Leben/Reise

Und plötzlich steht man im Busch Simbabwes einem Nashorn gegenüber

Plötzlich steht da eine Nashornfamilie. Nur zwanzig Meter entfernt. Ich bin aber nicht in einem Safariwagen, wo man sich in Sicherheit wähnt, nein, meine beiden Füße berühren den Boden. Stehe mitten im Busch im Matobo-Nationalpark in Simbabwe, nichts, das mir Schutz bieten könnte. Um ehrlich zu sein: Irgendwie ahnte ich, auf was ich mich einlassen würde. Und trotzdem kann man sich emotional nicht auf so einen Moment vorbereiten.

Als wir aus dem Safarijeep ausstiegen und Guide Ian überraschend erklärte, dass wir uns ab jetzt zu Fuß auf die Suche nach einem Tier machen würden – ja Einzahl, weil mehr als eines hatte sich selbst der Ranger nicht anzukündigen getraut. Er hatte auch darauf hingewiesen, dass es gefährlich werden könnte, wenn sich das Tier bedroht fühlt und uns instruiert, was im Ernstfall zu tun ist. Auch wenn die Breitmaulnashörner im Gegensatz zu den Spitzmaulnashörnern sehr friedlich sind.

Er ermahnte die Gruppe, die Ortungsfunktion auf den Handys zu deaktivieren, auch die Kameras, die schon mit GPS-System ausgestattet waren. Wenn die geogetaggten Fotos auf Social Media landen, sei es für Wilderer ein Leichtes, die seltenen Tiere aufzuspüren. Trotzdem habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass er uns tatsächlich zu einem Nashorn führen würde, geschweige denn zu fünf. Und dann auch noch so nah.

Jetzt stehe ich also wie angewurzelt da – instinktiv genau das Richtige, weil Nashörner so schlecht sehen, dass sie nur Bewegungen wahrnehmen –, Fotoapparat und Fernglas um den Hals, und versuche die Situation zu begreifen.Langsam und gemächlich setzt sich das erste Rhinozeros in Bewegung, um nach Futter zu suchen. Der vertrocknete Boden wird abgegrast, man hört nur das Knacken von Geäst. Behäbig erheben sich auch die anderen. Leise erklärt der Ranger, was die Körpersprache der einzelnen Tiere bedeutet und stellt die Gruppe vor. Darunter auch das Muttertier des ganzen Schutzparks, das fast zwei Tonnen wiegt und etwa fünfzig Jahre alt ist.

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Eines der Rhinozerosse steht nun nur noch zehn Meter entfernt. Eine Gefühlswelle überkommt mich. Da ist zugleich Demut vor der Natur und diesen Tieren, die etwas Majestätisches ausstrahlen, Dankbarkeit, dass ich diesen Moment überhaupt erleben darf, Angst, dass sich eines der tonnenschweren Geschöpfe doch bedroht fühlt und auf Angriff geht und schließlich Wut auf die Menschen, die diese wunderbaren Nashörner jagen – aus Raffgier, weil ein ganzes Horn etwa eine Million Dollar wert ist und Menschen immer noch glauben, dass man damit Krebs und Impotenz heilen könnte.

Tatsächlich fiel erst wenige Wochen zuvor ein Nashorn einem Wilderer zum Opfer, obwohl die Tiere Tag und Nacht mit etwas Abstand von bewaffneten Rangern bewacht werden. Die Trauer sitzt bei ihren Beschützern tief und ist echt. Zuvor passierte das viele Jahre nicht, trotzdem ging die Population im Nationalpark in den letzten Jahren zurück. Das Südliche Breitmaulnashorn (das vor mir steht) wird von der IUCN als potenziell gefährdet eingestuft, mit einer Restpopulation von weltweit zwei Tieren gilt das Nördliche Breitmaulnashorn als das seltenste Großsäugetier der Welt.

Still, ergriffen und ehrfürchtig bin ich den Tränen nahe, als ich zurück zum Jeep gehe. Die Sichtung war ein echter Glücksfall, wie Ian später erklärt. Garantie, dass man wirklich eines der seltenen Tiere zu Gesicht bekommt, gibt es auch im Schutzgebiet nicht – tatsächlich hat der andere Teil unserer Gruppe keines entdecken können.

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Panorama für die Ewigkeit

Im Nationalpark findet man Felsmalereien, die noch von den San stammen. Die Buschmänner lebten hier vor 2.000 Jahren und hinterließen dank einer Mischung aus Oxiden von Fels, Asche, Holzkohle, Urin und Galle Zeichnungen auf den Felsen von den Tieren, die es hier zu jagen gab. Die Säuremischung brannte sich in den Stein und blieb dort auf ewig erhalten – über 50.000 Felsmalereien, einzelne und ganze Galerien wurden bis jetzt gefunden. Wegen ihnen wurden die Matobo-Berge von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Ebenfalls in dem Park ist die sogenannte World’s View, wo Cecil John Rhodes auf seinen Wunsch hin begraben wurde. Die traumhafte 360-Grad-Aussicht auf die umliegende Landschaft ist vor allem bei Sonnenuntergang unschlagbar. Und wenn dann Ian noch seine Kühlbox öffnet, ein kaltes Getränk reicht und in perfekter Geschichtenmanier über das Leben des Kolonialisten Rhodes erzählt, der als Bösewicht in die Geschichte einging, der aber auch viele gute Dinge für Simbabwe, früher nach dem Briten Südrhodesien genannt, getan hat und das Wahlrecht für die Schwarzen einführte, ist der Tag perfekt.

Wobei, nicht ganz perfekt. Das wird er erst, als wir nach Sonnenuntergang in unseren Jeeps wieder Richtung Ausgang fahren und im Lichtkegel des Jeeps plötzlich eine Schabrackenhyäne vor uns her läuft. Ian kann es kaum fassen. Er freut sich darüber mindestens genau so, wie ich mich über die Nashörner gefreut habe, auch dieses Tier gilt als potenziell gefährdet. In all den Jahren, in denen Ian schon im Park arbeitet, sei das vorher noch nie passiert, versichert er.

 

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Anreise  
Mit Ethiopian von Wien via Addis Abeba nach Harare. Wer den -Ausstoß kompensieren will (z.B.  climateaustria.at), zahlt ab/bis Wien 36,20 €

Einpacken  
Gutes (!) Fernglas (z. B. CL Pocket Mountain von Swarovski Optik)

Gesundheit
Vorab prüfen, ob man wirklich in der Malariazeit reist, um nicht unnötig Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe zu riskieren

Angebot
Raiffeisen Reisen bietet die 15-tägige Sonderzugreise von Pretoria bis zu den Victoriafällen, die im Matobo-Nationalpark Halt macht.  Im African Explorer ab 5.790 € / Person.
Termine 2020: 22.7.–5.8., 5.–19.8., 7.–31.8., 2.–16.9.
Inkludiert: Flüge, 9 ÜN im Zug, 3 ÜN in Lodges, Mahlzeiten, Ausflüge und Safaris laut Programm.
Buchung: 0800/ 66 55 74, info@raiffeisen-reisen.at

Auskunft
zimparks.org

Spenden
Die Menschen in Simbabwe – die einstige Kornkammer Afrikas – leiden derzeit unter Hunger und Dürre.  sos-kinderdorf.at und hilfswerk.at sammeln Spenden für Kinder in Not

 

 

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