Eine Genussregion für Sportler, Familien, Wanderer und Biker
Eigentlich ist das Gebiet rund um den Pillersee im östlichsten Zipfel der Kitzbüheler Alpen bekannt als vielfältige Familienregion. Eigentlich. Es gibt aber auch ein paar standhafte Bastionen, die allerhand wilde Sachen für Erwachsene bereithalten. Waldbaden, zum Beispiel. Was in Japan bereits auf Krankenschein verordnet wird, ist in unseren Breiten gerade im Kommen.
„Waldbaden bedeutet einfach eintauchen in die Atmosphäre des Waldes“, erklärt Lisa Flatscher. Die erdige Tirolerin mit der starken Ausstrahlung bringt Menschen gerne in Bewegung, etwa bei Bergtouren, Wanderungen und eben auch beim Waldbaden. Was anfangs esoterisch klingt, ist schnell erklärt: „Es geht darum, die Natur mit allen Sinnen bewusst wahrzunehmen, zur Ruhe zu kommen und das Gehirn mit jenen Impulsen zu füttern, die direkt zur Entspannung führen.“ Das sind etwa Düfte, Geräusche oder haptische Erlebnisse. Mittlerweile belegen etliche Studien, dass sich Waldbaden positiv auf das Immunsystem auswirkt. Wir befühlen also Moose, beschnuppern Tannenzapfen, schalten bei Entspannungsübungen das Hirn aus und saugen den Wald mit allen Sinnen ein. „Ziel ist es, dass die Menschen erleben, wie gut ihnen die Zeit im Wald tut. Das ist ja jederzeit abrufbar und selbst erlebbar, einfach raus in die Natur.“
Baden und Paddeln
Wer Natur sucht, ist im Pillerseetal genau richtig. Die Orte Fieberbrunn, St. Jakob, Waidring, Hochfilzen und St. Ulrich haben sich zusammengeschlossen und zeigen nun gemeinsam, was die Region hergibt. Im Herzen liegt der namensgebende See, an dessen Ufern jede Menge Veranstaltungen stattfinden. Mit seinen frischen Temperaturen ist echte Abkühlung garantiert. Wer nicht nass werden will, mietet sich ein kleines Boot oder ein Stand-up-Paddle, der neue Hoch- und Niederseilgarten wird rechtzeitig zum Saisonstart fertig. Wärmer sind der Lauchsee in Fieberbrunn und der Badesee in Waidring.
Die Bergwelt lässt sich entweder komplett zu Fuß oder mithilfe dreier Sommerbergbahnen erkunden. Für (E-)Mountainbiker stehen zahlreiche Trails und Touren zur Verfügung. Wer den Blick über die ganze Berg- und Talwelt genießen will, muss rauf zum Jakobskreuz. Es ist schon von Weitem zu sehen, nachts bunt beleuchtet und wer mag, schwurbelt sich in diesem speziellen, begehbaren Gebäude knappe dreißig Meter nach oben. Auf Aussichtsplattformen kann das Rundum-Panorama genossen werden. Als das Kreuz 2014 errichtet wurde, war der Widerstand der Bevölkerung groß, mittlerweile ist das beliebte Ausflugsziel das Wahrzeichen der Region – mit wechselnden Ausstellungen und DJ-Sets bei Sonnenuntergang. Nicht nur, aber auch ein echtes Erwachsenen-Ding.
Essen und Erholen
Mit Erwachsenen-Dingen kennen sich die Unterlechners aus. 2015 stellte die eingesessene Hoteliersfamilie auf „Adults only“ um. Das bedeutet, das Kinder im Hotel nicht erlaubt sind. „Der Anfang war wirklich schwierig, wir wurden sogar bedroht und unser Auto beschmiert“, erinnert sich Andreas Unterlechner. Das kleine, feine Vier-Sterne-Hotel mit vierundvierzig Betten ist auch eine dieser Bastionen in der Region, in diesem Fall in St. Jakob in Haus.
