Dengue, Malaria, Tollwut: Was Reisende jetzt wissen sollten
Von Ernst Mauritz
Es ist die von Mücken übertragene Viruserkrankung, die weltweit die meisten Auswirkungen auf Menschen hat: das Dengue-Fieber. Wegen eines großen Ausbruchs mit seit Jahresbeginn 146.000 Fällen – darunter 600 tödliche Verläufe – hat die Regierung der Philippinen jetzt den Notstand erklärt. Weltweit sind auch Touristen immer öfter von Infektionen betroffen.
Wie gefährlich ist eine Dengue-Infektion?
Zwischen 40 und 80 Prozent aller Infektionen sind symptomlos, bei bis zu fünf Prozent nimmt die Erkrankung aber einen schweren, auch lebensgefährlichen Verlauf (innere Blutungen, Schock). Bei einer zweiten Infektion – mit einem anderen der vier bekannten Stämme als beim ersten Mal – ist das Risiko für eine derart heftige Erkrankung deutlich höher. „In Urlaubsländern mit gutem Gesundheitssystem – etwa Thailand – ist bei rechtzeitiger Therapie (u.a. mit Blutgerinnungsfaktoren) die Überlebenschance allerdings hoch“, betont Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin in Wien. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Erkrankung weltweit stark ausgebreitet.
Gibt es eine Impfung gegen Dengue?
Es ist in der EU ein Impfstoff zugelassen, für Touristen ist er aber nicht geeignet. „Es gibt weder Sicherheits- noch Wirksamkeitsdaten speziell für diese Gruppe“, sagt Kollaritsch. „Außerdem sind drei Impfungen im Abstand von je sechs Monaten notwendig – für Urlauber wenig praktikabel.“ Die zu Impfenden müssen außerdem in einem Dengue-Gebiet leben und schon eine erste Infektion durchgemacht haben: „Andernfalls ist ihr Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf bei einer Infektion trotz Impfung – die Schutzrate liegt bei etwa 66 Prozent – erhöht.“ Dies dürfte auf den Philippinen die Ursache für mehrere Todesfälle nach der Impfung gewesen sein.
Welche Schutzmöglichkeiten gibt es?
Die wichtigste Maßnahme ist konsequenter Mückenschutz – mit Mücken-abwehrenden Sprays und (in Hochrisikogebieten) vor allem nach einer Erstinfektion dem Schlafen unter Netzen: „Damit kann die Infektionswahrscheinlichkeit um mehr als 99 Prozent gesenkt werden.“ Die Mücken, die Dengue übertragen, sind tag- und nachtaktiv – einschmieren ist also auch am Tag wichtig. Direkt am Strand ist das Infektionsrisiko meist gering.
Vor drei Jahren gab es in Lateinamerika eine Epidemie mit dem Zika-Virus. Wie ist die Lage heute?
„Offiziell gibt es aus damals stark betroffenen Ländern wie Brasilien heute nur wenige Erkrankungsmeldungen – aber die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Kollaritsch. „Deshalb rate ich Schwangeren nach wie vor von Reisen etwa nach Brasilien oder Mexiko ab.“ Das Zika-Virus kann Schäden an den Föten auslösen.
Und Malaria?
„In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Erkrankungen deutlich zurück, zuletzt gab es hier aber eine Stagnation“, betont Kollaritsch. Die Empfehlungen für Reisende seien heute viel individueller als noch vor 20 Jahren: „Durch verbesserte Daten können wir einzelne Regionen genauer beurteilen.“ So seien auch die großen Städte in Asien alle malariafrei, „auch die touristischen Gebiete haben nur ein geringes Risiko“. Dort sei ebenfalls der Mückenschutz die wichtigste Empfehlung: "Ein Notfallmedikament („stand by“) ist in Gebieten mit niedrigem Risiko dann angeraten, wenn man alleine ist und innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten von Fieber kein Arzt erreichbar ist.“ Die Malariaprophylaxe (vorbeugende Medikamenteneinnahme) ist nur für Hochrisikogebiete empfohlen.
Ist die Tollwutgefahr ein Risiko?
Ja, im gesamten asiatischen Raum, aber auch in Südamerika, Schwarzafrika und sogar in Teilen Südeuropas, in Rumänien oder Bulgarien. "Die Urlauber sagen immer, ich gehe Hunden und Katzen aus dem Weg – aber niemand weiß, ob es umgekehrt auch so ist." Das Risiko eines unfreiwilligen Tierkontakts liegt im einstelligen Promille- bis Prozentbereich. „Wer die Grundimpfungen hat und vor seiner Reise eine Auffrischung durchführt, spart sich nach einem Tierkontakt viele Probleme.“