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Kapitalmarktwissen schafft Wohlstand

Die gute Nachricht ist: Die Österreicher haben ihr Finanzvermögen in den vergangenen 25 Jahren mehr als verdoppelt. Das Finanzvermögen ist laut Agenda Austria seit Mitte der 1990er-Jahre von unter 300 auf mehr als 700 Milliarden Euro angestiegen. Die beliebteste Anlageform bleiben dabei das Bargeld, Konten und Sparbücher.

Dabei gibt es aufgrund der Null-Zins-Politik auf Sparbüchern und Konten quasi keine Zinsen mehr, sondern nach Abzug der Inflation wird das Geld immer weniger wert.

Alfred Lejsek, Leiter der Gruppe „Finanzmärkte“ im Bundesministerium für Finanzen: „Es ist natürlich bequem, einfach Geld auf ein Sparbuch zu legen und man braucht sich um nichts mehr zu kümmern. Bis vor ein paar Jahren bekam man auch noch Zinsen dafür, aber diese Zeiten sind leider vorbei. Als kurzfristig verfügbarer Notgroschen für unerwartete Ausgaben wie eine Autoreparatur oder den Kauf einer neuen Waschmaschine ist das Sparbuch sicher eine gute Anlageform, aber als langfristige Vorsorge ist das Sparbuch heute aufgrund der unter der Inflationsrate liegenden Zinsen keine ideale Wahl. Ohne eine Veranlagung am Kapitalmarkt lässt sich heute langfristig nicht vorsorgen und auch kein Vermögen aufbauen.“

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Wissen fehlt

Eine 2021 durchgeführte Studie der OECD in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Finanzen hat gezeigt, dass nur 9,1 Prozent der Österreicher in Aktien und Wertpapiere investieren. Dabei gibt es große Unterschiede nach Bildungsgrad. Zum Beispiel sind 20,9 Prozent der Personen mit postgradualem Hochschulabschluss in Aktien investiert, gegenüber 16 Prozent der Personen mit reinem Universitätsabschluss (ohne Zusatzausbildung), aber nur 9,5 Prozent der Personen mit einer mittleren Bildung.

Große Unterschiede gibt es auch nach dem beruflichen Status: 21,3 Prozent der Selbstständigen investieren in Aktien und Anleihen, aber nur 10,7 Prozent der Nichtselbstständigen.

Die Skepsis der Österreicher zum Kapitalmarkt ist schwer zu erklären, im historischen Rückblick vielleicht eher, aber die Generation, die heute investiert, kennt ja Themen wie Hyperinflation oder Kriegsanleihen bestenfalls aus den Geschichtsbüchern.

Alfred Lejsek, Leiter Finanzmärkte im BMF

Insgesamt zeigt die OECD-Studie, dass Erwachsene in Österreich ein eher niedriges Niveau an Finanzwissen in Bereichen aufweisen, die für das langfristige finanzielle Wohlergehen und die Geldanlage wesentlich sind.

Antworten auf Wissensfragen zeigen, dass 51 Prozent der Österreicher die Frage nach dem Zinseszins nicht richtig beantworten konnten, welches aber ein wichtiges Konzept ist, um die Verwendung von Krediten zu verstehen sowie langfristige Ersparnisse, Investitionen und Alterseinkommen zu verwalten. 38,7 Prozent der Befragten konnten die Frage nach der Risikostreuung nicht richtig beantworten, ein weiteres Konzept, das die Fähigkeit untermauert, Ressourcen langfristig effektiv zu verwalten.

Wohlstand schaffen

Private Vorsorge ist aber notwendig, um die Pensionslücke, also die Differenz zwischen dem letzten Erwerbseinkommen und der Pension, die bereits heute im Schnitt 47 Prozent beträgt, zu schließen. Das Umlageverfahren hat zwar in den vergangenen Jahrzehnten gut funktioniert, aber die Menschen werden immer älter und immer weniger junge Österreicher müssen immer mehr Pensionisten erhalten. Seit dem Jahr 2020 schrumpft jener Anteil der Bevölkerung, der das Sozialsystem maßgeblich finanziert.

Laut Statistik Austria wird der Anteil der Bevölkerung im Pensionsalter von 65 und mehr Jahren ab 2023 bereits mehr als 20 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Bis zum Jahr 2080 steigt dieser Anteil auf 29,3 Prozent an – das sind rund zehn Prozentpunkte mehr als heute. Im Verhältnis zu diesem demografischen Mittelbau der 20- bis 60-Jährigen bleibt die Zahl der Jüngeren über die kommenden Jahrzehnte ziemlich konstant, während die Zahl der über 60-Jährigen deutlich zunimmt.

Wer also seinen Lebensstandard im Alter halten möchte, kommt an einem Vermögensaufbau mit Wertpapieren kaum vorbei. Dabei ist natürlich ein ausgewogener Anlage-Mix passend zur persönlichen Risikoneigung essentiell.

Alfred Lejsek Leiter Finanzmärkte im BMF

Kapitalmarktfitness

Um aber am Kapitalmarkt agieren zu können, muss man auch das entsprechende Know-how haben. Grundvoraussetzung ist, dass man die eigenen Finanzen im Griff hat.

Das setzt aber voraus, dass man seine eigenen Einkünfte und Kosten kennt oder auch zukünftigen Belastungen einschätzen kann. Nur wer sich also finanziell selbst verorten kann, ist fit für die Kapitalmärkte.

Alfred Lejsek, Leiter Finanzmärkte im BMF

Aber bereits die Unterschiede in der Kapitalmarktaffinität der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zeigt, dass man sehr zielgruppenspezifische Angebote schaffen muss. Lejsek: „Während ältere Bevölkerungsschichten noch sehr Sparbuch-geprägt sind und an die Themen Risiken und Ertrag an den Kapitalmärkten herangeführt werden müssen, so verleitet die einfache Handhabung vieler Finanzapps die junge Generation zu oft riskanten Vermögensentscheidungen. Hier ist wichtig, durch entsprechende Finanzbildung sicherzustellen, dass ihnen auch bewusst ist, welche Risiken sie eingehen, da es ansonsten ein böses Erwachen geben kann.“

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