Leben/Wohnen & Design

Jungdesigner Mark Braun: „Gegen Staubfänger hab’ ich was“

KURIER: Herr Braun, Sie sind Industriedesigner, aber auch gelernter Tischler. Wie viel entsteht bei Ihnen noch in Handarbeit?

Mark Braun: Ich habe eine Studiostruktur inklusive Werkstatt, in der die Ideenfindung teilweise stattfindet. Wir gehen nicht grundsätzlich in die Werkstatt, dort entsteht also nicht alles, aber es ist ein wichtiger Teil der Arbeit.

Macht es Ihnen noch Spaß, selbst handwerklich tätig zu sein?
Na klar. Das Einzelstück ist herausfordernd und das macht Spaß, aber ich habe nicht mehr so viel Zeit dafür. Die Firmenstruktur muss so zurechtgelegt sein, dass das Handwerk integriert werden kann, ansonsten stimmt die Handschrift nicht mehr und es geht in Richtung kreative Leitung.

Alle Inhalte anzeigen

Auch Ihre Großeltern waren kreativ tätig als Architekt und Künstlerin. Wie hat Sie das geprägt?Das Haus, in dem meine Großeltern gewohnt haben, hat mein Großvater entworfen. Es war ein großes Haus, angelegt für diese zwei Menschen. Meine Großmutter hatte ein Atelier zum Malen. Meine Tante hat Textildesign studiert, ihre Teppiche und Webereien waren präsent. Es ging immer darum sich auszudrücken. Mein Großvater hat viele Möbel und Tische selbst gebaut. Insofern war das schon ein sehr starker Einfluss.

Alle Inhalte anzeigen

Waren Sie involviert in den Möbelbau damals?

Meine Mutter war Werklehrerin und ich hatte früh meinen eigenen Schraubstock. Mein Vater ist Sammler. Er hat mir beigebracht, dass jedes Ding eine Bedeutung hat und das ist in Produkten sehr wichtig für mich. Wir trinken aus einem Glas und das Glas hat eine Botschaft.
Wenn es von Lobmeyr ist, hat es eine andere Bedeutung als von Ikea. Es geht nicht nur um Luxus, sondern darum, dass ich es mir wert bin und dadurch genieße ich den Moment des Trinkens auch mehr. Gegen Staubfänger habe ich was. Dinge, die nur Statussymbol sind, finde ich problematisch. Auch da war mein Vater ein starker Richtungsgeber.

Alle Inhalte anzeigen

Was hat ihr Vater gesammelt?

Steine. Das ist jetzt wieder wichtig für mich, weil wir gerade eine Schmuckkollektion gemacht haben und da steht der Topas in seinen unterschiedlichen Blautönen im Zentrum. Das war schön, aber grundsätzlich ist es eine Mineraliensammlung. Er war Geologe.

Alle Inhalte anzeigen

Welches Bedürfnis stillt die tägliche Designarbeit in Ihnen?Es ist sehr befriedigend, wenn man nicht nur zu denken, sondern sich auch real ausdrücken kann. Design ist für mich eine Übersetzung von Gedanken und das ist nach wie vor sehr schön. Nicht jedes Projekt ist ein Selbstläufer. Wir müssen auch mit vielen Hürden kämpfen, das ist auch nicht immer erfreulich, aber wenn es einfach wäre, wäre es auch nicht so spannend.

Alle Inhalte anzeigen

Gibt es ein Projekt, das Sie nicht mögen?
Es gibt durchaus Projekte, bei denen wir bei 95 Prozent gelandet sind und nicht bei 100. Da hat der Endverbraucher keinen Schaden, aber ich bin nicht glücklich. Das ist dann vielleicht nicht genau der Farbton oder der Klang beim Abstellen eines Stuhls. Ich bin immer sehr froh, wenn wir das alles ausmerzen können.

Wie wählen Sie Farben aus?

Es kommt auf das Projekt an. Manche Kontexte brauchen mehr Lautstärke, bei anderen streichen wir Farbe bewusst raus. Ich mische Farben, sodass für die ruhigen und lauten Charaktere etwas dabei ist. Ich mag es von meinem Charakter her nicht ganz so krachig und es gibt schon auch sehr schöne Grautöne. Sie würdigen die Form am meisten. Bei einem lauten Ton erkennt man die Form oft nicht mehr. Wenn man sich mit der Form viel Mühe gegeben hat, sollte sich die Farbe zurückhalten.

Alle Inhalte anzeigen