Kiku

Wenn die Polizei den Weihnachtsmann festnimmt...

Keine Fahrzeugpapiere, das Fahrzeug nicht zugelassen, ... da haben die zwei Polizeibeamten schon eine Liste, die sie dem verdächtigen Subjekt in rotem Kostüm vor- und ihn deswegen festhalten. Er bringe doch nur Kindern Geschenke, bei manchen komme er durch den Kamin. „Aha, Hausfriedensbruch...“ Und er komme aus dem Ausland, sei schon durch andere sichere Drittländer gekommen, also „illegaler Zuwanderer“...

Einen sarkastischen Sketch über „kriminelle Weihnachten“ hat der 19-jährige Sahel Rustami umgeschrieben und auf den Umgang so mancher Behörden- und politischer Vertreter mit Asylsuchenden und Flüchtlingen zugespitzt. Gemeinsam Natalie Montenegro und Javed Haidari spielte er das kurze Stück im Rahmen der Weihnachtsfeier des Vereins „ Klosterneuburg hilft“ am Feiertag, dem 8. Dezember, im Veranstaltungssaal der Raiffeisenbank am Rathausplatz dieser niederösterreichischen Stadt am Rande von Wien.

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Jung-Autor

Der Autor, Schüler der 3. Klasse einer Wiener HTL, lebt seit nunmehr fast drei Jahren in Österreich, seit mehr als zwei Jahren in dieser Stadt bei einer Familie die ihn als neuen, dritten Sohn, aufgenommen hat. Anfang November erhielt er einen der drei Jugendpreise des Literaturpreises „Exil – Schreiben zwischen den Kulturen“ – der (Kinder-)KURIER berichtete - hier

Rund 60 Menschen engagieren sich in Klosterneuburg mit Deutschkursen, Hilfe bei der Jobsuche, als persönliche Pat_innen oder gar aufnehmende Familien für rund 90 Menschen, die vor allem 2015 Zuflucht in Österreich gefunden haben. Zu gemeinsamen Aktivitäten samt dem gegenseitigen Kennenlernen der jeweiligen Kulturen gehört auch das Weihnachtsfest – mit bekannten Liedern wie „Feliz navidad“, verschiedenen Tänzen von Rumba bis Boogie und vielen von Aktivistinnen und Aktivisten von „Klosterneuburg hilft“ gebackenen einschlägigen Keksen sowie unter anderem das oben genannte Stück.

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Happy-End

Rustami, der schon als kleiner Bub in Afghanistan gern Texte schreib und Theater spielte, hat es nicht nur geschrieben, er schlüpfte in die Rolle des Weihnachtsmannes. Die Jus-Studentin, die auch schon in einer Anwaltskanzlei arbeitet, findet die Rolle als Polizistin im KiKu-Gespräch „ziemlich cool, da kann ich einmal so richtig Macht ausüben“. Ihr Kollege in Uniform ist berufliche Maschinenbau-Lehrling bei der ÖBB.

Der Jungautor und Weihnachtsmann hat dem kurzen Stück ein Happy-End verpasst. Er spielt seine Rolle so überzeugend und glaubhaft, dass die Polizistin und ihr Kollege beginnen, an ihn zu glauben und ihm Freiheit anbieten, wenn er ihre Wünsche erfüllt – nach einer Eisenbahn und einem Polizei-Schaukelpferd (!).

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