Leben/Essen & Trinken

Food-Design: Mini mundet

Muffins und Cupcakes waren gestern – jetzt hat der Food-Trend zum kulinarischen Kleinformat auch einen Klassiker der heimischen Mehlspeisküche erreicht. Statt auf einen Gugelhupf lädt man neuerdings zum Gugelhüpfchen, Gugl oder auf eine Kuchenpraline. Manche erheben die Miniaturbäckerei gar zu einer eigenen Kunstform. Die Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler sieht in der Reduktion einen Gegentrend zur XXL-Gesellschaft. "Langsam lernen wir, mit dem Überfluss besser umzugehen. Wenn man bewusst genießt, wird weniger oft mehr."

Der Trend zur kulinarischen Miniatur ist seit einigen Jahren bemerkbar und für Rützler – abseits von gesellschaftlichen Veränderungen in Richtung Single-Haushalte und Kleinfamilien – so etwas wie eine positive Schulung der Konsumenten. "Da geht es um ganz wichtige Genusserfahrungen. Durch die Kleinheit inszeniert man nicht Üppigkeit sondern bewussten Genuss." Dass es jetzt den guten, alten Gugelhupf trifft, überrascht sie nicht. "Er ist traditionell und in diesem Sinne so altbacken, dass ihn jeder kennt."

Backrevolution

Alle Inhalte anzeigen

Gleichzeitig ist dieses Backwerk ganz einfach herzustellen. Zudem hat die große Vielfalt moderner und erschwinglicher (Silikon-)Backformen auch die Möglichkeiten am heimischen Herd revolutioniert. Rützler: "Früher waren diese Formen sehr teuer und wurden jahrzehntelang verwendet. Heute kann man fein experimentieren."

Experimentierfreude war gugelhupftechnisch auch die Initialzündung für die Münchner PR-Fachfrau Chalwa Heigl. Als Fan süßer Häppchen à la amerikanischer Muffins und französischer Macarons wollte sie ein mitteleuropäisches Pendant. Daraus ist der "Gugl" geworden, eine Kuchenpraline, die sie in ihrem Online-Shop und im Rahmen von Events vertreibt. Im Herbst erscheint ihr zweites Kochbuch. Das Konzept komme an, sagt sie: "Der Gugl ist klein wie eine Praline, aber trotzdem ein echter Kuchen. Und er verfügt über die Tradition eines großen Namens – nur nicht so groß und so massiv."

Die üblichen Gugelhupf-Größen waren für Margareta Maurer nie ein Problem. Die "Gugelhupf-Fanatikerin" aus Voitsberg (Stmk.) hat schon mehr als 250 Rezepte kreiert. Die Vorliebe der Hobbybäckerin hat sich über die Jahre verfeinert: "Beim Gugelhupf kann man nichts falsch machen. Der passt immer und wird nie fad." In ihrem dritten Gugelhupf-Backbuch widmet sie sich ausschließlich den trendigen Minis. "Das Kleine erregt viel mehr Aufmerksamkeit. " Besonders, wenn sie pikant daherkommen – als Faschierter Braten und Spinat-Schafkäse-Gugelhupf. Oder als Mini-Ersatz für das Grießnockerl in der Suppe. Maurer: "Es gibt immer etwas, das als Gugelhupf gebacken werden kann."

Gugelhupf: Form seit der Antike bekannt

Herkunft

Die typische geschwungene Back-Form mit

Rillen und einer Öffnung in der Mitte kannten schon die alten Römer, wie Ausgrabungen belegen. Der Name geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche

"gugele" (Kapuze) zurück, "hupf" könnte auf das Aufgehen des Teiges hinweisen. Im 19. Jahrhundert wurde der Gugelhupf fixer Bestandteil der Kaffeejausen in der feinen bürgerlichen Gesellschaft.

Selbst gemacht

Chalwa Heigl, Der Gugl. Feine Kuchenpralinen. Inklusive Backform (18 Sück), Südwest-Verlag, 15,50 €

Margareta Maurer, Mini-Gugelhupf. 90 süße Rezepte, Löwenzahn-Verlag, 17,95 €. 100 x Gugelhupf. Verlagsgesellschaft, 14,50 €

Anne Katrin Weber, Kleine Kuchen. Inklusive Backform (17 cm), GU-Verlag, 9,99 €