Was Transplantationspatienten empfinden: "Gefühl der Dankbarkeit"
Von Ernst Mauritz
„Für die meisten Organempfänger ist das Transplantationsdatum wie ein zweiter Geburtstag“, sagt Thomas Tost, 47. Er ist Obmann des Österreichischen Verbandes der Herz- und Lungentransplantierten. Er selbst ist von der erblichen Stoffwechselkrankheit Zystische Fibrose betroffen: In vielen Organen des Körpers – besonders in der Lunge – bildet sich ein besonders zähflüssiger Schleim. 2004 wurden ihm deshalb beide Lungenflügel transplantiert.
„Ein Stockwerk hinaufzugehen ohne zu rasten war vor der Transplantation unmöglich, meine Leistungsfähigkeit war stark eingeschränkt“, erinnert sich der Sachbearbeiter für Wasserrecht. Nach der Operation machte er eine Erfahrung, die er mit den meisten Patienten teilt: „Der Unterschied zu vorher ist unglaublich. Ich bin wieder berufstätig und in meiner Leistungsfähigkeit ist fast kein Unterschied zu einem gesunden Menschen meines Alters.“ Jedem Patienten gehe es danach – in unterschiedlichem Ausmaß – besser: „Davor verspüren die meisten Todesängste, alles dreht sich nur mehr um das tägliche Überleben. Dem Großteil der Patienten aber geht es nach der Transplantation so gut wie schon Jahre davor nicht.“
Für die viele werde das gespendete Organ „mit der Zeit zu ihrem eigenen“, sagt Tost. „Und sie entwickeln ein großes Gefühl der Dankbarkeit und den Wunsch, etwas zurückzugeben.“ Viele würden sich deshalb in Vereinen bei der Beratung neuer Patienten engagieren: „Es gibt für Menschen vor der Transplantation nichts Schöneres, als jemanden kennenzulernen, der den Eingriff hinter sich hat und zu sehen, wie gut es demjenigen mittlerweile wieder geht.“