„Cyberkriminalität ist ein lukratives Geschäftsmodell für Betrüger geworden“
Cyberrisiken sind auch Geschäftsrisiken ist Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank, im Interview überzeugt.
Die Erste Bank betreut auch viele KMU in Österreich. Wie sehr sind diese Unternehmen von Hackerangriffen betroffen?
Thomas Schaufler: Die aktuelle Statistik des Innenministeriums zeigt ein Anzeigen-Plus von 26 Prozent wegen Cyberkriminalität in Österreich. Aber es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch deutlich höher liegt. Pandemiebedingtes Homeoffice eröffnete Hackern völlig neue Möglichkeiten, und diese wussten Internetkriminelle stets zu nutzen.
Was ist aus Ihrer Sicht der Motor dieser Hacker?
Zahlen zeigen, dass Cyberkriminalität lukrativ ist und die Einnahmen mittlerweile den des Drogenhandels um das Dreifache übersteigen. Während letzterer pro Jahr etwa 400 bis 500 Milliarden US-Dollar umsetzt, lassen sich durch Cyberkriminalität 1.500 Milliarden US-Dollar ergaunern. Cybercrime ist zu einem „Businessmodell“ geworden und somit ein Garant für eine weitere Zunahme der Angriffe. Eine Umfrage von PwC unter 5.000 CEOs weltweit hat ergeben, dass 47 Prozent der Befragten Cyberangriffe als das Top-Risiko sehen. Betrachtet man hingegen die Einschätzung der österreichischen Vorstandschefs, sehen lediglich 26 Prozent der Befragten darin eine ernsthafte Bedrohung.
Wie wichtig ist Ihnen das Thema als Bank?
Für uns als Bank ist Cyber-Sicherheit extrem wichtig und das schon seit den ersten Tagen der digitalen Datenverarbeitung. Wir arbeiten daran, dass auch das Bewusstsein unserer Kunden für dieses Thema sensibilisiert wird. Daten sind heute die Geschäftsgrundlage vieler Kunden und damit sind Cyberrisiken wichtige Geschäftsrisiken, die man nicht unberücksichtigt lassen sollte.
Bieten Sie hier Lösungen für Ihre Kunden an?
Gemeinsam mit unserem Versicherungspartner Wiener Städtische bieten wir die „KMU-Cyber-Protect“ Versicherung an, die solche Geschäftsrisiken absichert. Dabei werden nicht nur Eigenschäden, also Schäden im Unternehmen, abgedeckt, sondern auch Fremdschäden bei Dritten, für die das Unternehmen haftet. Dazu zählen etwa Datenverlust, -beschädigung oder -diebstahl, Datenschutzverletzungen, Cyberdiebstahl, Betriebsunterbrechungen oder auch eine Verletzung der Geheimhaltungspflicht. Das kann sich sehr schnell auf mehrere tausend Euro summieren.
Wann ist eine Cyberversicherung jedenfalls ratsam?
Grundsätzlich sollte sich heute jedes Unternehmen mit seinem Risiko für Cyber-Schäden sowie einer Betriebsunterbrechung aufgrund von Cyber-Schäden auseinandersetzen. Hier unterstützen wir gemeinsam mit der Wiener Städtische gerne. Nachdem jedes Unternehmen sehr individuell in seinen Anforderungen ist, werden solche Versicherungsverträge spezifisch an die Kundenbedürfnisse angepasst, damit Risikolücken ausgeschlossen werden.