Leben/Essen & Trinken

Kaffee, der durch den Magen geht

Aromen von Karamell und Erde, mild am Gaumen, kaum Säure – so schmeckt „Kopi Luwak“, der teuerste Kaffee der Welt. Die Wiener Traditionskonditorei „Aida“ verkauft diesen demnächst in den Filialen in der Wiener Innenstadt: Ein kleiner Schwarzer soll um 25 Euro zu haben sein.

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Weltweite Berühmtheit erlangte der indonesische Kaffee wegen dessen Herstellung: Schleichkatzen auf den Inseln Sumatra, Java und Sulawesi fressen für ihr Leben gern Kaffeekirschen und scheiden die Bohnen im fermentierten Zustand wieder aus. Die Kaffeefarmer sammeln den Kot ein und säubern die Bohnen. Der achtstündige Verdauungsprozess sorgt für die Spaltung der Bitterstoffe, dadurch erhält der Kaffee seinen einzigartigen Geschmack. „Aida“ will den Schleichkatzenkaffee frisch aufgebrüht und in Packungen zum Mitnehmen anbieten. Kilopreise zwischen 800 und 1000 Euro für diesen speziellen Kaffee gelten als „normal“. Auch Spitzenpreise von 10.000 Euro sind im asiatischen Raum keine Seltenheit. Dominik Prousek, „Aida“-Chef und Urenkel des Firmengründers: „Wir möchten mit dieser Sortimentserweiterung alle Freunde des Besonderen ansprechen."

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Für tierischen Kaffeegenuss sorgen mittlerweile nicht nur Schleichkatzen. Experte Oliver Goetz von der Kaffeerösterei „Alt Wien“ verkauft den Gourmetkaffee „Brasilien Jacu“: Brasilianische Vögel fressen die Kaffeekirschen und scheiden die Bohnen wieder aus. „Wir beziehen den Kaffee von einer Farm in Espirito Santo und haben sie auch vor Ort besichtigt. Die wilden Jacu-Vögel suchen sich die schönsten Beeren aus und leben in Freiheit auf der Farm.“ Goetz relativiert freilich den Hype um „Kopi Luwak“ : „Es kommt nicht nur auf die Fermentation im Magen an, sondern natürlich auch auf die Kaffeesorte, die von den Tieren gefressen wird.“

Tierleid

Tierschützer wie Elisabeth Penz von „Vier Pfoten“ sehen „Kopi Luwak“ problematisch. „Schleichkatzen sind Wildtiere, die in kleine, verdreckte Käfige eingesperrt werden. Sie leiden unter Verhaltensstörungen und Mangelerscheinungen, weil sie nur noch Kaffeekirschen zu fressen bekommen. „,Aida‘ hat genug guten Kaffee und sollte auf Kaffee verzichten, für den Tiere leiden müssen.“

Dominik Prousek kennt die Problematik und hat sich deswegen noch auf keinen Produzenten festgelegt. Was er aber vorab verspricht: Für weniger experimentierfreudige Kaffeetrinker steht auch weiterhin herkömmlicher Kaffee zur Verfügung – zu gewohnten Preisen.

Animalische Genüsse

"Kopi Muncak"; kommt vom indischen Rothirsch, "Black Ivory" (850 €/kg) von thailändischen Elefanten. Die von der philippinischen Zibetkatze ausgeschiedenen Bohnen kosten gar 470; €/100 g. Für besonderen Geschmack sorgen u. a. auch Fledermäuse ("Bat Crop").

"Monkey Chew" (Affenkaffee) stammt von indischen Rhesusaffen. Sie verdauen die Bohnen nicht, sie spucken sie aus.

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Wer nach Bali fährt, kommt an Kopi Luwak nicht vorbei. An den Straßen, in Hotels und Infoständen wird heftig damit geworben, „den teuersten Kaffee der Welt“ zu probieren – aus Katzenkot. Ein holländischer Backpacker hat es getan. Abenteuerlich schilderte er uns an der Hotelbar seinen Besuch auf einer Kaffeeplantage: Das Trinken einer Schale Kopi Luwak kam fast an eine Dschungelprüfung heran. Stets bemüht Touristenfallen zu meiden, war die Neugierde dann doch groß. Tage später besuchten wir die besagte Plantage in Zentralbali. Neben Gewürzen und Bohnen zeigte uns der Guide den Schatz der Farm: ein fingernagelgroßes, vertrocknetes Stück Schleichkatzenkot, vermischt mit unverdauten Kaffeebohnen. Von den Tieren selbst tigerte ein Exemplar ziellos im Käfig auf und ab. Man versicherte uns, dass dies nur eine „Vorzeigekatze“ sei. Die anderen Tiere würden in der Natur frei herum laufen. Spätere Recherchen zeigten allerdings, dass der Großteil in Käfighaltung lebt.

Verkostung

Für drei Euro – in Moskauer Hotels kostet eine Tasse bis zu 60 Euro – servierte man uns den Katzenkaffee auf einer Terrasse mit Blick auf dschungelähnlicher Vegetation. Unsere balinesischen Mitreisenden tranken lieber Ingwertee. Der Kellner baute zuerst eine gläserne Vakuumkanne auf. Sah nach Chemiebaukasten aus. Die gemahlenen Bohnen leerte er in den oberen Glasbehälter. Im unteren Teil brodelte das Wasser. Nach ein paar Minuten war der Spuk vorbei.

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Erwartungsvolle Blicke. Alleine am Geruch ließ sich kein Unterschied feststellen, dennoch sind die Bilder von vertrockneten Tierkot im Kopf festgenagelt. Auf den ersten Schluck, folgte die ernüchternde Erkenntnis: Der Ekelfaktor ist gering. Fast schon enttäuschend. Der Kaffee schmeckt mild und erdig, aber unterscheidet sich kaum von herkömmlichen Sorten. Ein Touristenschmäh für jene, die ein bisschen Dschungelcamp spielen oder eine abenteuerliche Geschichte auftischen wollen.