Operette mit Akrobatik: Strauss goes Circus
VON Werner Rosenberger
„Man wird Johann Strauss im Festjahr 2025 ganz anders erleben“, verspricht Roland Geyer. Der Intendant hat bei der Programmierung im Szenischen auf neue Erwartungshaltungen gebaut. Den Popstar der Klassik will man aus der Schublade des allzu Üblichen, aus der Klischee-Ecke von Walzerseligkeit und Operettenstadl holen.
Die Zielgruppe sind alle zwischen 3 und 99 Jahren mit Programmpunkten und Events für Groß und Klein, Jung und Alt, Klassisch und Modern, bei freiem Eintritt und mit Eintritt.
Das Motto des Veranstaltungsreigens steht als Zitat aus der vorletzten Strauss-Operette „Waldmeister“ (1895) auf der ersten Seite im Festjahr-Programmbuch: „Mag da kommen, was da immer kommen mag, Lust und Freude bringe uns ein jeder Tag!“
Manege frei!
Ein Höhepunkt der Programmschiene MIX, die vor allem ein experimentierfreudiges Publikum ansprechen soll, ist im September sicher „Cagliostro“.
Roland Geyer: „Wir kreieren und produzieren in Zusammenarbeit mit dem Circus-Theater Roncalli ein ganz neues Genre für Alt und Jung: die Zirkus-Operette.“
So wird im Zirkus von Madame Sophie mit Spannung berühmter Besuch erwartet: Cagliostro, der größte Magier, wie es heißt, und mysteriöser Erfüller aller Wünsche, soll in der Manege auftreten – begleitet von Laurenza, dem angesagtesten Stern am Musikhimmel.
Die Aufregung ist groß. Das heiß ersehnte Publikum kommt in Strömen. Nur Severin, Madame Sophies Sohn, teilt die Begeisterung nicht: Er hofft, den Zirkus zu übernehmen und mit seinen neu entwickelten Artistennummern in die Zukunft zu führen.
„Reizendste Tonblüten“
Doch seine Mutter zweifelt an seinen Erfolgschancen und beschließt, das Familienunternehmen zu verkaufen. Severins Kindheitsfreundin Emilia bietet ihm ihre Hilfe an. Als reiche Erbin könnte sie den Zirkus für Severin kaufen.
Doch da trifft Cagliostro ein. Alle sind fasziniert von dem Wundermann, und auch Emilia kann sich seinem Bann nicht entziehen. Wie wird es mit dem Zirkus weitergehen?
„Das Publikum zeigte sich enthusiasmiert wie immer. Der Komponist hat wieder einen duftigen Blumenstrauß voll der reizendsten Tonblüten gewunden“, schrieb die Neue Freie Presse 1875 über die heute wenig bekannte Strauss-Operette „Cagliostro in Wien“ und ihre musikalischen Glanzlichter wie „Die Rose erblüht, wenn die Sonne sie küsst“, den Cagliostro-Walzer „Könnt ich mit Ihnen fliegen durchs Leben“ und „Bitte schön, bitte schön, o mach’ uns jung, mach’ uns schön, wir bitten schön“.
Der große Erfolg bei der Uraufführung am 27. Februar 1875 im Theater an der Wien war wohl darauf zurückzuführen, dass zwei der Rollen mit den Publikumslieblingen Marie Geistinger und Alexander Girardi besetzt waren.
Neuinterpretation
Auf Basis von „Cagliostro in Wien“ verfasste der Erfolgsautor Thomas Brezina 150 Jahre später eine Zirkusoperette für die ganze Familie. Ab 10. September 2025 treffen in der magischen Atmosphäre des laut Andy Warhol „wundervollsten Circus der Welt“, gegründet von Bernhard Paul, die mitreißenden Strauss-Melodien, arrangiert von Johnny Bertl, auf akrobatische Acts.
Erzählt wird eine turbulente Geschichte aus der Welt der Artisten und Attraktionen rund um geheime Sehnsüchte, zerplatze Träume, Lügen und Geldgier, die Leichtgläubigkeit der Menschen und die Suche nach dem großen Glück.