Indirektes Leben: Ein Speisen-Fiasko, aber ganz ohne C-Wort
Von Axel Halbhuber
Ich liege flach, aber das hat nur indirekt mit Corona zu tun. In der Print-Version erscheint diese Kolumne erstmals quer, also nicht von oben nach unten (nennen wir es: Säule), sondern von links nach rechts (wir nennen es: Keller), aber wir müssen uns derzeit eben alle ein wenig umstellen. Gerade hat ja unser ganzes Leben indirekt mit Corona zu tun.
Im Falle der liegenden Kolumne ist dieser indirekte Zusammenhang ernst, denn Sie als geschätzte Leserin und Leser merken selbst, dass Zeitungen derzeit dünn sind. Die Reisebranche ist vom Virus hart getroffen, und da war ein Telefonat, das ich diese Woche führte, wie der unerwartete Sonnenstrahl zwischen zwei Gewitterwolken. Der (deutsche) Reiseveranstalter unserer KURIER-Extratour sagte da den Satz zu mir: „Es muss ja ürgendwü weitergehen.“ Das ist so wahr, und eine Karibikkreuzfahrt im Dezember ist ein guter Ausblick auf die Postcoronaära.
Aber gut, reden wir einmal über etwas anderes (wann hatten Sie zuletzt ein Gespräch, in dem das C-Wort nicht gefallen ist?): Reden wir über das Indirekte. Reden wir über unser Leben (ja, okay: über unser Leben während der C-Zeit). Reden wir über Genuss, was haben Sie zum Beispiel diese Woche gekocht? Ich gehe ja fest davon aus, dass der meistgesprochene Satz in heimischen Küchen derzeit ist: „Und wie macht man jetzt eigentlich Linsen, muss man die noch kochen?“ gefolgt von „Wie was, heute einmal ohne Fleisch?“ und „Waaaas, Brot kann man selbst machen?“
Endlich wissen wir, wie Linsen zubereitet werden
Es kommt kulinarisch derzeit zu jener Auseinandersetzung mit Lebensmitteln, die immer alle so sehr gefordert haben. Da werden Packungen aus den Untiefen des Abstellraums gezerrt, auf denen so exotische Worte wie Quinoa und Couscous stehen, man weiß nicht mehr, wann man sie erstanden hat, man weiß auch gar nicht, warum. Es muss in einem dieser Momente innovationsgetriebener Leidenschaft gewesen sein, in einer dieser Minuten, in denen man spontan beschließt, sein Leben komplett zu ändern. Und nun steht man vor dem Packerl und erforscht das lukullisch Fremde.
Und wie das in der Forschung eben ist: Viele Wege führen in die Irre. Ich habe diese Woche zum Beispiel einmal auf die Reste eines Faschierten Bratens die letzten beiden Scheiben Jerome und einen kümmerlichen Paradeiserrest gelegt – in der C-Zeit darf man Essen noch weniger verkommen lassen als sonst. Diese Kombination klingt an sich schlüssig, ist sie nicht, man muss das nicht nachmachen. Den Kindern, sieben und vier, servierte ich anderntags aus den Resten eines Spitzkohls und eines Weißkrauts eine Art Kohlcurry, denn die sollten eh öfter Gemüse essen. Der Erfolg war auch hier nur mikroskopisch. Ich freue mich auf die Karibik.