhs.