Kiku

Mit Liedern, Theater, Videos und Zahnrädern für den Frieden

Update 10. Mai 2018, 23.44 Uhr: Einen kleinen Artikel und noch eine Bildergalerie hinzugefügt.
Update 10. Mai 2018, 22.06 Uhr: Rund 100 Fotos in einer weiteren Bilderstrecke hinzugefügt.

„So wie uns vier die Musik zusammengebracht hat – wir sind Kurdinnen, Türkinnen, Sunnitinnen und Schiitinnen – so wollen wir auch die Menschen mit unserer Musik zusammenbringen über alle Religionen, Herkunftsländer, Ethnien usw.“ Das ist der Leitspruch der Band „Dileyler“. Sie hatten bei der jüngsten Gala beim Jugend-Friedens-Preis einen Auftritt mit dem Lied „Hayat Bayram Olsa“ (Wenn das Leben ein Fest wäre, zwei Videos am Ende des Artikels) – und wurden als eines von mehreren Dutzend Projekten ausgezeichnet.

Band-Leaderin Elif Duygu Sahan, die manches Mal auf der Gitarre, manchmal auf der Saz spielt, hatte im Vorjahr die Gala hervorragend mit-moderiert. Dieses Mal stand sie musizierend gemeinsam mit den Sängerinnen Merve Özdemir sowie den Schwestern Berivan und Berfin Kaplan auf der Bühne im Festsaal des Wiener Rathauses. Und begeisterte Hunderte Jugendliche, die zu dieser Festveranstaltung gekommen waren. Die meisten hatten selber Projekte für diesen Preis, bei dem es nicht ums Gewinnen ging und es damit auch keine Rangfolge gab.

Der vor zwei Jahren von Gemeinderätin Tanja Wehsely ins Leben gerufene Jugend-Friedens-Preis hat dieses Mal auch die Wiener, ja sogar die österreichischen Grenzen gesprengt. Einreichungen gab es aus fünf Bundesländern und dazu aus Slowenien, wo in Postojna ein zweiwöchiges Friedensfestival stattgefunden ha (Fotos in einer der Bilderstrecken unten).

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Mauern überwinden

Apropos Grenzen. Die Theatergruppe der Neuen Mittelschule Roda Roda Gasse (Wien-Floridsdorf) spielte ein rund halbstündiges Stück namens „Die Mauer“, das sie selbst mit einem Theaterlehrer erarbeitet haben. Zwischen dem heißen Süden und dem eiskalten Norden steht eine Mauer – auf der Bühne eine Sesselreihe. Die im Norden haben sie gebaut, damit die Armen, Flüchtlinge und andere die sie nicht wollen, nicht zu ihnen kommen können. Nun frieren sie. „Nur wer die Mauern im eigenen Kopf überwindet, kommt auch über die Mauer“, erzählt die zwölfjährige Magdalena, die sich durch besonders starke Spielfreude auszeichnet schon vor der Aufführung „unsere Idee. Und das kann nur, wer sich selbst und damit auch anderen verzeihen kann.“ Raphael (13) ergänzt: „Wir haben dann auch noch eine Kain und Abel-Geschichte eingebaut.“
Siehe die folgende Bilderstrecke

Szenenfotos aud "Die Mauer" von der Theatergruppe der NMS Roda-Roda-Gasse

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Vom ich zum du und weiter zum gemeinsamen WIR

Ein wuchtiges Werkstück hievten vier Lehrlinge aus dem Burgenland auf die Bühne. Ein großes hölzernes und ein kleines Zahnrad aus Metall greifen ineinander. Bernd Schmaldienst, Lisa Andrejek, Jennifer Rahn und Markus Kutschera haben aber nicht nur die Zahnräder gebaut – und zwar so, dass sie wirklich gut ineinandergreifen und sich drehen lassen. Sie haben sie Symbole eingefräst bzw. hinzugefügt – wie eine Landkarte von Österreich, Hände sowie Sprüche: „Weltfriede beginnt bei mir!“ am keineren sowie „Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt!“ (aus dem jüdischen Talmud) rund um das größere Zahnrad. Die Sprüche stehen schon für die tiefgreifende Bedeutung des Werkstücks: Wenn Zahnräder ineinandergreifen, können das auch Menschen tun – Hände reichen bzw. ergreifen – Hilfe anzubieten, aber sie auch anzunehmen.