Über das vergangene Jahr hört man von der Hoteliersfamilie kein böses Wort. Ja, schwierig sei es gewesen, zu Weihnachten sei die Familie erstmals seit Jahrzehnten beisammen gesessen und der Junior Christian Unterlechner googelte: Was macht man am Heiligen Abend? Die Familie habe ja sonst zu diesen Festtagen immer volles Haus gehabt. Aber „vielleicht beginnt jetzt das große Umdenken im Tourismus. Weg von der Quantität, hin zu mehr Qualität und Ehrlichkeit“, hofft der Seniorchef.
Zwei Hauben hat das Küchenteam rund um Yvonne Pobel erkocht, heuer soll es die dritte werden. Christian Unterlechner ist selber Sommelier, arbeitet Vollzeit im Betrieb mit und prägt den Außenauftritt des Hauses. Nicht nur Hotelgäste können bei den Unterlechners essen, das zum Haus gehörige Restaurant „Esskultur“ ist Anlaufstelle für Genießerinnen und Genießer von nah und fern. Es darf auch das Auge mitessen. Die Teller hat Christian Unterlechner im Lockdown selbst getöpfert, wie das Essen an den Tisch kommt, ist sehenswert. Was auf den Tellern landet, stammt zum Großteil aus der Region. Gut, dass der ältere Sohn von Andreas Unterlechner, Stefan, einen Bauernhof in Going bewirtschaftet. Das Fleisch bleibt in der Familie. Aber nicht nur das Fleisch, auch andere Produkte, etwa das Destillat für den selbst gebrannten Gin.
Zwei Saunen, ein Hallenbad und ein Living-Pool im Garten stehen für Hotelgäste zur Verfügung, die Zimmer sind urig und gemütlich. Für die angenehme Stimmung und die Ruhe, die das Haus ausstrahlt, sorgt Sabine Unterlechner. Sie erdet Andreas und Christian beizeiten, wenn die Ideen mit ihnen durchgehen. Ach ja, wer im Hotelzimmer das VIP-Kasterl aufmacht, darf nicht rot werden. Neben Parfums und Zahnbürsten versteckt sich dort ein handgedrechselter Holzvibrator. Adults only eben.
Claudia Stelzel-Pröll
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Spaß für Groß und Klein
Auf dem Berg
Da tut sich ja allerhand für Familien. Etwa Timoks Wilde Welt an der Mittelstation Streuböden in Fieberbrunn: Kletterpark, Coaster-Bahn, Waldseilgarten, ein Damwildgehege und Spielplätze sorgen dafür, dass junge Wandersleut’ gerne auf dem Berg bleiben. Der Triassic Park auf der Steinplatte in Waidring ist ein Muss für angehende Urzeit-Forscher.
Auf Schatzsuche
An insgesamt neun Orten in der ganzen Region heißt es Rätsel lösen, das Hirn einschalten und bestenfalls die Welt retten. Immerhin gilt es „Das Geheimnis des Steinbergkönigs“ zu lüften. Dabei handelt es sich um eine interaktive Rallye für Familien. In den Sommerferien gibt es auch ein betreutes Ferienprogramm, an dem Kinder teilnehmen können. steinbergkoenig.at
Infos
Klimafreundliche Anreise In der Region gibt es drei Bahnhöfe, einen in Hochfilzen und zwei in Fieberbrunn. Alle Nahverkehrszüge zwischen Hochfilzen
im Pillerseetal und Wörgl bzw. Kirchbichl sind in der Gästekarte inkludiert und können, ohne extra zu bezahlen, genutzt werden.
Unterkunft Genießerhotel Unterlechner in St. Jakob in Haus, Adults only.
– Selbstversorger-Appartements für Familien gibt es am Bauernhof von Stefan Unterlechner in Going, gafalhof.at
Waldbaden Lisa Flatscher ist Wander- und Bergführerin und bietet zusätzlich das Waldbaden an – für Gruppen, Einzelpersonen, Paare, Kinder und Menschen mit Beeinträchtigung, wandern-pillerseetal.at
Mit der Pillerseetal-Card (für vier Tage 52 €, Kinder 27 €) sind die Bergbahnen sowie der öffentliche Regiobus kostenlos nutzbar, ebenso zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie etwa die größte Familienachterbahn Österreichs.
Auskunft Tourismusverband Pillerseetal unter Tel. 05354/563 04 oder auf pillerseetal.at