Masernwelle erreicht Australien
Jahrelang galten sie als ausgerottet oder als zumindest rückläufig: die Masern. Nun sind sie weltweit zurück und die Infektionsfälle erreichen besorgniserregende Zahlen. So hat sich die Zahl der gemeldeten Erkrankungen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf rund 230.000 Fälle verdoppelt. Tatsächlich dürfte die Zahl aber über der Zwei-Millionen-Grenze liegen, sagte Katherine O'Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung. "Wir gehen davon aus, dass weltweit weniger als zehn Prozent aller Fälle gemeldet werden.“
Ende März erst musste im Bezirk Rockland County im US-Staat New York der Notstand ausgerufen werden. Nach 153 registrierten Fällen von Masern bei rund 300.000 Bewohnern wurden drastische Maßnahmen ergriffen: So durften sich nicht geimpfte Minderjährige 30 Tagen lang nicht an öffentlichen Orten aufhalten, somit keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.
In der Ukraine haben sich seit Jahresbeginn mehr als 30.000 Menschen angesteckt, darunter 17.000 Kinder. Elf Tote gibt es bisher zu beklagen. Im vergangenen Jahr hatten sich dort insgesamt 54.000 Menschen angesteckt.
In Madagaskar ist die Zahl der Toten auf mehr als 1.140 gestiegen, die meisten im Alter bis zu 14 Jahren. Die Zahl erfasster Infektionen stieg seither von 66.000 auf inzwischen 87.000.
Auf den Philippinen forderte ein Masernausbruch über 130 Todesopfer, fast 8.500 Erkrankungen wurden registriert.
Auf der Südinsel Neuseelands wurden in den vergangenen Wochen mehr als zwei Dutzend Masern-Fälle registriert. Auffällig ist, dass auch viele Erwachsene an Masern erkrankt sind - etwa ein Drittel aller bekannten Fälle betreffen die Altersgruppe von 29 bis 50 Jahren.
Australien
Und jüngst vermeldete Australien einen sprunghaften Anstieg an Erkrankungen. Down under galt die Infektionskrankheit seit 2014 als ausgerottet. Durch die zunehmende Verweigerung von Impfungen konnten sich Masern in dem Land aber wieder ausbreiten. So wurden seit Jahresbeginn schon 83 Fälle registriert. Im gesamten vergangenen Jahr waren 103 Menschen erkrankt, 2017 waren es 81.
Angesichts des jüngsten Ausbruchs hat Australien am Montag eine Aufklärungskampagne gestartet. Er sei besorgt wegen des Anstiegs der Fallzahlen und wolle sicherstellen, dass die Bevölkerung "gut geschützt ist gegen diese sehr ernste Krankheit", erklärte Gesundheitsminister Greg Hunt. Die Regierung rief insbesondere Australier, die eine Auslandsreise planen, zur Impfung auf.
Gesundheitsminister Hunt warnte, dass Australier, die zwischen 1966 und 1994 geboren wurden, wegen veränderter Leitlinien keine zweite Impfdosis erhalten haben könnten, was sie anfälliger für Masern mache. Heute sind gut 93 Prozent der Zweijährigen in Australien ausreichend geschützt.
Impfgipfel am 29. April
Nach den Negativrekorden lädt die Volksanwaltschaft zu einem Impfgipfel. Bei dem Treffen am 29. April im Festsaal am Sitz in der Wiener Singerstraße sollen österreichweite Lösungen mit dem Ziel einer Vereinheitlichung des Impfschutzes diskutiert werden, so die Intention der Veranstalter. "Ich hoffe sehr, dass auch vom Hauptverband eine Vertretung entsendet wird", sagte Volksanwalt Günther Kräuter.
Impfpflicht
Wegen des Anstiegs von Masernfällen wird in zahlreichen Ländern, darunter Österreich, über eine Impfpflicht diskutiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ablehnung von Impfungen kürzlich zu einer der zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde. Masern sind extrem ansteckend und potenziell tödlich. Neben der akuten Erkrankung kann es als Spätfolge zu einer Entzündung des Gehirns kommen. Alle betroffenen Patienten sterben daran.