Studie: Schon kurzer Social Media-Verzicht führt zu Entzugserscheinungen
Von Ingrid Teufl
Internetnutzung kann süchtig machen – das haben zahlreiche Untersuchungen in den vergangenen Jahren bereits gezeigt. Dass allerdings bereits ein kurzfristiger Verzicht zu klassischen Entzugserscheinungen führt, wie sie auch Suchtmittel verursachen, überrascht Wissenschaftler aber doch.
Gesteigertes Verlangen
Bei den Teilnehmern wurde etwa ein deutlich gesteigertes Verlangen, Langeweile sowie ein Einfluss auf positive und negative Stimmungslagen bemerkt. Mehr als die Hälfte konnten die sieben Tage nicht durchhalten ohne „rückfällig“ zu werden und – zumindest kurz – etwa ihre WhatsApp-Nachrichten zu checken.
Wenig über Reaktionen bekannt
Bisher wusste man sehr wenig über die Reaktion von Menschen, für die soziale Medien wie WhatsApp, Instagram oder Facebook fixer Teil ihres sozialen Lebens ist. Ein Team von Psychologen an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems und der Universität Wien ging nun dieser Frage im Rahmen einer Studie nach. Vor allem die Frage, wie sehr die Nutzung im Alltag fehlt und wie die Konsequenzen eines solchen Entzugs ausschauen, wollte die Gruppe um Stefan Stieger (Department Psychologie und Psychodynamik, KL Krems) klären.
Spezielle Smartphone-App
Dafür wurden die 152 Studienteilnehmer zwischen 18 und 80 Jahren mit einer speziellen Smartphone-App ausgestattet, damit die Datenerhebung im gewohnten Alltag stattfinden konnte. Die nun vorliegende Auswertung wurde im Fachmagazin Cyberpsychology, Behavior and Social Networking veröffentlicht.
Gier steigert sich
Wie sehr Social Media im Alltag der Teilnehmer verankert ist, zeigte sich vorrangig daran, dass schon ein siebentägiger Verzicht „zu leichten Entzugserscheinungen, wie wir sie vom Suchtmittelgebrauch kennen, führt“, sagt Stieger. Vor allem das Verlangen – die Gier –nach den Social Media-Kanälen stieg deutlich an, ebenso der soziale Druck, die Nutzung wieder aufzunehmen.
Angst, etwas zu verpassen
Der Hintergrund: die Teilnehmer hatten Angst, etwas zu verpassen und betonten, dass die Freunde das virtuelle Kontakthalten einfach erwarten würden. „Das Spüren eines sozialen Drucks war aber umso erstaunlicher, als es den Probanden und Probandinnen erlaubt war, andere Kommunikationskanäle wie SMS und eMail zu nutzen.“