Leben

Dieser Löwe sorgte in Hollywood für blutrünstige Geschichten

Der Schnaps stand stets parat, die Frauen hatten schön zu sein und die Studiobosse waren wahre Tyrannen. Und die Zeit der 30er- und 40er-Jahre gilt verklärt noch immer als die goldene Ära Hollywoods. David Finchers Film "Mank", der bei den Oscars nicht so erfolgreich war wie erwartet, ist voll von den Bildern. Der versoffene Drehbuchautor Herman J. Makiewicz liegt mit Orson Welles und dem Filmgiganten Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) über das Skript zu "Citizen Kane" im Clinch. 

Spielen brauchte man sich mit den Bossen der Produktionsfirmen nicht. Ersatz war schnell gefunden. Wie sagte Film-Tycoon Louis B. Mayer in "Mank" so schön?: "MGM hat nur einen Star: Leo, der Löwe". Die brüllende Großkatze wacht seit 1916 über Streifen des - früher - glamourösten aller Studios (zuerst für Samuel Goldwyn, ab der Fusion mit Metro Pictures und Mayers 1924 für MGM). Er kam immer vor Greta Garbo, Clark Gable oder Buster Keaton. Das Maskottchen steht wie kaum etwas anderes für "Good Old Hollywood".

Viele Löwen

Leo waren eigentlich viele Löwen - acht an der Zahl. Und ein Großteil hieß eigentlich auch nicht Leo. Der Erste in einer langen Reihe war Slats. Er war der einzige Riesenkater, der nur herumschaute und nicht brüllte. Es hält sich die urbane Legende, dass er nach dem Dreh für das Logo wütend wurde und seinen Trainer und  zwei andere Personen tötete. Das ist gut erfunden, aber nicht wahr. Sein Trainer überlebte den Löwen, der 1936 starb. Und so grimmig wird er auch nicht gewesen sein. Immerhin wurde Slats auf dem Grund des Löwenbändigers begraben. 

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Der wohl bekannteste Nachfolger hieß Jack. Er war der zweite MGM-Löwe und der erste, der brüllte - auch wenn der Laut zunächst noch extra aufgezeichnet wurde und vom Band kam. Sein Kopf schmückte über 100 Filmanfänge bis 1956, darunter Klassiker wie Tarzan. Auch um Jack rankt sich eine tolle Geschichte. So hätte er er bei der Aufnahme gar keine Laut von sich geben sollen.

Aber zwei Bankräuber hätten auf dem Weg in ihr Versteck den Drehort gekreuzt. Da hätte das Raubtier die bösen Burschen angebrüllt und in die Flucht geschlagen, einen dabei sogar tödlich verletzt. Wie schon bei Slats: gut erfunden und aus dem Reich der Mythen. 

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Nicht minder prominent ist Leo, der dann wirklich Leo hieß. Er hütete von 1957 bis zuletzt die die Filmanfänge. Lediglich zwischen 1966 und 1968 pausierte er. Da wurde er durch einen grafisch-stilisierten Löwenkopf ersetzt (wie etwa bei "2001: Odyssee im Weltraum").

Auf einen Tee mit Hitchcock

Leo war es auch, der auf ikonischen Bilder mit Alfred Hitchcock prangt. Einmal dirigiert der Regisseur das Tier vom Regiestuhl heraus, dann serviert er ihm Tee, bei einem anderen flieht er mit Leo auf der Autorückbank aus dem MGM-Studio. Die Fotos sollten "Der unsichtbare Dritte" bewerben, den einzigen Film Hitchcocks für MGM.

 

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Auch abseits des Maskottchens liebte man bei MGM offenbar die Großkatzen, die man - gar nicht artgerecht - herumchauffierte oder ihnen am Klavier etwas vorspielte. Wie beim  Star für den Film "Fearless Fagan". Darin geht es um einen Clown, der einrücken muss und sein Haustier, den Löwen mit in die Kaserne schmuggeln will.

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Die goldenen Hollywood-Zeiten für MGM sind schon eine Weile vorüber. Auch wenn die James-Bond-Reihe immer viel Geld in die Kassen gespielt hatte - beim Unternehmen waren sie schon zu klamm. Das Unternehmen meldete mehrmals Pleite an. Zuletzt im März 2020. Glamour gibt es kaum mehr. Man lebt vom Geist vergangener Tage.

Und kürzlich wurde bekannt, dass der Löwe gar kein echter mehr sein wird. Er ist - wie viele Hollywood-Blockbuster - computeranimiert. Das kann man bedauern, Tierschützer werden dies begrüßen. Immerhin muss sich so kein Wildtier stressen.

Festgezurrtes Tier

Für Stress sorgte bei Tierliebhabern ein Bild, das zeigen sollte, wie der Löwenfilm vor der Animation gedreht wurde. Auf einem Foto war eine arme, auf einer Bare festgezurrte Großkatze zu sehen. Aber wie so viele Mythen über MGM-Löwen: Auch das stellte sich als falsch heraus.

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Wirklich wahr hingegen ist ein Vorfall aus dem Jahr 2010 im MGM-Hotel in Las Vegas (das früher den selben Besitzer wie die Studio hatte) fiel ein Tier vor den Augen vieler Besucher einen Pfleger an und verletzte ihn.