Kiku

72 Tage Frauen-Gratis-Arbeit: "Na hallo, wir haben 2020!"

Auch wenn neben einigem Rot viel Rosa rund um den Container in der Meidlinger Hauptstraße (Ecke Bonygasse) zu sehen ist, findet hier keine Spielweise für Barbie & Co statt. Eher das Gegenteil: „Zentrale für gleichberechtigtes Arbeiten“ steht auf dem Transparent über dem Container. Im Container hängen Porträts von Vorkämpferinnen für Gleichberechtigung statt. Neben historischen Figuren ist die jüngste Malala Yousafzai, die erste Jugendliche, die Nobelpreisträgerin wurde. Und schon Jahre davor Symbol für das Recht auf Bildung, das vielen Mädchen weltweit verwehrt wird, ist.

Davor performen hin und wieder die beiden Initiatorinnen, die Künstlerinnen Susanne Preissl und Eva Puchner. In die beschwingte, mitunter von Musik unterlegte jeweils kurze Show bauen sie im Dialog Fakten ein, beispielsweise, dass Frauen noch immer im Durchschnitt um ein Fünftel weniger verdienen als Männer – und rechnen das um auf 72 Tage Gratis-Arbeit. Da ist die unbezahlte Arbeit noch gar nicht dabei. Die Aktion fokussiert diesmal eben auf Arbeit – mit der Forderung „eine faire Zukunft für alle“, unterstützt von der Arbeiterkammer.

Sie hatten schon anlässlich des Volksbegehrens 2.0 als „Die Brutpfleger*innen“ Container-Aktionen – damals am Karlsplatz – organisiert.

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Bei einer der Stationen davor kann per roter, grüner und gelber - normale Ampelfarben ;) – an einer Umfrage teilgenommen werden. Erhoben wird, wo Frauen ihre Zeit verbringen: bezahlte Arbeit/Kinder, Pflege, Haushalt/Zeit nur für mich. Vor jeder der drei Bereiche stehen drei Säulen für die Abstimmungsbälle – zu viel/zu wenig/genau richtig.

Für „Zeit nur für mich“ stehen Liegestühle mit dieser Aufschrift rund um den Container. In einer Kabine mit Vorhang sind Interviews zu hören, die die Initiatorinnen mit Frauen in Berufen geführt haben, die gerade in der Corona-Zeit als „systemerhaltend“ bezeichnet wurden/werden. In acht der elf dort aufgelisteten Berufe – vom Supermarkt bis zur Krankenpflege – arbeiten (weit) mehr als 50 % Frauen, viele davon mit Migrationsgeschichte. Außer Applaus am Anfang hat sich an miesen Arbeitsbedingungen und Bezahlung aber nichts geändert.

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Der Container, die Installationen darum herum und die Performances – mit Gastkünstlerinnen am Abend und Kinderprogramm am Nachmittag führen natürlich – gewollt – zu vielen Diskussionen mit Vorbeikommenden. Von heftiger Ablehnung bis Zustimmung, immer wieder auch Überraschung über die Fakten reicht die Palette der Reaktionen.

Während manche sich gar nicht angesprochen fühlen, bleiben während des KiKu-Lokalaugenscheins drei Jugendliche der nahen Mittelschule Singrienergasse sehr interessiert stehen, zücken ihre Handys, fotografieren und filmen. Sabahat und Dilara erzählen, „dass wir in der Schule auch über diese Themen diskutiert haben. Naja, einige Jungs haben gemeint, Frauen gehören in die Küche. Wir Mädchen haben da nur gesagt: Na hallo, was ist los? Wir haben 2020!“

Gleichberechtigung komme für sie gleich nach bzw. sogar gleich auf mit dem Thema Rassismus. „Alle Menschen sind doch gleich, egal welche Farbe, Religion oder ob Frau oder Mann…“, so die beiden. Dem stimmt auch ihre nicht genannt werden wollende Freundin zu.

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Zentrale für gleichberechtigtes Arbeiten – eine faire Zukunft für alle

Kunst-Container
Mit folgenden Künstler*innen: Die Brutpfleger*innen, Yasmo & Mieze Medusa Fearleaders Vienna, Grazia Patricia u.a.
Und außerdem: Betriebsrätinnen und Gewerkschafterinnen

Leitung & Konzept: Die Brutpfleger*innen (Susanne Preissl, Eva Puchner)
Programmdramaturgie: Birgit Schachner
Ausstattung: Gudrun Lenk-Wane
Video & Installation: Sarah Tasha Hauber
Kinderprogramm: DieLisi Humpelstetter
Grafik: Mariella Drechsler

Bis 19. September 2020
Jeweils ab 12 Uhr
14 Uhr Kinderprogramm
18 Uhr Abendprogramm
1120, Meidlinger Hauptstraße/Bonygasse

Eintritt frei / Findet bei jedem Wetter statt!

Die Brutpflegerinnen

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