Konkurrenz oder Ergänzung? - Was sagt die Schulmedizin
Von Dorothe Rainer
Was bedeutet der Begriff Körperarbeit eigentlich?
Christian Wiederer: „Körperarbeit“ umfasst eine nicht definierte Menge an Maßnahmen, denen nachgesagt wird, dass sie zu Wohlbefinden führen, beziehungsweise das Wohlbefinden unterstützen.
Warum dürfen sich die Behandler nicht als Therapeuten bezeichnen und die Personen nicht als Patienten?
Weil die Behandler keine anerkannte Basisausbildung – Medizinstudium, Fachhochschule für Physio- oder Ergotherapie, Psychologiestudium, Heilmasseurausbildung – abgeschlossen haben und dementsprechend keine „Patienten“ behandeln dürfen.
Was können die Methoden, was können sie nicht?
Teilweise können sie zur Entspannung beitragen und damit beim Gesunden das Wohlbefinden unterstützen, sie können aber keine komplexen Fragestellungen wie Schmerzsyndrome monotherapeutisch behandeln und heilen.
Was ist der Unterschied zwischen einer klassischen physikalischen Therapie und Körperarbeit?
Die Physikalische Medizin ist ein anerkannter Teil der Schulmedizin. Dies zeigt sich darin, dass das Sonderfach „Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation“ entsprechend diverser anderer Sonderfächer, wie Chirurgie und Innere Medizin, gesetzlich verankert und wissenschaftlich anerkannt ist.
Sieht die Schulmedizin das Angebot der Körpertherapien als Ergänzung oder als Konkurrenz?
Wir sehen diese Methoden nicht als Konkurrenz, da sie als Einzelmaßnahme die Komplexität medizinischer Fragestellungen weder diagnostisch noch therapeutisch umfassend versorgen können.
Entspannungsmethoden können in der richtigen Situation als Ergänzung betrachtet werden, wenn sie sich auch selbst als ergänzende Methode erkannt haben und unterstützend eingesetzt sind.
Immer mehr Menschen vertrauen auf alternative Behandlungsmethoden. Was halten Sie als medizinischer Experte von diesem Trend?
Grundsätzlich hängt die Antwort in diesem Fall von der näheren Definition des Begriffs „alternative Behandlungsmethoden“ ab.
In Absprache und Ergänzung mit schulmedizinischer Gesamtführung des Patienten können viele alternative Methoden unterstützen, sie dürfen aber nie die Diagnostik und den Einsatz der schulmedizinischen Therapie verzögern, ausschließen oder verhindern.
Kann man eigentlich gute von weniger guten Methoden unterscheiden? Worauf sollte man als Patient achten?
Gute Methoden sind immer offen für den Dialog und den Austausch mit der Schulmedizin und sehen sich als Unterstützung und nicht als Ersatz. Sie kooperieren mit den Akteuren unseres Gesundheitssystems, haben ihre Einsatzgebiete, aber auch klar definierte Anwendungsverbote. Auch wenn diese Methoden im Gewerbebetrieb angeboten werden, dürfen sie nicht jedem in jeder medizinischen Situation zur Umsatzoptimierung des Unternehmens ohne jegliche Beratung über Chancen und Risiken der Durchführung verkauft werden.