Hilfe zur Selbsthilfe: Das Waldviertler Unternehmen Dyk exportiert spezielle Mühlen nach Afrika.
Als die ersten Mails vom Landwirtschaftsministerium aus Nigeria eintrudelten, vermutete die Waldviertler Unternehmer-Familie Dyk einen kriminellen Hintergrund. Also ignorierte man die Anfragen. Doch eines Tages stand eine nigerianische Delegation vor der Tür – ohne Anmeldung – und bat um Besichtigung der Mühlen-Werkstätten der Firma CMS – Compact Milling Systems in Raabs an der Thaya.
Wenn Geschäftsführerin
Lisa Dyk die Geschichte erzählt, muss sie noch immer lachen: "Eine von uns gefertigte
Mühle, die noch immer einwandfrei produziert, steht seit 20 Jahren in
Tansania. Das Büro vom damaligen nigerianischen Landwirtschaftsminister,
Akinwumi Adesina, wollte deswegen unsere Produktion in Österreich besichtigen. Wahrscheinlich haben sie uns über Google gefunden."So schnell die Kontaktaufnahme erfolgte, desto langwieriger gestaltete sich die Vertragsabwicklung. Streitpunkt war, ob österreichisches oder afrikanisches Vertragsrecht gelten sollte. Schließlich sagte Familie Dyk den Deal ab: kein Vertrag, kein Geschäft. Erneut bewiesen die Nigerianer Mut und überwiesen auf ein österreichisches Bankkonto die Anzahlung für sieben Mühlen. Etwas unkonventionell: Die Nigerianer hatten die Waldviertler nicht verständigt, erst die Bank hatte über Errichtung eines Kontos informiert.
Im Norden des Landes wird Weizen angebaut, im Landesinneren und im Süden Mais. Einen wichtigen Stellenwert hat die Bepflanzung von Feldern mit der stärkehaltigen Wurzel Maniok, die in Afrika als Cassava bekannt ist. Bisher stellte die Weiterverarbeitung des Cassava-Mehls allerdings ein Problem dar, da die Wurzeln nur ein paar Wochen haltbar sind. Die blausäurehaltige Schale wird traditionell per Hand von Hausfrauen in den Dörfern abgeschabt oder die Wurzeln werden in große Fabriken weiter transportiert.Gemahlen stellt die nährstoffreiche Wurzel eine Alternative zu Weizenmehl dar, und noch dazu eine niederschwellige und preiswerte. "Wir haben die
Mühlen so entworfen, dass Mehl mit einem Anteil von rund 30 Prozent Cassava gemahlen werden kann." Das Rezept stammt von dem bekannten Bäckermeister
Friedrich Potocnik aus
Altenburg, der sich mit
Joseph Brot einen Namen machte, wie
ORF.atberichtete.