Grundlsee: Die schönsten Ausflüge
Von Maria Gurmann
Kein Wunder, dass sich Erzherzog Johann 1819 hier verliebt hat. Nicht nur in die bürgerliche Postmeistertochter Anna Plochl, sondern auch in diese malerische Landschaft im Ausseerland. Am Grundlsee mit seinen zwei kleinen Geschwistern Toplitz- und Kammersee scheint die Zeit noch ein bisschen stehen geblieben zu sein. Die alten Häuser sind nicht verschandelt, neue werden meist dem Stil der Region angepasst. Wie zum Beispiel die elf Chalets von Mondi mit ihrem kleinen Dorfplatz, auf dem ein Trinkbrunnen plätschert.
Das „Steirische Meer“, wie die Steirer ihren größten See gerne nennen, eingerahmt von den Ausläufern des Toten Gebirges, ist noch ein bisschen idyllischer und naturbelassener als die größeren Seen im Salzkammergut. Abseits vom Bad Ischler Trubel ist hier Auszeit angesagt. In die Natur schauen, schwimmen im glasklaren Trinkwasser des Sees, durch die hügeligen Wälder radeln oder über die bunten Wiesen wandern.
Leut- und redselig sind die Grundlseer. Wer ihnen zuhört, taucht tief in die Geschichte und die Traditionen ein. Dirndl und Lederhose ist für sie das Alltagsg’wand, keine Verkleidung, um den Touristen das passende Foto-Outfit zu liefern. Gabi Donner, Rezeptionistin im Hotel Mondi, ist so ein waschechtes Grundlseer Urgestein. Wenn sie Gäste auf die Drei-Seen-Tour begleitet, erzählt sie Geschichten und Anekdoten. Gabi besitzt übrigens mindestens achtzehn Dirndln. „Für alle Jahreszeiten und Anlässe. Zu meiner Hochzeit hab’ ich das Dirndl meiner Mutter getragen“, sagt die Gößlerin auf dem Weg zur Anlegestelle in Grundlsee.
Drei-Seen-Tour
Mit der MS Rudolf geht es ans andere Ende des Sees zum 400-Einwohner-Dorf Gößl. Kapitän Andreas begrüßt die Passagiere, erzählt über den 1.771 Meter hohen Backenstein auf der linken Seite und über die Villa Castiglioni auf der rechten. Der Rabbinersohn Camillo Castiglioni baute diesen Besitz in den 1920er-Jahren für seine Frau Iphigenie Buchmann prachtvoll aus. In dieser Villa saßen Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal mit Camillo Castiglioni und sinnierten über die Salzburger Festspiele. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Privatbibliothek Adolf Hitlers dort gelagert. Eine Geschmacklosigkeit der Geschichte. Dabei verschwanden wertvolle Originalpartituren von Richard Wagner, darunter Rheingold und Walküre.
Angekommen in Gößl, sprudelt es aus Gabis Mund wie das Wasser aus dem Gößlbach. „Da drüben ist das Gipswerk Wienern, Weanan, wie wir sagen.“ Stolz präsentiert sie die Gößler Messkapelle, die von den Bauern 1818 mit Unterstützung von Erzherzog Johann gebaut wurde, der Dorfgemeinschaft gehört und von ihr erhalten wird. „Sie ist die einzige Kirche in der Steiermark, die nicht im Besitz der Diözese ist.“
Hier gelten im wahrsten Sinne des Wortes andere Gesetze. Ein Dorfrichter, der jedes Jahr am 29. September neugewählt wird, entscheidet seit Jahrhunderten, wann das Vieh aufgetrieben wird oder welche Wege ausgebessert werden. Auch Streitschlichtungen zwischen den Bauern zählen zur Aufgabe. Die Position wird von Jahr zu Jahr zwischen den Familien weitergegeben. „Obwohl immer weniger Bauern in Gößl sind, wird es als Tradition weitergeführt. Seit drei Jahren werden auch Frauen als Dorfrichterinnen gewählt“, erzählt Gabi. Auch das Paschen (rhythmisches Klatschen zum Gstanzlsingen), einst nur den Männern vorbehalten, dürfen jetzt die Ausseerinnen. Die Emanzipation ist im Salzkammergut angekommen.
