Leben/Gesellschaft

Bilder sagen Jugendlichen mehr als tausend Worte

Mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ stürmte Autor Yuval Noah Harari die Bestsellerlisten. Nach 16 Millionen verkauften Büchern wurde daraus die Comic-Adaption „Sapiens“. Für die junge Zielgruppe wurde das Thema Evolution angepasst: Der Homo sapiens setzt sich in einer Reality-Show gegen andere Kandidaten durch.

Nicht nur aus dem Band lernen Jugendliche mehr über die Welt als in ihren Geschichtsstunden, sondern auch aus anderen Graphic Novels, weiß Franz Lettner vom Institut für Jugendliteratur: „Seit den Anfängen der Comic-Bücher gab es immer tolle Biografien – und damit auch Zeitgeschichte.“

Legendäre Maus

Die legendäre Graphic Novel „Maus“ etwa handelte vom Holocaust: Darin erzählte Art Spiegelman die Geschichte seines Vaters in Nazi-Deutschland in eindringlichen Bildern. Als erster Comic wurde das Buch mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Kürzlich forderte die Frankfurter Allgemeine, das Buch gehöre in den Lehrplan.

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Bloß nicht zu viel Text

Bei seinen Fortbildungen für Pädagogen nimmt Lettner immer Graphic Novels mit: „Gerade für Jugendliche, die sich von einem Roman in Textform abgeschreckt fühlen, kann die Bild-Text-Variante einen guten Einstieg bieten. Es ist auch anspruchsvoll, aus den Szenen die Geschichten zu entwickeln“, so Lettner. Sieht man sich den Markt der Graphic Novels an, erkenne man schnell, wie tiefgründig viele Geschichten erzählt werden. „Sie stehen durchgeschriebenen Texten in der Qualität um nichts nach.“

Politische Bildung

Viele Geschichten eignen sich für politische Bildung, betont Comic-Experte Filip Kolek: „Es zeigt sich ein Trend zu Sach-Comics. Etwa Liv Strömquists Geschichte aus feministischer Sicht kommt bei jungen Mädchen sehr gut an.“ Ursprünglich waren Graphic Novels für Erwachsene, nun wächst der Markt an Kinder-Comics – und für Teenager mit Empfehlung für 12, 13 oder 14 Jahre.

Oft greifen sie Emotionen der jugendlichen Alltagswelt auf. Kolek: „Gerade ist der fünfte Band der ’Esther’-Reihe erschienen. Da setzt der Autor das Tagebuch eines echten Mädchens um.“

Je mehr Realität, desto besser, scheint es: Das Buch „Mehr als zwei Seiten“ erzählt die Geschichte einer Schulklasse aus Berlin Neukölln auf Klassenfahrt nach Israel. Ihre Lehrer haben die Erlebnisse der Schüler aufgezeichnet, weil Jugendliche so lernen, die Welt durch andere Augen zu sehen.

Jetzt den KURIER Family Talk mit Franz Lettner von Institut für Jugendliteratur ansehen:

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