In der Wiener Innenstadt hat die Mikrorösterei Süssmund ein Café aufgemacht.
Nikolaus Hartmann. Nein, diesen Namen muss man sich nicht merken. Diesen Namen muss man kennen. Der 36-Jährige verkörpert jene junge Generation von Kaffeeröstern, die für das Ankommen des Third Wave-Coffeeshop-Trends in Wien gesorgt haben. Das Zeitalter der dritten Bewegung bezieht sich auf den direkten Einkauf von Bohnen bei den Anbauern – das Zauberwort heißt Direct Trade. Auf Bio oder Fair Trade sei kein Verlass mehr, zu groß sei das Interesse an Geschäftemacherei mit solchen Gütesiegeln. Zur Philosophie gehört eine bedingungslose Liebe zu frisch aufgebrühtem Filterkaffee und auch ein kritisches Hinterfragen von Kaffeekapseln, da sie zu wenig Spielraum beim Zubereiten zulassen.
Der zweifache Staatsmeister im Filterkaffee und Vizestaatsmeister mit der Aeropress (eine manuelle Kaffeemaschine mit Brühzylinder, Presskolben und Kaffeefilter) studierte im ersten Bildungsweg Architektur und entdeckte vor zwei Jahren seine Leidenschaft für Kaffee. In der Rolle als Kaffeevermittler sammelte er im Cafe.Atelier in der Zieglergasse erste Erfahrungen, dann sorgte er im Brickmakers für ausreichend Koffein. Und seit Freitag hat seine MikroröstereiSüssmund in der Wipplingerstraße die Süssmund Kaffeebar aufgemacht. "Im Vergleich zu Berlin haben wir in Wien noch immer eine verhaltene Entwicklung. Wir verstehen uns hier als Flagshipstore und Schnittstelle für unsere Rösterei-Kunden, aber auch für Gäste, die mehr über Kaffee lernen wollen. An der Bar steht eine Filterkaffeemaschine, um den Gästen schwarzen Kaffee näher zu bringen."
Süssmund-Röstungen finden Coffeeholics im POC, im Yppenplatz 4 oder im Jonas Reindl. Für seinen Espresso röstet Hartmann Bohnen aus Nicaragua, die an Heidelbeere, Haselnuss und Kakao erinnern, oder Bohnen aus Brasilien, die Aromen von dunkler Schokolade und Nougat aufzeigen. Aber keine Panik: Es gibt auch Milch. Der Espresso kommt auf 2,1 Euro, der Cappuccino auf 3,2 Euro.
Für das in weiß gehalten Café mit acht Sitzplätzen hat Hartmann seine alten Kaffeetransport-Boxen und Paletten aus der Rösterei zu einer Verkaufstheke und Bar umgebaut. Das kleine Sofa stammt aus dem Brickmakers, die Tische wurden selbst gezimmert und die Sessel stammen aus einem ehemaligen Wirtshaus. Neben den Röstungen lassen sich hier Kaffeezubehör und Wohnaccessoires der dänischen Design-Firma House Doctor erstehen. So hell der erste Raum beim Betreten, so düster der hintere Bereich des Lokals. Dort sollen Workshops und kostenlose Kaffeeverkostungen stattfinden.
Da sich der 36-Jährige (noch immer) auf der Suche nach dem besten Weckerl befindet, müssen Gäste auf pikante Sandwiches noch warten. Süßes wie Tartelettes und Zimtknöpfe bäckt derzeit Alexandra Gaggl von derCuchina in Wien-Leopoldstadt. Die Frischmilch und das Joghurt liefertHannes Hiegesberger, die Kühe leben in einem neu errichteten Laufstall nahe Fugging. Ab Mittwoch serviert das Team jeden Tag ein gesundes Frühstück: Joghurt, Granola, Haferflocken, frische Früchte. "Damit es auch etwas Vollwertiges gibt und nicht nur Tartelettes und Croissants." Jetzt schmeckt der Sommer nach Eiskaffee – ohne Vanilleeis, pur über Eiswürfel.
Info: Süssmund Kaffeebar, Wipplingerstraße 11, 1010 Wien, Montag is Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 18 Uhr