Der Dschungel von Nepal, abseits des Himalajas
Von Maria Gurmann
Das Land des Yeti hat mehr zu bieten, als nur auf den Spuren des Schneemenschen im Norden zu wandeln. Nachdem Touristen im Kathmandu-Tal (es liegt 1.500 Meter hoch) „Tempelrallyes“ unternommen haben, sollten sie sich im südlichen Tiefland eine Safari als Kontrastprogramm gönnen.
Entlang der Grenze zu Indien liegt in nur 70 bis 200 Meter Höhe der subtropische Terai, Ausläufer der Gangestiefebene. Im Nationalpark von Chitwan leben mehr als 600 indische Panzernashörner, über 100 nachtaktive königliche Tiger, Leoparden, viele Affen, Rehe, über 450 Vogelarten, einige frei lebende Elefanten und viele andere seltene Tierarten. Dschungelfeeling pur.
Die Straße nach Chitwan, die Kornkammer Nepals, ist noch schlechter als die Ost-Westverbindung. Aber die Fahrt – am Morgen startet man bei fünf Grad am Fuße des Himalajas, nach fünf Stunden schwitzt man im Dschungel des Nationalparks – zahlt sich aus. In einem kleinen Dorf am Narayani River lächeln Bauern die Spaziergänger aus fernen Ländern freundlich an. Ein junger Wiener landet auf der Suche nach einem WC in einer kleinen, mit Stroh bedeckten Privathütte, die er mit dem Dorfwirt verwechselt. Die Familie, obwohl keiner ein Wort Englisch spricht, bittet ihn herein, führt ihn zu ihrem Plumpsklo und bietet ihm freundlich Tee an. Gefaltete Hände, ein kleines Kopfwackeln und ein „Namaste“ sind allgegenwärtig.
Kinder laufen mit der dreiköpfigen Reisegruppe über Felder und durchs Dorf. Sie sind die Einzigen, die etwas Englisch können, weil sie, im Vergleich zu ihren Eltern, zur Schule gehen. Von Betteln keine Rede. Sie sind glücklich mit ihrem bescheidenen Leben in der Natur. Vielleicht glücklicher als viele in der Großstadt Kathmandu.
Eine Kanufahrt auf dem Fluss, eine Wanderung durch den Dschungel zu Fuß – immer begleitet von Rangern – oder auf dem Rücken eines Elefanten sorgen für Abwechslung. Der Dickhäuter zeigt uns seine Kräfte. Jeden Baum, der ihm im Weg steht, knickt er mit dem Rüssel und dann trampelt er das Dickicht nieder. In einem Jeep oder zu Fuß käme man da nie durch. Während der Elefantenbesitzer die Fährten der Nashörner liest, erzählt er von den Tierschutzprojekten zum Schutz des Elefanten, einer neuen Haltungsart, bei der die Elefanten nicht mehr angebunden werden und täglich viele Stunden im Dschungel verbringen. Es beruhigt das schlechte Gewissen der Touristen – spätestens wenn sie vom Elefanten-Hochsitz aus nächster Nähe ein Rhinozeros beobachten können.
Glückspilz muss man sein, um einen Bengalischen Tiger oder Leoparden zu Gesicht zu bekommen. Fast ausgestorben war der „König des Dschungels“ in den 1950er-Jahren. Seit der Gründung des Nationalparks ist die Population von 25 auf 70–110 Tiger angewachsen. Und es sollen mehr werden.
Kulinarik in Nepal
Dal Bhat: Ein Nationalgericht, das von den Nepalesen sogar bis zu zweimal am Tag gegessen wird. Eine Kombination aus Linsensoße, gekochtem Reis und einem Gemüse-Curry.
Po Cha: Das Heißgetränk, bestehend aus Tee, Yakbutter und Salz, wird zu fast jeder Mahlzeit getrunken.
Gundruk Bhatmas: Geröstete Sojabohnen, mit eingelegtem, später in der Sonne getrocknetem Gemüse.