Leben/Reise

Totes Gebirge: So still, dass man den eigenen Puls hört

Wenn man es vom Loser aus begeht, stirbt das Tote Gebirge langsam. Bis zur Pühringer Hütte wirkt es sogar lebendig, steht gut im Saft kräftiger Farben und ist sanft im Gelände. Erst eine halbe Stunde nach der hübschen Hütte am See wird es grau. Die Steine werfen Falten und erinnern an alte Gesichter. Das lebendige Grün weicht schalem Weiß. Und bei der mächtigen Steigung Richtung Rotkogelsattel weiß man nicht, ob die Berge röcheln oder man selbst. Dann ist das Tote Gebirge kompromisslos, gezeichnet, erhaben. Es geht seinem Ende zu und sagt einem nur mehr das Nötigste. Es erinnert an ein Sterbebett, an dem nur mehr bedeutende Worte gesagt werden dürfen. Man geht an der Stelle vorbei, die bezeichnend „Fleischbank“ heißt, die vereinzelt durchschimmernden Blumen sind bestenfalls ein letztes Geleit. Und am Temelbergsattel ist alles aus.

Laut ist das Tote Gebirge ja nie, aber hier ist es still. Die gelegentlich herab kullernde Steine verstummen schnell, der Wind flacht ab wie die Herzschlag-Kurve. Der Dachstein schaut aus der Ferne herüber, sein Gletscher erinnert an den Kittel des Arztes, der den Tod feststellt. Kein Ton ist zu hören, da oben ist Totenstille.

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Rastplatz

Hier ist ein guter Platz für Rast, um dem Gebirge die letzte Ehre zu erweisen. Der eigene Puls ist deutlich zu hören, die Szene ist klar und deutlich. Hier, wo man nichts hört, hört man endlich genau hin. Und wird gefangen vom Blick Richtung Osten: Da liegt die Klinser Schlucht, ein Joch aus zwei zusammenstoßenden Schotterfeldern. Sie gleichen dem Tunnel, hinter dem das Licht des offenen Stodertals hervorleuchtet. Hier oben ist Pause.

P.s. Für einen adäquaten Leichenschmaus empfiehlt sich übrigens das Priel Schutzhaus.