Leben/Essen & Trinken

Neues Restaurant: Das beste orientalische Essen am Naschmarkt

Scharf – nur so lässt sich der Geschmack des Muhammaras im neuen Mir beschreiben. Der Chef bedauert, dass das servierte Mus aus Paprika, Walnüssen und Granatapfelsirup unabsichtlich zu viel Chilipaste abbekommen hat. Macht überhaupt nichts, denn die scharfe Version verdeutlicht die feinen Nuancen der orientalischen Küche: Im Südosten der Türkei wird Muhammara anders als in Syrien nicht so süß gegessen. Im ehemaligen Gino e Maria, jenem Italiener mit der traumhaft schönen Galerie und Fenstern aus der Gründerzeit, servieren Mirell und Abraham Aurohom den Geschmack ihrer Heimat. Um eine Wohnzimmer-Atmosphäre zu schaffen, setzte die serbische Tischlerin auf ein riesiges Wohnzimmer-Regal, warme Farben und Retro-Sessel.

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Geboren sind alle drei Geschwister zwar in Österreich, ihre assyrischen Wurzeln liegen aberim Südosten der Türkei, die Muttersprache ist Aramäisch: Der Name des Lokals bedeutet Vorsteher und findet sich im Jahr 1717 als Nachname auf ihrem Stammbaum wieder. In der Küche steht ihre 56-jährige Mutter, die einst für Haya Molcho die kulinarische Umsetzung des Tewa plante. Doch dieses Mal stehen auf der Speisekarte nur altorientalische Gerichte, die noch heute in der Stadt Mydiat im Bundesstaat Mardin so gegessen werden.

Abraham Aurohom: "Obwohl wir christlichen Glaubens sind, sind wir nur mit Lamm und Rind groß geworden. Daher bieten wir auch Lammeintopf oder Schawarma, das orientalische Kebap, mit Lamm an. Wir achten darauf, dass das Fleisch nicht zu intensiv nach Schaf schmeckt, das würde ich auch nicht wollen." Mirell Aurohom: "Typische Gewürze sind Sumak, ein saures, orientalisches Gewürz, das nach Zitrone schmeckt, aber auch Granatapfelsirup, Petersilie oder Chili- und Sesampaste."

Lahmo – besser als Pita

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Die Perfektion liegt in den Vorspeisen, die liebevoll mit viel Zeit vorbereitet werden. Wer von dem dunklen, knusprigen Brot namens Lahmo gekostet hat, will nie wieder Pita essen. Die Mischung aus Dinkel- und Weizenmehl sowie Haferflocken harmoniert mit ihren nussigen Aromen zu den Salaten und Aufstrichen und kommt dem Brot-Geschmack der Österreicher sehr entgegen.

Das Ezme wird mit viel Petersilie und Zwiebeln serviert, die Paprikas werden dafür eigens auf Holzkohle gegrillt. Noch viel intensiver kommen die rauchigen Aromen der Holzkohle beim Baba Ganoush durch, die Melanzani erinnern mehr an Speck als an Gemüse. Einen Vergleich mit dem erst vor kurzem eröffneten Edel-Türken Ali Ocakbasi muss der Familienbetrieb nicht fürchten: In Naschmarkt-Nähe lässt sich derzeit nirgends besser orientalisch speisen.

Info: Mir, Schleifmühlgasse 21, 1040 Wien, Montag bis Samstag 11 bis 24 Uhr, das Restaurant ist nicht barrierefrei