Leben/Reise

Spektakuläres Hideaway in der größten Sandwüste der Erde

Um sieben Uhr früh ist es vorbei mit der Ruhe in der Wüste, die uns beim Einschlafen so gespenstisch erschien: Da hören wir die verzückten Schreie und das Gekicher eines bunten Grüppchens, das – solange die Sonne nicht herunterbrennt – die Dünen erklimmt. Zwei Kinder lassen sich den Sandhang runterrollen, die Erwachsenen machen Fotos bei einem mitten in der Landschaft aufgestellten riesigen Holzrahmen, der das spektakuläre Sandgebirge einrahmt. Auf einem weiter entfernten Hügel taucht eine Gruppe Radfahrer mit extrabreit bereiften Mountainbikes auf. Wie die Wilden brettern sie die Dünen herunter.

Wer meint, in der Wüste sei nichts los, wird hier, in der Rub al-Chali, der größten Sandwüste der Welt, eines Besseren belehrt. Rund vier Stunden Autofahrt von der Stadt Abu Dhabi entfernt hat sich der 2004 verstorbene Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan einen Traum erfüllt. Er ließ einen (eigentlich zwei, einen für Gäste und einen – etwas abseits – für sich selbst) Palast errichten, der schlicht wow ist. Eine riesige sandfarbene Festung mit Türmchen, Zinnen, Treppen und Kuppeln, mit mehr als zweihundert Zimmern, Suiten und Villen, Restaurants, Bars, Riesenpool und mit Hubschrauberlandeplatz. 5.000 Arbeiter waren drei Jahre lang mit dem Bau beschäftigt, mehr als 250 Millionen Dollar soll das Ganze gekostet haben. Alle Wasser- und Stromleitungen mussten von Abu Dhabi aus in die Wüste verlegt werden, dort war ja nichts. Ein logistischer Megaaufwand, den sich nur ein Emir leisten kann.

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Vor zehn Jahren wurde das Resort, das von der thailändischen Luxus-Hotelgruppe Anantara betrieben wird, eröffnet. Obwohl es so abgelegen ist, hart an der Grenze zu Saudi-Arabien, kann es sich über Gästemangel nicht beklagen. Naturliebhaber finden hier, in der archaischen Wüstenlandschaft, ebenso ihr Glück wie Extremsportler oder Modefotografen. PR-Manager Karim erzählt uns, dass zumindest einmal im Monat ein ganzer Tross mit Models, Stylisten, Beleuchtern und Fotografen im Hotel anrückt, um das „1001 Nacht“-Flair für ein teures New Yorker oder Pariser Hochglanzmagazin in Szene zu setzen. Instagramtauglich ist das Qasr Al Sarab sowieso: „Ein Muss heutzutage“.

Wackelnde Kamele

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Wie vertreibt sich der nur begrenzt instagramtaugliche Wüstenurlauber nun die Zeit, wenn er genug hat vom meditativen Von-der-Terrasse-in-die-Landschaft-Schauen? Er bucht auf dem Weg zum Pool beim Concierge einen Camel Trek am späten Nachmittag. Dann, wenn die bleierne Hitze, die man nur in klimatisierten Innenräumen oder im Wasser übersteht, etwas nachlässt. Haleem und Samira, zwei junge und beängstigend fitte Ranger, erwarten die Gruppe beim Hotelfoyer. Mit einem fetten Jeep und reichlich Wasserflaschen geht es hinein in die Wüste, wo hinter dem siebenten Hügel Beduinen mit ihren Kamelen auf uns warten. Die drei Chinesinnen in der Gruppe steigen mit bangem Blick auf die Tiere. „Chinesen machen alles mit. Auch, wenn sie gar nicht wissen, was sie eigentlich erwartet“, bemerkt Haleem trocken. Stoisch trotten die Riesentiere den Dünenberg hinauf und wackeln dabei immer noch so heftig, dass kein Entspannungsgefühl aufkommen kann. Das jeweils folgende Kamel in der Karawane legt seinen Kopf vorzugsweise an die Hinterflanke des vorderen Tieres, was für den Reiter auf dem Tier, der ständig die Schnauze an seinem Schenkel spürt, sehr irritierend ist. Jedenfalls sind wir alle froh, als wir oben am Berg ankommen. Für den anstrengenden Aufstieg werden wir reich belohnt: mit süßem Tee und Datteln. Und mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang.

Als wir uns umdrehen, ist der Beduine mit seinen Kamelen weg. „And how do we get back?“, fragt eine der Chinesinnen zaghaft. „Running downhill“, lacht Haleem. Was für uns von klein auf an Bergwiesen und Skihänge gewöhnte Älpler ein Mordsspaß ist, nämlich das Runterrennen über einen Hang (der noch dazu wie dieser bei jedem Schritt sanft nachgibt), entpuppt sich für die Damen aus Fernost als Horror. Nach fünf Schritten geben sie auf und lassen sich – ziemlich blass um die Nasen und rechts und links bei den zwei Rangern eingehängt – im Schneckentempo den Sandberg herunter führen. Das sieht sehr komisch aus – aber am Ende, wieder wohlbehalten in der Ebene, sind auch die Chinesinnen wieder so weit, dass sie mit uns mitlachen können.

Drei Tipps

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Es ist schon finster, als der Jeep beim Hoteleingang hält. Weil es gerade günstig ist und niemand von der Entourage der Herrscherfamilie da ist, macht der Boy im Golfcart auf dem Weg zu unserer Villa noch einen Schlenker zur Scheich-Villa, die abgetrennt von der Hotelanlage liegt. Wir dürfen die Innenhöfe besichtigen, die Brunnen und den Eingangsbereich des Anwesens. Luxus pur, vor allem der Speisesaal für Gäste, die der Scheich hier gerne empfängt, ist imposant. Natürlich hängen überall Porträts des Herrschers und seiner Familie.

Zwei bis drei Tage bleiben die Gäste im Qasr Al Sarab im Durchschnitt. Das Wüstenerlebnis ist der perfekte Kontrapunkt zum quirligen Leben in der Stadt Abu Dhabi oder im futuristischen Dubai. Allein die Weite und Stille der Landschaft sind den Abstecher wert. Dass man dann auch noch rundherum verwöhnt wird, nimmt man gerne in Kauf. Das Qasr Al Sarab ist ein Erlebnis, das einem bleibt.

Anreise
Am besten von Wien aus mit Etihad oder mit Emirates über Dubai. Vom Flughafen Dubai fährt – wenn man mit Emirates bis Abu Dhabi gebucht hat – ein Gratisbus nach Abu Dhabi. Fahrzeit: zirka zwei Stunden. Für klimaneutrales Reisen beträgt die CO2-Kompensation 54 € (via atmosfair.de)

Unterkünfte
Das Qasr Al Sarab Desert Resort ist nur per Auto zu erreichen. Am besten  nimmt sich man von der Stadt Abu Dhabi aus einen Mietwagen oder mietet sich einen Wagen plus Fahrer. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut. Das Resort liegt nahe Hamim mitten im sogenannten Empty Quarter, in der Sandwüste. Doppelzimmer ab  550 €.
Tel. +971 2 886 2088, anantara.com

Das Anantara Al Sahel Villa Resort auf der Insel Sir Bani Yas ist ein Öko-Resort mitten im Tierschutzgebiet. Es gibt nur Villen, Preise ab 680 €. Es verkehrt ein Shuttlebus zu den beiden anderen Resorts auf der Insel, falls man einmal Lust auf andere Restaurants oder auf Baden im Meer hat. anantara.com

Währung
100 VAE-Dirham = 25 €