Alltag in der Risikozone: Innsbruck, die Stadt, die schweigt
Von Christoph Geiler
Vielleicht wäre das alles leichter zu ertragen, wenn jetzt November wäre. Nebel, Kälte, Dunkelheit – das wäre eigentlich die passende Atmosphäre für die Welt, in der wir gerade leben. Da würde man sich tatsächlich am liebsten wochenlang daheim einigeln.
Aber doch nicht jetzt.
Der Blick aus dem Fenster auf das, was heute Hochrisikozone genannt wird, tut in der Seele weh: Oben auf der Nordkette hoch über Innsbruck funkelt der Schnee und schreit förmlich nach einem Ausflug mit den Brettl’n. Es ist jetzt genau die Zeit, in der wir Tiroler am liebsten Skifahren. Wenn die Touristenmassen endlich über alle Berge und die Pisten frei sind.
Rein äußerlich hat sich die Stadt nicht verändert. Aber Innsbruck klingt jetzt anders. Wer das Fenster öffnet, der hört keine Autos mehr. Auch nicht das gewohnte Gemurmel der Leute, die draußen vorbei gehen. Keine Flieger, die für gewöhnlich dermaßen knapp über die Dächer der Altstadt donnern, dass jeder Nicht-Innsbrucker automatisch zusammenzuckt.
Der Klangteppich der Stadt ist eingerollt. Innsbruck schweigt.
Dafür ruft sich die Natur lautstark in Erinnerung. Und man ist fast geneigt zu fragen: Waren da im Innenhof eigentlich immer schon so viele Vögel?