Welchen Fisch man guten Gewissens essen kann
Von Ute Brühl
Ein Mal im Jahr muss es einfach Karpfen sein. Das verlangt die Tradition – zumindest im Osten Österreichs, wo er häufig am Weihnachtstag aufgetischt wird. Beruhigend: Diesen heimischen Fisch darf man sich guten Gewissens schmecken lassen. Denn selbst Umweltorganisationen wie Greenpeace haben nichts gegen den Karpfen aus heimischen Teichen einzuwenden. WWF-Fischereiexperte Axel Hein weiß, warum: "Die Transportwege sind kurz und für die Fütterung wird Getreide verwendet, also kein Fischmehl." Bei Süßwasserfischen wie Forelle oder Zander ist das oft anders: Da wird Futter verwendet, für das eigens minderwertiger Fisch aus dem Meer gefangen wird. Die bessere Alternative ist Bio-Fisch, weil hierfür nur Abfälle aus der Fischereiindustrie verwendet werden dürfen – beim Alaska-Seelachs, dem nach Lachs beliebtesten Fisch der Österreicher, kann das bis zu 60 Prozent ausmachen.
Bio erfüllt die höchsten Öko-Standards
Bio erfüllt also die höchsten Öko-Standards. Daneben gibt es noch andere Siegel, auf die sich Verbraucher verlassen können. Das MSC-Zertifikat achtet auf nachhaltige Fischerei, das ASC-Siegel weist auf Aquakulturen hin, die Mindeststandards einhalten. Zwar gibt es von Naturschützern wie Greenpeace Kritik an MSC, weil die Mindestanforderungen an die Fischereibetriebe zu gering seien. Doch bestreitet nicht einmal die Umweltorganisation, dass MSC durchaus positive Effekte hat.
"Immerhin hängen weltweit 800 Millionen Menschen von der Fischerei ab."
So ist zum Beispiel der Bestand der Scholle wieder gesichert, wie Axel Hein sagt: "Der WWF ist an der MSC-Zertifizierung beteiligt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern schauen wir darauf, dass keine Art überfischt wird, wobei oft darüber diskutiert wird, ab wann eine Art gefangen werden darf. Wir plädieren für eine Regelung, dass schon gefischt werden darf, bevor der vorherige Bestand wieder erreicht wurde. Er muss sich aber erholen können. Das dauert zwar länger, hilft aber, Jobs zu erhalten. Immerhin hängen weltweit 800 Millionen Menschen von der Fischerei ab."
Die Scholle ist übrigens eine der vier Fischarten, die Christian Rabener von der Wiener Firma Eishken Estate am häufigsten verkauft. Er beliefert die Gastronomie, heimische Gourmets sowie die Frische-Theken der Supermärkte Billa und Merkur. "Übers Jahr gesehen wird Lachs am meisten verlangt, Kabeljau und Heilbutt sind auch sehr beliebt."
Glasierte Shrimps: Auf Nettogewicht achten
Der Fischexperte rät deshalb, beim Kauf immer auf die Nettoeinwaage zu achten, eine neue Regelung der EU. Die verrät nämlich, wie hoch das Eigengewicht des Fisches ist. Und wie der frische Fisch vor dem Verpacken behandelt wurde.
Fairer Genuss: Hering, Karpfen und Saibling
Gütesiegel wie ASC, MSC und Bio-Zertifikat geben einen Einblick, welche Fische nachhaltig gehandelt werden. Der WWF hat daraus einen Fischratgeber abgeleitet und erklärt, welche Arten eine gute oder nur zweite Wahl sind und welche Fische man lieber gar nicht mitnehmen sollen.
Welche Sorten? Bei Hering, Karpfen und Saibling gibt es keinerlei Einschränkungen des WWF. Auch Austern darf man ganz ohne Sorge schlürfen. Andere Fische empfiehlt die Umweltorganisation aber eher in der zertifizierten Version, ansonsten seien sie nicht ganz unbedenklich: Dazu zählen der weit verbreitete Alaska-Seelachs, Kabeljau und Goldbrasse.
Info: fischratgeber.wwf.at