Was können die Vitamin D-Pilze aus dem Supermarkt?
Die braunen Champignons liegen mit auffälliger Kennzeichnung in den Regalen der deutschen Supermarktkette Kaufland: Sie sollen einen besonders hohen Anteil an Vitamin D haben. Schon zwei bis drei Champignons sollen die empfohlene Tageszufuhr an Vitamin D zu 100 Prozent decken. Auf der Verpackung wird mit einer 30 Mal höheren Menge an Vitamin D im Vergleich zu anderen Champignons geworben. 200 Gramm der Zuchtchampignons sind für etwa zwei Euro zu haben. Klingt nach einer guten Möglichkeit, Vitamin D im Alltag aufzunehmen – aber wirken die Pilze überhaupt?
Sieben Packungen im Labor untersucht
Die Stiftung Warentest ist dieser Frage nachgegangen. Dazu wurde der Vitamin D-Gehalt von Pilzen aus insgesamt sieben Packungen im Labor untersucht. Die Ergebnisse variieren: In der Packung mit dem niedrigsten Gehalt wurden 5,3 µg Vitamin D pro 100 Gramm und für die Packung mit dem höchsten Gehalt 15,1 µg Vitamin D pro 100 Gramm gemessen. Letzterer ist laut der EU-Novel-Food-Verordnung sogar über dem festgelegten Grenzwert von 10 µg/g. Allerdings besteht laut Stiftung Warentest kein Grund zur Sorge, da eine Überdosis nicht zu befürchten sei. Selbst auf Dauer könnten mehrere Packungen Champignons ohne Bedenken verzehrt werden.
Die Vitamin D-Pilze sind seit September in den Regalen von Kaufland. Sie wurden in Kooperation mit der Universität Freiburg entwickelt. Die Pilze werden zwar in ihren Zuchträumen keinem echten Sonnenlicht ausgesetzt, sie erhalten jedoch Ergosterol, eine Vorstufe von Vitamin D. Später werden sie kurzzeitig mit UV-Licht beleuchtet. Dies soll der Produktion von Vitamin D durch die Sonne ähneln und erhöht den Gehalt des Vitamins deutlich.
Wilde Pilze haben auch Vitamin D
Auch wildwachsende Pilze verfügen über eine hohe Menge an Vitamin D – meist mehr als kultivierte Pilze, da sie Sonnenlicht ausgesetzt sind. Durch gezielte Beleuchtung mit UVB-Licht kann der Vitamin D-Gehalt jedoch deutlich gesteigert werden. Paul Urbain, Ernährungswissenschaftler am Uniklinikum Freiburg, war an der Entstehung der Pilze maßgeblich beteiligt. Er entwickelte ein Verfahren, bei dem braune Champignons kurzzeitig mit UVB-Licht beleuchtet werden.
"Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit leiden viele Menschen unter einem Vitamin-D-Mangel. Denn der UVB-Anteil im Sonnenlicht ist zu gering für die eigene Vitamin D-Produktion in der Haut. Die Steinchampignons sind insbesondere für Vegetarier und Veganer eine ideale Möglichkeit, ihren Vitamin-D-Bedarf einfach und geschmackvoll zu decken", sag Urbain. Angebaut werden die Champignons von einer Firma in Niedersachsen, die seit 30 Jahren Pilze züchtet.
Künstliches Vitamin D
In einigen Ländern werden Produkte wie Milch künstlich mit Vitamin D angereichert. Dazu zählen etwa die USA, Kanada, Indien oder Finnland. In Finnland habe dies dazu geführt, dass es kaum Menschen gebe, die einen Vitamin D-Mangel aufweisen.