Gabi zeigt zum Gasthof Ladner auf das andere Ufer, wo früher die Straße endete. „Als der einzige Weg noch übers Wasser geführt hat, sind Lieferungen für den Greißler und die Post beim Ladner abgegeben worden. Der hat Fetzen in die Fensterl, für jeden Einwohner von Gößl hat es eines gegeben, rausgehängt und jeder im Dorf hat gewusst, wenn was abzuholen war.“ Von ihrem Heimatort Gößl wandert Gabi mit ihren Gästen Richtung Toplitzsee, vorbei am Klettergarten Gößlerwand. „Von do inten siacht ma die Geßler-Wond so scheh!“, sagt die Grundlseerin mit roten Backerln in Mundart. „Hier in Gößl ist noch einmal ein eigener Dialekt. Da hat sich die Sprache durch die Abgeschiedenheit mehr gehalten.“ Charmant, authentisch und so gar nicht steirisch klingt ihr Dialekt.
Bevor sie zum kleinen Kammersee, der nur zu Fuß erreichbar ist, spazieren, werden die Touristen in einer Plätte über den Toplitzsee geführt. Ein Blick in die 103-Meter-Tiefe des Sees, Gabi erzählt vom berühmten Nazi-Schatz, der im dunklen Gewässer am Ende des Krieges angeblich hier versenkt wurde. Gefunden hat ihn noch niemand. Schöner ist der Gedanke an den ersten Tanz von Erzherzog Johann mit Anna Plochl, den er da drüben in der Fischerhütte am Toplitzsee aufs Parkett gelegt hat.
Die Originale vom Grundlsee
Stefan, der Haubenkoch, ist der Kreativ-Koch im Gasthaus Seeblick und im 2-Hauben-Restaurant Wassermann. Waschechter Grundlseer, der sein Handwerk bei Spitzenköchen im Ausland gelernt hat. Sein Motto: Aus besten Zutaten traditionelle Gerichte modern interpretieren und ihnen eine heitere Note verleihen.
Gabi, die Grundlsee-Expertin: Seit 15 Jahren arbeitet die in Gößl am Grundlsee geborene Gabi Donner im Mondi Hotel und Chalets an der Rezeption und als Gastbetreuerin. Sie kennt die Geschichte und viele G’schichteln aus dem Ausseerland und Anekdoten aus den Erzählungen ihres Opas.
Andreas, der Kapitän: Blind könnte das Urgestein die MS Rudolf (Baujahr 1903) nach Gößl steuern. Seit 1989 ist er stolzer Besitzer des Schiffskapitänpatents – sein Kindheitstraum. In einer halben Stunde erzählt der redselige, bärtige Seemann – er könnte den Iglo-Kapitän aussehensmäßig vertreten – seine Lebensgeschichte.
Infos
Klimafreundliche Anreise Mit dem Zug bis Bad Aussee, weiter mit dem Bus oder Taxi (ca. 5 km) nach Grundlsee.
Schifffahrt Drei-Seen-Tour 27 € Erwachsene, 16 € Kinder, schifffahrt-grundlsee.at
Ausflug Mit dem E-Bike (im Hotel Mondi Chalets auszuborgen) über den Koppenpass nach Hallstatt. Ca. 1,5 Stunden durch herrliche Wiesen- und Waldlandschaft, entlang der Traun. Vorteil: Keine Parkplatzprobleme in Hallstatt.
Wohnen Elf neue Mondi Chalets, 58 bis 77 Quadratmeter für zwei bis vier Erwachsene mit Küche, Wohnraum mit Kamin, Sauna und Hot Tub auf der Terrasse ab 344 € /Nacht für 2 Erw. und 2 Kinder, inkl. Frühstückskorb.
Essen Restaurant Wassermann, köstlich-kreative Menüs vom 2-Hauben-Koch Stefan Haas, Kochkunst vom Feinsten.
– Gasthaus Seeblick, hier kocht Stefan Haas Traditionelles und Herzhaftes aus der Region. Reservierung für beide Restaurants: Tel. +43 (0) 3622/84 77 263
Auskunft grundlsee.at