Leben/Reise

Betlehems Friede trägt heute schusssichere Weste

Der Ort, an dem Jesus zur Welt kam, ist so verwirrend wie Weihnachten. Da trifft das Besinnliche der Touristenpilger auf das Martialische der Sperrmauer, die Israel als Abgrenzung zum Westjordanland gebaut hat, und die auch Bethlehem begrenzt. Wer hier lebt und Pech hat, schaut aus seinem Fenster auf die Mauer. Oder wer nur zu Besuch ist und Glück hat, weil er ein Zimmer ergatterte: Der Künstler Banksy eröffnete hier 2017 das "Walled Off Hotel" mit dem "hässlichsten Ausblick der Welt".

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Eine Kunstprovokation. Hier sind keine Adventkerzen, sondern starke Suchscheinwerfer und viel Dreck, der sich im Schatten der Mauer versteckt. Hier trifft der große Name Betlehem (die Bedeutung ist unklar, entweder "Haus der Speise" oder "Haus des Kampfes") auf die Realität im Kleinen, die Arbeitslosigkeit und Armut. Nicht so schlimm wie an anderen Orten Palästinas, aber vorhanden. Das christliche Epizentrum liegt in einer muslimische Stadt, die Friedenstaube ist als Graffiti auf der Achtmetermauer. Sie trägt eine schusssichere Weste und ist auch von Banksy.

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Aber deswegen kommen die Menschen nicht nach Betlehem. Sie kommen wegen der Geburtskirche. Sie soll stehen, wo einst der Stall stand. Sie kommen wegen des Manger Square, an dem die Kirche liegt, der bunt und weihnachtlich beleuchtet ist, mit Christbaum, aber ohne Punsch. Manche kommen wegen des Kults und schlagen bei den Hunderten religiösen Souvenirshops zu. Aber manche kommen wegen einer Banksy-Tour.

Die Top 3-Kirchen

Die Geburtskirche wurde im 5. Jahrhundert errichtet und ist eine der ältesten erhaltenen frühchristlichen Kirchen. Neben römisch-katholischen nutzen sie auch griechisch-orthodoxe und armenische Christen. Die Evangelisch-Lutherische Weihnachtskirche steht seit 1891. Die Kapelle der Milchgrotte (1872 erbaut) steht dort, wo Josef und Maria mit ihrem Baby untergekommen sein sollen.