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Hinter uns die Sintflut?

Ob es für die Grundlagen, auf denen dieses Architektur-Projekt fußt, tatsächlich Computer braucht, darf jeder selbst entscheiden. Ausgespuckt haben die digitalen Modelle der Architekten von W-LAB jedenfalls ein eindeutiges Ergebnis: Wenn sich nicht schlagartig etwas ändert, werden viele heute noch wohnliche Areale zu sogenannten ariden Gebieten mit feindlichem Klima. Kurz gesagt: Wo wir heute leben, könnte morgen schon Wüste sein. Und schuld daran ist freilich der von Menschen gemachte Klimawandel.

Klimawandel-Oase für den Härtefall

Was das W-LAB auf diese Erkenntnis aufgesetzt hat und ebenso mit seinen starken Hochleistungscomputern errechnet hat, ist zweifelsohne spannend und erkenntnisreich. Hier muss man aber vorausschicken, dass die Architekten sich ganz klar auf die dunkle Seite der Zukunft geschlagen haben (ähnlich wie bei diesem Projekt): Alle für das vorliegende Projekt entwickelten Szenarien gehen davon aus, dass wir die Sache mit dem Klima nicht mehr kitten werden. Die entwickelte Klimawandel-Oase ist also im Grunde das Ergebnis von Resignation. Schließlich sucht das Projekt Lösungen für ein Worst-Case-Szenario.

Konkret schwebt uns da eine Siedlung an einem trockenen Ort vor. Diese besteht aus transportablen Hütten, die auf verschraubten Pfählen auf dem Boden abgestützt werden können. So können diese abmontiert werden ohne Spuren zu hinterlassen.

Die Architekten von W-LAB

Gleichzeitig darf man natürlich auch ins Treffen führen, dass es wohl nicht unrealistisch ist, sich mit dem möglichen Scheitern der Klimarettung auseinanderzusetzen. Schließlich stehen die Zeichen aktuell auf Sturm. Also, wie werden wir leben, wenn es bloß noch Wüste gibt? „Konkret schwebt uns da eine Siedlung an einem trockenen Ort vor. Diese besteht aus transportablen Hütten, die auf verschraubten Pfählen auf dem Boden abgestützt werden können. So können diese abmontiert werden ohne Spuren zu hinterlassen“, formulieren es die Entwickler.

Wie im Wilden Westen

Im Detail heißt das, wir werden in ihrer Vision in kleinen Kommunen leben. Diese müssen sich aber nicht nur selbst erhalten, sondern sich auch durch spezielle bauliche Maßnahmen vor Außeneinflüssen selbst schützen können. Die (noch) fiktive Siedlung verteilt ihre so genannten Biomodule von vornherein kreisförmig. Damit wird ein alter Schutzgedanke aufgegriffen – sie erinnern uns zurecht an die Wagenburgen im Wilden Westen. Zum Schutz vor Wind, Wetter und Feinden formierten die damaligen Siedler ihre Fuhrwerke stets kreisförmig. „So grenzen die einzelnen Habitate einen zentralen geschützten Raum ab, wie eine Oase“, sagen die Architekten heute zu der Strategie.

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Um die Kraft des Windes in einem stark exponierten Gebiet zu reduzieren, sieht das Team zudem die Schaffung von Grüngürteln vor. Diese sollen logischerweise aus Palmenhainen und Wüstenvegetation bestehen. Ihre Aufgabe: Das Filtern von Schwebeteilchen aus der Luft. Die Effektivität dieses Konzepts ist aber keineswegs aus der Luft gegriffen – sondern vielmehr dank der komplexen Computersimulationen erst entstanden. W-LAB sagt: „Die Schutzwirkung wurden durch unsere Berechnungsprogramme konkret bestätigt.“

Bau(m)stoff, der selbst nachwächst

Doch diese bewachsenen Ringzonen haben noch einen weiteren, langfristigeren Sinn: Sie sollen das Baumaterial der Siedlung liefern! Schließlich sollen für den Bau jeder Einheit „recycelte Materialien natürlichen und lokalen Ursprungs verwendet werden, die der Logik der Kilometer-Null-Materialien folgen“, wie die Entwickler festhalten.

Konkret schlagen die Architekten die Verwendung von Paneelen und Laminaten aus amerikanischem Agavenholz vor. Im Volksmund gern als "Wüstenholz" bezeichnet, was treffsicher auf dessen Herkunft schließen lässt. Seine Fasern und Wurzeln eignen sich ideal zur Herstellung von Wärme- und Schalldämmsystemen, wodurch künstliche Produkte vermieden werden. Zudem geht man davon aus, dass Agaven auch eine gröbere Klimaerwärmung gut überstehen werden.

Garteln für Profis

Apropos Pflanzen: In der Klimawandel-Oase fungiert jedes Haus zudem als eigenständiges Gewächshaus. Dies ermöglicht das Züchten von Obst und Gemüse sowie das Kompostieren von Abfällen, um wiederum Düngemittel selbst erzeugen zu können. Darüber hinaus sind unterirdische Systeme für das Recycling von Grauwasser integriert, die genau so wie alle anderen Geräte durch selbst erzeugten Strom in Betrieb gehalten werden. Klar, dass hier ausschließlich auf Sonnenkollektoren und externe Windturbinen gesetzt wird, um Energie zu gewinnen. Eine unter dem Haus verborgene Batterie wird diesen langfristig speichern können.

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Komplexer hatte sich für die Ingenieure die Sache mit der Trinkwassergewinnung gestaltet. Zur Gewinnung von wirklich sauberem Wasser (recyceltes Grauwasser fällt hier nicht hinein), untersuchte das Team zwei mögliche Lösungen: Nebelabscheidung und solare Entsalzung.

Alles eine Frage des Wassers

"Sowohl im Gebirgsklima als auch im trockenen Küstenklima ist das Auffangen von Nebel mit Netzen aus Polyethylen möglich, wenn entsprechende klimatische Eigenschaften gegeben sind.“ Auf diese Weise könne man zwischen vier und 14 Liter Wasser pro Quadratmeter und Tag einfangen. „Dieses System ermöglicht es uns, die in der Luft verteilte Feuchtigkeit zu kondensieren." Das heißt aber auch, dass Flüsse oder Seen in der Nähe sein müssen, sonst wird die Luft zu trocken. Für solche Gegenden wäre die Entsalzung von Meerwasser durch einen dank Sonnenenergie angestoßenen Osmoseprozess eine Option. Sofern eben ein Meer irgendwo in der Nähe ist …

Schlusswort der Architekten: „Die klimatischen Bedingungen verändern sich weltweit, und angesichts extremerer Temperaturen und begrenzter Ressourcen müssen sich auch architektonische und urbane Lösungen ändern.“ Alles klar. Bevor es aber soweit ist, plädieren wir dennoch dafür, derartig unschöne Szenarien nicht als gegeben anzunehmen. Sondern stattdessen alles dafür zu tun, dass unsere Welt nicht zur Wüste wird.

Text: Johannes Stühlinger Bilder: W-LAB

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