Mehr - samt Videos - dazu in dem folgenden eigenen Abschnitt.

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Filme, Texte, Torte

(Tödliches) Mobbing, IS-Folter und andere extrem harte Gewalt – und ihre Überwindung – spielte die zentrale Rolle der Filmprojekte von „Echte Helden sind anders“, bei denen Jugendliche gemeinsam mit Profis innerhalb einer Woche von der Themenfindung bis zur fertigen filmischen Umsetzung kamen. Auch dieses Projekt wurde beim Jugend-Friedens-Preis auf die Bühne geholt. Zu einer ausführlichen Geschichte über dieses Projekt geht's hier

Videos wurden auch in vielen teilnehmenden Schulen gedreht, u.a. in der Neuen MittelSchule Konstanziagasse (Wien-Donaustadt), wo in einem Film gängige Vorurteile und Klischees insbesondere gegen Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern aufgegriffen - und widerlegt wurden.

Andere arbeiteten mit den Mitteln der Fotografie, etwa das zweisprachige OberstufenRealgymnasium Komensky oder die JugendBildungseinrichtung Interface. Teilnehmer_innen von Interface fotografierten jeweils ihren eigenen Blick auf den Himmel, „weil der ist für all da, grenzenlos“.

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Texte

Trotz vielfacher multimedialer Einreichungen brachten Jugendliche ihre Gedanken zum Thema Frieden auch in dem nach wie vor guten, „alten“ Medium Text zum Ausdruck. Da spannte sich der Bogen von einer Einzeleinsendung eines ganz spannenden, englischen Gedichtes (Kim), in dem es beim ersten Lesen Passagen gibt wie, dass die Liebe, die Welt verändern könne, ist eine Lüge. Hass sei das beste... – am Ende steht die Zeile, lies nun dieses Gedicht von hinten. Und auf einmal dreht sich der Sinn völlig um!

Die Teilnehmer_innen des Medienkurses der Zeitschrift Biber, die sozusagen Deutschkurs mit Medienkompetenz und inhaltlichen Anliegen verknüpften, verfassten eine Broschüre über wichtige internationale Menschen, die sich für den Frieden engagieren – von Shirin Ebadi über Bob Marley bis zu Mahmud Darwish oder Gabrielle Coco Chanel.

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Begegnungen

Einfach Menschen – in dem Fall Jugendliche und Senior_innen - zusammenbringen will die Initiative Ceurabics (Center for European Arab and Christian Studies).

Spielfreude schenken ist das Motto eines Projekts mit dem Namen „Balltonnen“ des Vereins „Spielerpass – Daheim im Verein“. Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen mit Behinderung in Sportvereinen einen Fußball bekommen. Menschen oder Firmen können Bälle spenden – für einen Ball braucht es 50 Euro. (Jeder Spender, jede Spenderin wird mit einem Namensschild auf den Tonnen verewigt.) In einer Lehrwerkstätte von Jugend am Werk in der Lorenz-Müller-Gasse werden Balltonnen aus gebrauchten, gereinigten Mülltonnen hergestellt. Mehr dazu hier

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Friedens-Torte

Eine Gruppe junger Mensch aus einer ganz anderen Berufsausbildung, Konditorei, machte aus ihrem handwerklichen Geschick ein großes, süßes Ding. Die angehenden Zuckerbäcker_innen von Jugend am Werk (Wien) backten einen Kuchen und verzierten ihn Zuckergussmäßig mit Teilen er Weltkarte und neutralen, weißen Fähnchen mit dem Wort Frieden in mehreren Sprachen – von Vrede (Niederländisch aber auch Afrikaans) über Paz (Spanisch) bis zu Mir (in verschiedenen slawischen Sprachen) oder den chinesischen Schriftzeichen dafür.

www.friedenspreis.at

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Gut 100 Fotos von Projekten und den Auszeichnungen auf der Rathaus-Bühne

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Noch einige Fotos von der Gala

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Videos vom Auftritt der Band "Dileyler"

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